ISBN:
978-3-89913-747-7
ISSN:
1863-9801
Language:
German
Pages:
332 Seiten
,
Illustrationen
Series Statement:
Kultur, Recht und Politik in Muslimischen Gesellschaften 16
Keywords:
Tadschikistan Usbekistan
;
Religion
;
Moral
;
Ethik
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Erziehung
;
Familie
;
Moschee
;
Muslime
;
Pädagogik
;
Islam
;
Islamisierung
;
Kulturwandel
;
Sozialer Wandel
;
Säkularisierung
;
Feldforschung
Abstract:
Im gegenwärtigen Tadschikistan erweist sich die Moralisierung der Bevölkerung als ein zentraler Kristallisationspunkt in der Auseinandersetzung zwischen traditionellen, modernen, religiösen und säkularen Werten. Die sozio-ökonomischen Veränderungen auf der einen Seite, und der Verlust sozialer Sicherheit und gesellschaftlicher Integrität insbesondere im Zusammenhang mit den blutigen Bürgerkriegsereignissen der Jahre 1992-97 auf der anderen Seite bilden den Rahmen für die vehementen Forderungen nach einer moralischen Erziehung der jungen Generationen in allen Bereichen der tadschikischen Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund untersucht mein Dissertationsprojekt moralische Erziehung (tarbiya) in der sunnitisch-muslimischen Bevölkerung in Dushanbe, der Hauptstadt Tadschikistans. Moralische Erziehung in Tadschikistan ist eng verbunden mit dem Lebenszyklus. Folglich konzentriert sich das Projekt konzentriert insbesondere auf den Zeitpunkt der einsetzenden Reife (baloghat) - ein Stadium in der moralischen Entwicklung junger Menschen, in dem lokale Geschlechterkonzeptionen, formale religiöse Wissensvermittlung und die Ausübung der religiösen Pflichten (namoz, ruza) zunehmend an Bedeutung gewinnen.Die Untersuchung erfolgt in den Bereichen Familie, Schule und Moschee. Diese drei sozialen Domänen stellen nicht nur die zentralen Sozialisationsinstanzen in der moralischen Entwicklung junger Menschen dar. Sie eignen sich zudem als Projektionsfläche der Konflikte zwischen traditionellen und modernen, religiösen und säkularen Werten: Sie bilden "moralische Räume", in denen die verschiedenen Werte aufeinandertreffen, miteinander konfligieren und in der alltäglichen Praxis der lokalen muslimischen Bevölkerung synthetisiert werden.In der familiären Erziehungspraxis findet sich ebenso wie in der Praxis privater religiöser Kurse (sabaq), die im häuslichen Bereich oder in der lokalen Moschee stattfinden, ein treffendes Beispiel, um die starke Überlappung der religiösen und moralischen Sphäre zu verdeutlichen: In der Familie sind die Prozesse moralischen Lernens eng mit lokalen Vorstellungen von Muslimsein und der religiösen Praxis verknüpft. In den privaten religiösen Kursen (sabaq) ist das textbasierte islamische Lernen untrennbar mit der Vermittlung moralischer Kodes und Geschlechterkonzepte der lokalen Gemeinschaft verbunden. Die moralische Erziehung im Bereich staatlicher Schulen ist eng mit zwei Ethikfächern (Odobnoma, Odobi Oiladory) verknüpft, die in die Curricula staatlicher Schulen aufgenommen wurden. Über den schulischen Ethikunterricht werden junge Menschen mit einer säkularen Konzeption von odob konfrontiert, die Teil der nationalen Ideologie ist und sich in den Vorstellungen darüber, was "gute tadschikische Bürger" bzw. "gute zukünftige Eltern" auszeichnet, niederschlägt. Das Nebeneinander moralischer Erziehung in der religiösen und säkularen Sphäre führt zu der Frage, was als säkulare Werte präsentiert wird und inwiefern diese Werte Bezug auf die muslimische Mehrheit der tadschikischen Gesellschaft nehmen.
Description / Table of Contents:
Vorwort -- Transliteration originalsprachlicher Begriffe -- 1 Einleitung -- 2 Der lokale Forschungskontext -- 3 Muslimische Moralitäten -- 4 Moralerziehung als öffentliches Interessenfeld -- 5 Moralerziehung und religiöse Wissensvermittlung in Familien -- 6 Private religiöse Kurse und geschlechterspezifische Moralitäten in der Reife --7 Moralerziehung in staatlichen Schulen --8 Das Bedürfnis nach Ausgewogenheit --Literaturverzeichnis -- Liste der zentralen Informantinnen und Informanten -- Index -- Abbildungen
Note:
Literaturverzeichnis: Seite 293-311
,
Dissertation, Martin-Luther-Univerität Halle-Wittenberg, 2009
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