Postkoloniale Ansätze in der Ethnologie zeichnen sich durch eine kritische Reflexion der eigenen Wissenschaftsgeschichte aus und denken dabei theoretische und methodologische Ansätze des Faches weiter. Sie laden dazu ein, sich kritisch mit der Verstrickung der Disziplin in koloniale Prozesse und der Aufrechterhaltung von ungleichen Machtstrukturen auseinanderzusetzen. Postkoloniale Ansätze hinterfragen die Autorität ethnologischer Wissenskonstruktion und die damit verbundene Repräsentation des kulturell „Anderen“ sowie des „Eigenen“. Darüber hinaus lenkt eine postkoloniale Ethnologie den Blick auf transkulturelle Verflechtungen, etwa lokale Interpretationen globaler Symbole und Praktiken. Damit destabilisiert sie vermeintlich „universale“ Erklärungsmuster und Konzepte, verortet sie in Zeit und Raum. Die Beiträge in diesem, Judith Schlehe gewidmeten Sammelband veranschaulichen, welche fruchtbaren Implikationen ein postkolonialer Impetus für die ethnologische Forschung, Theorie und Praxis bereithalten kann. Angelehnt an die von Judith Schlehe entwickelte „Tandem“-Forschung stellen die AutorInnen in ihren eigenen Studien kollaborative und kulturell reziproke Prozesse vor. Sie zeigen alternative Deutungen zu „westlichen“ Sichtweisen auf und verdeutlichen deren Relevanz für das Fach. HerausgeberInnen Dr. Mirjam Lücking, Martin Buber Society of Fellows, The Hebrew University of Jerusalem Prof. Dr. Anna Meiser, Institut für Interkulturelle Kommunikation, LMU München PD Dr. Ingo Rohrer, Institut für Ethnologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.