Hans-Joachim Petsche / Julius Erdmann / Antje Zapf (Hg.)

 

Virtualisierung und Mediatisierung kultureller Räume

Die Neuen Medien – Gewinne – Verluste – Gefahren

Mit einem Anhang zum 65. Geburtstag von Hans-Ulrich Schilf und einer Beigabe zum 80. Geburtstag
von Siegfried Wollgast

 

 

2014, [= e-Culture, Band 20], 450 S., zahlr. Tab. u. Abb., ISBN 978-3-86464-077-3, 49,80 EUR

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Inhalt

 

Editorial der Herausgeber     9

 

Einführung 11

Hans-Joachim Petsche, Julius Erdmann, Antje Zapf

 

 

I. Virtualisierung und Mediatisierung – Theoretische Ansätze     23

 

Mediatisierung und Virtualisierung aus philosophiehistorischer Perspektive  25

Siegfried Wollgast

 

Mediatisierung und Virtualisierung aus kulturhistorischer Perspektive  47

Heiko Christians

 

Was eigentlich ist Virtualität?        57

Hans-Joachim Petsche

 

Medien-Räume und Medien-Theorien: Zwischen Philosophie, Kultur und Architektur     71

Tomasz Stępień

 

Neue Medien, kulturelle Praxen und Identitätsbildung      85

Gerhard Banse

 

Medialisierung kommunikativer Rationalität in der Kultur der realen Virtualität    103

Andrzej Kiepas

 

Infoactivism as the Basis of Communicational Reversal    115

Tadeusz Miczka

 

 

II. Hirn, Bild, Virtualität        125

 

Mein Gehirn geht auf Sendung – Vom Sinn der Mediatisierung des Wirklichen in den Neurowissenschaften 127

Gerd Grübler

 

Inszenierte Zukünfte: Zur Virtualität von Neuropädagogik und Konsumgenetik    141

Bruno Gransche, Dirk Hommrich

 

Some Remarks on the Trans-philosophy of Picture  165

Mariola Sulkowska-Janowska

 

Bilder in der Netzkommunikation: Information und/oder Emotion?     171

Annely Rothkegel

 

To Decline an Audience       189

Magdalena Wołek

 

Selbstdarstellung, Selbstbehauptung, Selbstkommunikation? Persönliche Bildzeichen in Social Network Sites als Mittel der visuellen Selbst-Mediatisierung im Internet  197

Julius Erdmann

 

 

III. Fassetten der Virtualisierung und Mediatisierung kultureller Räume       215

 

Das Internet als Medium zur Gestaltung kultureller Räume       217

Antje Zapf, Denny Klauder

 

Veränderungen im Kommunikationsverhalten in den neuen Medien   235

Urszula Żydek-Bednarczuk

 

Popularisation of R&D Results in New Media: Opportunities, Effects and Problems        247

Karel Mráček

 

Kommunikation über Sicherheit und Risiko in heiklen Straßenverkehrssituationen. Stellungnahmen in einem Blog     259

Sonja Ruda

 

Vernetztes Leben – Erweiterung der kulturelle Teilhabe für sehbehinderte und blinde Menschen   275

Marco Lentzsch, Norman Reßut, Irene Krebs

 

 

IV. Die Neuen Medien und die Zukunft des Menschen      285

 

Futuristische Visionen und wünschenswerte Zukünfte: Pragmatische Perspektiven      287

Nicanor Ursua

 

Neue Medien – Neue Politik  309

Bogdan Zeler

 

Moralische Aspekte im Kontext des Internets – Reflektionen über die Auswirkungen kultureller Horizonte und ethischer Traditionen auf die Internet-Nutzung 315

Rüdiger Heimgärtner

 

Role Models in Mass Media – An Ethical Reflection   331

Mariusz Wojewoda

 

Second Life in Tschechien: Wer ist Gewinner und wer Verlierer in der virtuellen Welt der Neuen Medien?        343

Petr Machleidt

 

 

 

V. Anhang  349

 

Politisches Lernen und die Macht der Virtualität. Mit Online-Medien der Information und Kommunikation zur Erweiterung staatsbürgerlicher Entfaltung und didaktischer Attraktivität oder zum repressiven Verlust von Realitätssinn und Autonomie? – Für Hans-Ulrich Schilf zum 65. Geburtstag –         351

Bernhard Claußen

 

 

VI. Beigabe        419

 

Siegfried Wollgast zum Achtzigsten – Laudatio        421

Gerhard Banse

 

