ISBN:
978-3-8353-9091-1
Language:
German
Pages:
435 Seiten
,
Illustrationen
Series Statement:
Ethnographien [5]
Uniform Title:
L' _objet-personne
Keywords:
Anthropologie Anthropologie, visuelle
;
Anthropologie, philosophische
;
Wahrnehmung
;
Materielle Kultur
;
Artefakt
Abstract:
Wir alle verkehren unwillkürlich mit leblosen Objekten, als wären sie menschliche Akteure. Für einen flüchtigen Moment kommt es uns so vor, als ob unsere Autos und Computer uns hören könnten. Aber unter welchen Bedingungen denken, sprechen, agieren oder reagieren unbelebte Objekte? Wann werden die Dinge um uns herum lebendig?Carlo Severi entwirft in seinem neuen Buch nichts Geringeres als eine Anthropologie des Denkens und der Wahrnehmung. Im Mittelpunkt seiner Überlegungen stehen Formen kollektiver Imagination, die unbelebten Artefakten - Spielzeugen, Ritualstatuetten, Grabdenkmälern oder Kunstwerken - Handlungsmacht zuweisen. Dinge werden zu lebendigen Wesen, die auf den Menschen wirken und sein Handeln bestimmen.Die Moderne hat bekanntlich mit dem Primitivismus eine Ästhetik etabliert, die solche Objekte als Kunst betrachtet. Severi kehrt diese Blickrichtung um. Indem er jegliche Produktion von Bildern als soziale Tatsache betrachtet, die untrennbar mit der Ausübung des Denkens verbunden und damit universell ist, stellt er die etablierten Grenzen zwischen künstlerischem Diskurs und alltäglicher Praxis in Frage. Er entwickelt eine neue Theorie des Bilddenkens, die mit dem kulturellen Gedächtnis und dessen Wirklichkeitsmodellierung verbunden ist. Severis Grundannahme ist dabei so einleuchtend wie folgenreich: Das Zentrum einer Kultur bilden Strukturen der Wirklichkeitsdeutung, die an das Denken in Bildern geknüpft sind. Sie fundieren den Zusammenhang von Sehen und Glauben. Dieser Befund gilt auch für Gesellschaften, die sich als säkular begreifen. Die Anthropologie des Gedächtnisses, die Carlo Severi in seiner bahnbrechenden Studie Das Prinzip der Chimäre vorgelegt hat, wird mit diesem Buch zu einer allgemeinen Anthropologie des Denkens erweitert.
Description / Table of Contents:
Vorbemerkung -- Einleitung. Lebendige Objekte und die Anthropologie des Denkens. Kükais Vision. Ebenen der Kognition. Anthropologie und Pragmatik. Ethnographie und Denken -- 1 Primitivistische Einfühlung. Intensivierung des Bildes und Entschlüsselung des Raumes. Was bei der Anleihe auf dem Spiel steht. Carl Einstein, oder: Fixierte Ekstase. Primitivismus ohne Anleihen, oder: Imaginäre Filiation. Ikonographie und Spiel -- 2 Die Welt der Gedächtniskünste. Eine Methodenübung. Indianische Gedächtniskünste: Ein Beispiel. Piktographie und Gedächtnis: Ein Modell. Tier-Eponyme: Visuelles Wissen der Nordwestküstenindianer. Piktographien und quipus-Schnüre -- 3 Autoritäten ohne Autor. Formen von Autorität in mündlichen Traditionen. Evidenzen, Pragmatik und Artefakte. Das mvet der Fang: Sänger, Gesang und Harfe. Westafrikanische Nagelfiguren (nkisi): Neu bedacht. Komplexe Artefakte -- 4 Wort und Stimme verleihen, oder: Wie die Bilder sprechen. Rituelle Worte und Bilder. Hier-Jetzt-Ich: Das zeigende Bild und das handelnde Wort. Kolossoi und kuroi, oder: Die Pragmatik der Bilder -- 5 Patroklos sein: Begräbnisrituale und Leichenspiele in der Ilias. Durch den Text zum Bild: Identifikation, Hierarchie, Präfiguration. Leichenspiele als Quasi-Rituale: Patroklos sein. Überlegungen zu den Begräbnisritualen bei den Wari. Objekte-als-Personen und ihre Welt -- 6 Anthropologie der abstrakten Kunst Analyseprinzipien und Einsätze des Bildes bei Claude Levi-Strauss. Claude Levi-Strauss und die Anthropologie der Kunst. Analyseprinzipien: ein Beispiel von Kandinsky. Visuelle Strategien in der abstrakten Kunst -- 7 Der chimärische Raum Wahrnehmung und Projektion in Blickakten. Das Sichtbare und das Unsichtbare in Kunstwerken. Perzeption und Projektion im Blick des Betrachters. Symbolismus und Übergangsraum. Visuelle Ambiguität und Chimärisches Bild. Die Ikonographie der Wayana und Yekwana: Chimären am Amazonas -- 8 Ein Schein von Leben Epistemologie der Perspektive im Abendland. »Leben« - Kosmologisches Prinzip und Prinzip der Kunst. Eine Wissenschaft der Beschreibung: imitare und ritrarre. Wahrheitsmodelle. Dichtung ohne Worte oder Blinde Malerei? Das kontrafaktische Bild. Neue Meditationen über ein Steckenpferd. Perspektive und Bildanthropologie: Erste Punkte. Von der Präsenz zum Blickakt. Zeugen-Figur und Capriccio --Schluss: Unwiderlegbare Hypothesen -- Dank -- Anmerkungen -- Bibliographie
Note:
Literaturverzeichnis: Seite 415-[435]
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