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Fritz Breithaupt
"Die dunklen Seiten der Empathie"

"Wenn man die meisten Menschen fragt, wer mehr Empathie hat, Männer oder Frauen, dann sagen sofort alle: die Frauen", erklärt der Literaturwissenschaftler Fritz Breithaupt im DLF. Gehirnstudien hätten allerdings gezeigt, dass das vielleicht gar nicht richtig sei.

Fritz Breithaupt im Gespräch mit Jan Drees | 08.02.2017
    Eine Bildcombo zeigt das Buchcover von Fritz Breithaupt "Die dunklen Seiten der Empathie" vor dem Foto von Händen, die sich berühren.
    Mitleid und Mitgefühl sind Thema im neuen Buch von Fritz Breithaupt (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft / dpa / Hans Wiedl)
    "Die dunklen Seiten der Empathie" beobachtet der Literaturwissenschaftler Fritz Breithaupt in seinem aktuellen Buch, das seit wenigen Tagen im Mittelpunkt eines höchst interessanten Diskurses steht. Auf 228 Seiten denkt Breithaupt nach über jene scheinbar unmenschlichen Dinge, die wir tun oder empfinden, nicht obwohl, sondern weil wir Empathie haben.
    Das klingt zunächst kontraintuitiv. "Wenn man die meisten Menschen fragt, wer mehr Empathie hat, Männer oder Frauen, dann sagen sofort alle: die Frauen! Natürlich zeigen sie mehr Emotionen, mehr Mitgefühl, sie wenden sich, jedenfalls dem klassischen Schema nach, den Kindern zu", sagt Fritz Breithaupt im Gespräch mit Jan Drees. "Neuere Gehirnstudien allerdings haben gezeigt, dass das vielleicht gar nicht so ist. Wenn man Männer und Frauen in diese großen Hirnscanner legt und sie in alle möglichen Situationen überführt, zeigt sich immer wieder, dass Männer und Frauen sehr, sehr ähnlich reagieren, wenn es um Empathie geht. Mit einer kleinen Ausnahme: Wenn ein schuldiger Mensch bestraft wird, also wenn man zuschaut, wie jemand, der vorher im Spiel betrogen hat, einen kleinen Elektroschock bekommt, dann reagieren die Männer begeistert. Die Frauen dagegen haben auch da noch ein bisschen Mitleid."
    Fritz Breithaupt: "Die dunklen Seiten der Empathie"
    Suhrkamp Verlag Berlin, 228 Seiten, 16 Euro.