ISBN:
978-3-7319-0069-6
Language:
German
Pages:
157 S.
,
zahlr. Ill.
Series Statement:
Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main 35
Keywords:
Erster Weltkrieg Nordafrika
;
Westafrika
;
Schwarze
;
Kriegsgefangener
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Gefangener
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Propaganda
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Anthropologie, physische
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Wissenschaft
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Kolonialgeschichte
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Kolonialismus
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Kolonie
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Krieger
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Photographie, ethnographische
;
Ausstellungskatalog
Abstract:
Höchst ungewöhnliche Porträts von zehn französischen Kolonialsoldaten werfen Fragen auf: Wie sind diese Menschen aus Nord- und Westafrika in das Geschehen des Ersten Weltkriegs involviert gewesen? Warum wurden sie in speziellen Lagern von den anderen Kriegsgefangenen separiert? Welches Interesse hatten Wissenschaftler an den Gefangenen aus den Kolonien? Was beobachteten sie und wofür wurden die Ergebnisse ihrer Forschungen verwendet? Die Fotografien von beeindruckender Qualität werden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie zeigen, wie Krieg und Kolonialismus die Wissenschaft beeinflussten - und wie umgekehrt die Arbeit von Forschern der Kriegspropaganda diente. Das Buch versammelt Beiträge von renommierten Autoren aus Deutschland, Frankreich und dem Senegal, die diesen Fragen nachspüren. Die FotografienDen Ausgangspunkt der Ausstellung bilden 15 großformatige Nahaufnahmen, die zehn Menschen zeigen. Es sind Kriegsgefangene, die aus Nord- und Westafrika stammen und in einem Gefangenenlager fotografiert worden sind. Aber wie passen diese Fotografien zu unserem Bild vom Ersten Weltkrieg? Die Ausstellung hinterfragt genau diese Vorstellungen und erzählt die bisher wenig beachteten Geschichten und Zusammenhänge dieser Fotos.Die SoldatenEine halbe Millionen Männer aus den französischen Kolonien kämpften für Frankreich im Ersten Weltkrieg. Oft wurden sie unter Zwang rekrutiert. Dieser Einsatz gibt dem Terminus "Weltkrieg" erst seine wirklich globale Bedeutung. Auch auf britischer Seite kämpften viele Kanadier, Australier und vor allem Inder, auf russischer Seite oft muslimische Nicht-Russen aus Zentralasien und dem Kaukasus. Dabei gerieten viele in Gefangenschaft. In speziellen Lagern sammelten die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn solche Soldaten ihrer Gegner, von denen sie hofften, sie könnten gegenüber den britischen und französischen Kolonialherren ihrer Herkunftsländer aktiv werden.Die WissenschaftDie kolonialen Kriegsgefangenen wurden in der Lagern auch zum Untersuchungsgegenstand von Forschern, die auf diese Weise ohne aufwendige Expeditionen Zugang zu Menschen verschiedenster Ethnien aus der ganzen Welt erhielten. Entsprechend den Gepflogenheiten einer in kolonialistischer Tradition stehenden Wissenschaft hat man sie mit Zirkeln vermessen, ihre Köpfe in Gips abgegossen und auf vorgebliche Rassenmerkmale untersucht; sie wurden gefilmt, etwa bei Festen in den Lagern, und ihre Musik und ihre Stimmen wurde auf Schallplatten und Wachswalzen aufgenommen. Wie sollen Museen heute mit solchen "sensiblen Sammlungen" umgehen?Die PropagandaViele deutsche Propagandaschriften, Postkarten und andere Darstellungen prangerten den Einsatz von schwarzen Soldaten, "wilden Bestien niedrigster Kulturstufe", im Kampf gegen die deutsche "Kulturnation" an. Und auch ein Ethnologe wie Leo Frobenius, der einerseits bei den Gefangenen Märchen und Mythen sammelte, veröffentlichte ein Buch (für das die gezeigten Fotografien entstanden), in dessen Einleitung er Frankreich und Großbritannien mit Dompteuren gleichsetzte.Die ErinnerungNicht nur während des Ersten Weltkrieges spielte ein rassistisch geprägtes Überlegenheitsgefühl eine Rolle. Als etwa während der Rheinlandbesetzung 1919 bis 1930 schwarze Soldaten als Besatzungstruppen eingesetzt wurden, rief dies unter der Parole "Schwarze Schmach" in der deutschen Öffentlichkeit große Empörung hervor. Heute erinnern nur wenige Friedhöfe und Gedenkstätten an die Präsenz und die Schicksale der Kolonialsoldaten. Die Ausstellung macht sich zur Aufgabe, den außereuropäischen Teilnehmern des "Großen Krieges" eine Stimme zu geben und auf einen der Ursprünge des Rassismus in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen.
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