HOMMAGE für Siegfried Wollgast zu seinem achtzigsten Geburtstag   429

Hans-Otto Dill

 

Worte an den zu Ehrenden   437

Gerhard Zecha

 

 

Abstracts   441

 

 

Autorinnen und Autoren       453

 

 

 

Einführung

Hans-Joachim Petsche, Julius Erdmann, Antje Zapf

Der Band enthält die Beiträge der internationalen wissenschaftlichen Konferenz des CultMedia-Netzwerks, die vom 22. bis 25. September 2013 unter dem Thema: “Virtualisierung und Mediatisierung kultureller Räume. Die Neuen Medien – Gewinne, Verluste, Gefahren” an der Universität Potsdam stattfand. Diese Konferenz wurde nicht ohne Grund in Potsdam durchgeführt: Fiel sie doch auf den 10. Jahrestag der öffentlichen Präsentation der Forschungsergebnisse des Netzwerkes auf dem im Jahre 2003 in Potsdam durchgeführten Symposium zum Thema: “Kultur und/oder/als Technik – zur frag-würdigen Medialität des Internets”. “Dieses Symposium war die erste wissenschaftliche Veranstaltung, die im Rahmen des genannten Internationalen CultMedia-Netzwerks stattfand”, bemerkte diesbezüglich der Inspirator des Netzwerks, Gerhard Banse. “Mit diesem Symposium stellte sich das Netzwerk erstmals der wissenschaftlichen Öffentlichkeit”.[1] Wie auf den vorangegangenen Tagungen des Netzwerks lag auch auf dieser Tagung die Frage nach der Verwobenheit von Kultur und Technik im Kontext der Neuen Medien im Fokus des gemeinsamen Forschungsinteresses. Schon am Wandel der Thematik wird aber erkennbar, dass es nicht mehr allein um die Medialität des Internets, sondern, umfassender, um die Veränderungen kultureller Räume, um die Verspleißung von Realität und Virtualität durch die Neuen Medien geht.

Mit der Schwerpunktsetzung auf kulturelle Räume wurde auf dieser Tagung verstärkt auf eine topologische Perspektive auf die Neuen Medien orientiert. Die sich intensivierende Verschränkung von Realwelt und virtueller Welt, die sich mit der Herausbildung der social networks noch erheblich ausweitet, führte zur Erörterung der Fragen, wie sich bestehende kulturelle Räume modifizieren, wie sie veröden oder sich ausweiten bzw. durch neuartige, medial gestützte, kulturelle Interaktionsräume ersetzt, abgelöst, bereichert oder infiltriert werden. Neben der Diskussion von Grundsatzfragen die sich um das Problem der Virtualität, der Mediatisierung und der Modifizierung der kulturellen Räume durch die Neuen Medien ranken, wurde in einem zweiten Schwerpunkt die Bedeutung der Visualisierung im Kontext der Virtualisierung und der Mediatisierung untersucht. Hieran schlossen sich in einem dritten Schwerpunkt Analysen konkreter Fallbeispiele an. Schließlich wurde in einem vierten Schwerpunkt die Frage nach der Zukunft des Menschen in einer Welt des medial getragenen Virtuellen in philosophischer, ethischer, politischer und akteurszentrierter Perspektive erörtert. Im Einzelnen wurden in vier Sektionen die folgenden Schwerpunkte behandelt:

-   Virtualisierung und Mediatisierung - Theoretische Ansätze,

-   Hirn, Bild, Virtualität,

-   Fassetten der Virtualisierung und Mediatisierung kultureller Räume,

-   Die Neuen Medien und die Zukunft des Menschen.

 

 

1 Virtualisierung und Mediatisierung – Theoretische Ansätze

Der Band wird durch einen Beitrag von Siegfried Wollgast eröffnet. Wollgast diskutiert die Begrifflichkeiten Mediatisierung und Virtualisierung aus philosophiehistorischer Perspektive, ausgehend von einer Betrachtung der Zeit zwischen Verfügbarkeit und Verlust. Die Spannung zwischen beiden Aspekten der Zeit wird durch die Entwicklung der Massenmedien und ihrer Virtualisierungs- und Mediatisierungsprozesse verdeutlicht und intensiviert. Wollgast verweist auf philosophiehistorische Quellen von Platon und Aristoteles, über Kant und Bergson bis hin zu Husserl um aufzuzeigen, inwiefern der Einsatz der Medien zu einem gesteigerten Zeitmangel einerseits, zur Illusion der Gleichzeitigkeit und der Beschleunigung des individuellen Lebens anderseits führt. Diese Entwicklung der Zeitwahrnehmung und ihrer Konsequenzen macht eine Aufklärung für künftige Gesellschaften unmöglich. Dem denkenden Menschen bietet sich nach Wollgast insbesondere ein Ausweg an – die Wiederentdeckung des Eklektizismus und des utopischen Denkens in der Virtualität des Cyberspace.

