Seit zehn Jahren sind nicht-invasive, genetische Pränataltests auf dem deutschen Markt erhältlich. Sie brachten eine neue Dynamik in ein ohnehin ethisch aufgeladenes Feld: das der vorgeburtlichen, medizinischen Untersuchungen (Pränataldiagnostik). Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Arbeit die aktuelle Situation der Pränataldiagnostik (PND) in Deutschland untersucht. Die zentrale Frage lautet, ob es zwischen der PND und der UN-Behindertenrechtskonvention einen sozialen Konflikt gibt. Die Rechte von Menschen mit Behinderung wurden 2009 durch die Anerkennung des Völkerrechtsvertrags nicht nur auf juristischer Ebene gestärkt. Seither sind zahlreiche vor allem politische Maßnahmen eingeleitet worden, die zu einem grundlegenden sozialen Wandel führen sollen. Die Logik der Stärkung der Menschenrechte von Menschen mit Behinderung stößt immer wieder am Normprogramm der medizinischen Schwangerenvorsorge an. Beide Praxen scheinen nicht nur unvereinbar, sondern gar widersprüchlich.