Allgegenwärtig ist das Erzählen von Geschichten in der psychiatrischen Pflege. Zu pflegende Menschen, An- und Zugehörige wie auch professionell Pflegende erzählen fortwährend Geschichten – Geschichten über sich und ihr Leben zumal. Die vorliegende Studie nimmt die Selbst- bzw. Lebensgeschichten psychiatrisch Pflegender in den Blick und geht der Frage nach, wie die als psychiatrisch Pflegende bezeichneten Personen ihre narrative Identität konstruieren. Anhand autobiographisch-narrativer Interviews rekonstruiert Nicole Duveneck das zentrale sinnstiftende Strukturmuster der Identitätskonstruktion und entwickelt ein Modell, das die personale narrative Identität psychiatrisch Pflegender als einen die Normalität wandelnden und zugleich erhaltenden Prozess erfasst. Dieses Ergebnis verweist auf die ungebrochene Wirkmacht der Normalität im psychiatrischen Versorgungssystem und fordert – ob der mit der Normalität verbundenen exkludierenden Praktiken – zum kritischen Diskurs über und für eine gute psychiatrische Pflege auf.

Die Autorin: 
Nicole Duveneck ist Pflegewissenschaftlerin und Berufspädagogin. Sie arbeitet derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Universität Bremen; ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sind kritische Theoriebildung in der Pflege, qualitative Sozialforschung, Bildung und Professionalisierung der Pflege, insbesondere im Bereich der psychiatrischen Versorgung.