Aus kulturhistorischer Perspektive nähert sich Heiko Christians den Begrifflichkeiten Mediatisierung und Virtualisierung. Christians arbeitet zunächst Virtualität als gängigen Topos medien- und kulturwissenschaftlicher Reflexionen heraus. Dort verweist Virtualität gemeinhin auf die Eröffnung von Möglichkeitsräumen, welche realen Räumen ähnlich sind. Diese Topik oder vielmehr „Heraldik“ jedoch, wie Christians unter Verweis auf Engell, Virilio und Baudrillard aufzeigt, birgt die Gefahr, den virtuellen Raum als künstlich-symbolischen Gegenpart zu ursprünglich realen Räumen zu setzen. Die Virtualität sei demnach ein instabiler Raum, welcher die individuelle Verantwortung für eigenes Handeln reduziert. Virtualität wird damit zum Topos neuer Kulturkritik, welche, unter Betonung der technischen Gemachtheit virtueller Räume, auf militärische, unterhaltungsindustrielle oder kapitalistische Dominanz und die Entfremdung des Individuums abzielt. Dagegen schlägt Christians eine weitere Lesart von Virtualität vor: Virtualität kann in Analogie zur menschlichen Einbildungskraft gelesen werden, als plasmatischer Raum, in dem Szenen und Bilder auftauchen, verarbeitet und verworfen werden. Virtualität steht folglich nicht im Gegensatz zur Realität, sondern der Nutzungsaspekt und die Praktiken innerhalb virtueller Räume gewinnen für realweltliches Handeln zunehmend an Bedeutung.

In einem weiteren grundlegenden Beitrag zur Virtualität geht Hans-Joachim Petsche zunächst auf drei Beobachtungen zur Virtualität ein: Das platonische Höhlengleichnis wird oft als bloßes Denkmodell für Virtualität angeführt. Vergessen wird allerdings, dass der Text Virtualität auch als Surrogat einer Realität thematisiert, die für Menschen medial inszeniert wurde. Weiterhin zeigt Viktor Klemperers LTI, inwiefern Sprache die Möglichkeit bietet, über die Wirklichkeit eine virtuelle Struktur zu legen, wodurch Wirklichkeit selbst zunehmend virtualisiert wird. Die Medialität des Internets wiederum erweist sich vielmehr als eine hybride Wirklichkeit oder Vermischung mehrerer Wirklichkeitsschichten. Insbesondere die Ausbreitung des „Internet of Things“ führt zu einem wirklichkeitsdurchdringenden Internet, wodurch die Grenzen zwischen Virtualität und Realität verschwimmen. Petsche führt diese Reflexionen auf eine Definition von Peirce zurück, in der Virtualität nicht der Realität gegenübergestellt, sondern selbst als Realität des „Als ob“ gefasst wird. Sie kann damit klar von Potentialität, Möglichkeit, Fiktion, Simulation und Modell abgegrenzt werden. Die zunehmende virtuelle Durchdringung der Wirklichkeit muss in dieser Denkrichtung weiter reflektiert werden.

Tomasz Stępieńs Beitrag verfolgt die Interrelationen zwischen Kultur, Medien und Architektur in raumtheoretischer Hinsicht. So kennzeichnen Medientheorien und Architekturdiskurse den Kulturwandel der letzten zwei Dekaden als einen Wandel der räumlichen Konzepte. Dieser Beobachtung steht die Frage vor, inwieweit kultureller Wandel objektiviert werden kann. Dabei beschäftigt sich Stępień zunächst mit dem Unbehagen der Philosophen gegenüber dem Kulturbegriff (vgl. Hilckmann) und mit dem Ringen um eine Kulturdefinition (vgl. Kroeber und Kluckhohn). Die heutige kulturelle Vielfalt und Konfrontation von Kulturen durch die Globalisierung zeigen sich insbesondere in Räumen materialisierter Kultur wie den Formen und Sprachen der Medien und der Architektur. Das Konzept der Räumlichkeit ist jedoch integraler Bestandteil vorherrschender kultureller Diskurse und unterliegt damit auch – wie an den kulturellen Paradigmenwechseln ersichtlich wird – dynamischen Veränderungen. Stępień schlägt deshalb vor, eine Philosophie der Verräumlichung zu begründen, welche unterschiedliche Räumlichkeiten als Ausdruck partikulärer Kultur resp. kulturellen Pluralismus (einschließlich korrespondierender Wandlungsprozesse) betrachtet.

