Angeregt durch die preußischen Turfanexpeditionen (1902-1914) beabsichtigte Lucian Scherman (1864-1946), der Direktor des Münchner Ethnographischen Museums, ebenfalls eine Serindien-Sammlung aufzubauen und dazu einen Sammler nach Zentralasien zu schicken. Der Tibetmissionar August Hermann Francke (1870-1930), damals einer der besten Kenner Ladakhs und seiner Geschichte, schien ein geeigneter Kandidat zu sein; außerdem würde die Mission einen Teil der anfallenden Kosten tragen, denn der Reisende würde ja gewissermassen nebenher für das Museum sammeln. Francke gewann als Mitreisenden den sprachkundigen Hans Körber, der sich jedoch in der Praxis als problematischer Mitarbeiter erwies. Die Expedition stand unter einem schlechten Stern: die Reisewege und die Kosten wurden unterschätzt, ein Besuch der Gegend von Turfan erwies sich als nicht durchführbar und zu allem Überfluss brach der Weltkrieg aus, sodass die beiden Forscher 1914 in Leh festgenommen und ins Internierungslager Ahmednagar übergeführt worden. Der russische Teil der Sammlung ging verloren, der andere, grössere Teil jedoch wurde 1928 nach Deutschland gebracht und von Francke noch ansatzweise bearbeitet.
Der von Scherman mit Geduld und Geschick geleitete Briefwechsel dokumentiert die Forschungsreise mit all ihren praktischen und menschlichen Schwierigkeiten und ist eine aufschlussreiche Quelle zur Geschichte der Ethnographie und des Museums in München.