Mit der Nutzung Neuer Medien zwischen Kultur und individueller Identität beschäftigt sich Gerhard Banse. So bezieht sich Banse zunächst auf die Interdependenzen zwischen Neuen Medien, kulturellen Praxen und der Bildung von Identität, um anhand derer die zahlreichen Forschungsergebnisse des CULTMEDIA-Netzwerks der vergangenen Jahre zu resümieren. Hierbei stellt sich die Identitätsbildung im Rahmen kultureller Praxen als durch die Neuen Medien bedingt und geprägt dar. Die eingehendere Untersuchung der einzelnen Schwerpunkte Neue Medien, Kultur bzw. Kulturalismus und Identität führt Banse zur Hervorhebung abgeleiteter Phänomene: U. a. die Beschäftigung mit Medienkonvergenz und Web 2.0-Praxen, die Beachtung von Überlagerungsprozessen zwischen persistenter sozialer Strukturierung und dem Wandel durch Rekombination kultureller Praxen wie auch die Erforschung der Differenzen zwischen Selbstidentifizierung und Identifiziertwerden. Ein weiteres zukünftiges Forschungsfeld umreißt Banse abschließend anhand des Beispiels der „Plagiator-Identität“.

Die Mediatisierung der kommunikativen Rationalität (Habermas) in der Kultur der realen Virtualität steht bei Andrzej Kiepas im Vordergrund. Akzeptiert man Kommunikation als Essenz der Kultur, beginnt Kiepas, so setzt man einerseits auch Kommunikationsprozesse als Faktoren kulturellen Wandels und andererseits die Medien als den Rahmen kultureller Entwicklung. Die Rationalität der Kommunikation nach Habermas ist deshalb nicht als eine transzendentale Vernunft zu verstehen, sondern sie realisiert sich unter konkreten kulturellen Bedingungen, wie Weltsichten, Intentionen und akzeptierten Werten. Kiepas Beitrag zeigt daran anschließend, dass die Bildkommunikation der realen Virtualität in mehreren Eigenschaften mit der früheren Sprachkultur übereinstimmt. Abschließend beschäftigt sich Kiepas mit anthropologischen Konsequenzen der Mediatisierung von Kultur durch die Entwicklungsdynamiken der Neuen Medien.

Den theoretischen Schwerpunkt beschließt Tadeusz Miczka mit seinem Beitrag über „Partizipationskultur“ im Internet als Basis einer kommunikativen Wende. So erfragt Miczka ausgehend von H. Jenkins Euphorie bezüglich einer Kultur der Partizipation im Internet, welche Folgen die Verschiebung vom Medienrezipienten zum Medienmacher oder Aktivisten für das kulturelle und alltäglich soziale Leben hat. Da die „terra internetica“ die realräumliche Welt durchdringt, haben konkrete Erfahrungen zunehmend weniger Gewicht im Verhalten der Mediennutzer. Dementsprechend ist zu fragen, wodurch diese konkreten Erfahrungen ersetzt werden. Miczka argumentiert, dass hier neue Formen kommunikativer Rituale zum Tragen kommen, die negative Konsequenzen wie mediales Multitasking, Daten- und Kontaktexzesse sowie eine Konzentrationskrise mit sich bringen. Andererseits ermöglicht diese Neuausrichtung der Kommunikation die vertiefte Reflexion des eigenen kommunikativen Verhaltens und neue Formen interpersonaler Beziehungen. Miczka fordert eine Veränderung unserer Einstellung zu Medienkonvergenz und Infoaktivismus sowie eine Verbesserung und Anpasssung der Medienbildung an die Erfordernisse neuer Kommunikation.

 

2 Hirn, Bild, Virtualität

Der zweite Schwerpunkt des Bandes „Hirn, Bild, Virtualität“ wird durch Gerd Grüblers Beitrag über Virtualitätskonzepte in den Neurowissenschaften eingeleitet. Darin zeigt Grübler, inwiefern die zunehmende mediale Präsenz neurowissenschaftlicher Themen zu vielfältigen fingierten Vorstellungen des menschlichen Gehirns führt. So wird das Gehirn beispielsweise als Aktant dargestellt, welcher gemäß seiner Pläne intentional handelt, wodurch das Hirn zur dominanten Instanz menschlichen Seins wird. In modernen bildgebenden Verfahren wiederum wird das Hirn als ästhetische Entität behandelt und als Quelle kreative Handelns thematisiert. Schließlich führen die Neurowissenschaften zu einem dritten Hirnkonzept: Als Symbol der Suche nach einer höheren Wahrheit wird es zur Chiffre der Transzendenz gemacht. Diese virtuellen Entwürfe des Gehirns in den Neurowissenschaften verweisen auf klassische Problemstellungen der europäischen Metaphysik. Abschließend geht Grübler der Frage nach, welche „Mission“ die Neurowissenschaften hinsichtlich der Zukunft des Menschlichen und der Metaphysik verfolgen.

Auch für Bruno Gransche und Dirk Hommrich ist die neurowissenschaftliche Thematik von Bedeutung. In ihrem Beitrag untersuchen sie die Virtualität von Neuropädagogik und Konsumgenetik. Sie gehen dabei von zwei verschiedenen Virtualitätsbegriffen aus, um zu zeigen, dass die Popularisierung und Inszenierung von Technologie und Wissenschaft auf virtuellen Realitäten bzw. virtuellen Aktualitäten basieren. Diese Virtualisierung entsteht nicht nur durch die Nutzung von Software, sondern auch durch eine sprachliche, bildliche, mediale und technische Inszenierung, welche relativ unabhängig von einer ‚Computer-Realität‘ ist. Gransche und Hommrich beschreiben neurobasierte Pädagogik und Konsumgenetik selbst als virtuelle Projekte, die Wahrnehmungsmöglichkeiten und Zukunftsentwürfe prägen. Da das heutige Technikverständnis vermehrt vom Verständnis solcher virtueller Realitäten abhängt, so folgern Gransche und Hommrich, ist es die Kernaufgabe künftiger Technikbildung, Virtuality Literacy als Spielart einer Medienpädagogik zu fördern.

Mariola Sułkowska-Janowska geht in ihrem Beitrag zur Trans-Philosophie der Bilder von Giovanni Sartoris Kritik an der modernen Bilderkultur und dem damit verbundenen Verlust kognitiver Fähigkeiten und des Gedächtnisses aus. Sułkowska-Janowska hingegen schlägt vor, Bildlichkeit als neue Struktur heutigen Denkens zu verstehen und sich deshalb auf die Suche nach einer dem entsprechenden Philosophie zu begeben: der Trans-Philosophie. Diese trägt selbst den Charakter der Bildlichkeit als diagonales, visuelles und gewissermaßen virtuelles Denken in sich. Zudem basiert diese Trans-Philosophie weder auf Meta-Erzählungen, noch auf metaphysischen Axiomen. Ihr Diskurs verläuft entlang einer visuellen Syntax, um der Intentionalität und Virtualität heutigen, bildlichen Denkens gerecht zu werden. Diese Syntax ist multimedial, asynchron, synästhetisch und collage-artig.

Der Beitrag von Annely Rothkegel widmet sich den Bildern innerhalb der internetbasierter Kommunikation. Hierin werden in Wikis, Webseites und sozialen Medien zunehmend textuelle Inhalte durch Bilder ergänzt oder ersetzt. Es erscheint demnach sinnvoll, die Theorie kommunikativen Handelns auf Bilder zu übertragen, um die spezifische Rolle von Bildern in webbasierten Gemeinschaften und insbesondere ihr informatives und emotionales Potential zu untersuchen. So etabliert Rothkegel ein Analyseschema, welches bildliche Kommunikation hinsichtlich ihrer Bildlichkeit (also ihrer Ausdrucksform), ihrer Bildaussage und ihres funktionalen Bildwertes analysiert. Diese Dimensionen des Bildes werden wiederum in ihrer Sichtbarkeit, ihrer Darstellbarkeit und ihrer Betrachtungsmodi aufgeschlüsselt. Rothkegel nutzt dieses Schema, um bildliche Kommunikation in spezifischen Onlinegemeinschaften wie Wissensgemeinschaften, Erlebnisgemeinschaften und Ressourcengemeinschaften auf ihren informativen und emotionalen Gehalt zu prüfen.

Mit dem Fokus auf die Ästhetik von Kunst in den Neuen Medien widmet sich Magdalena Wołek der Opposition zwischen essentialistischen und interpretativen Kunsttheorien. Sie stellt hierbei die Position, dass das Werk durch einen künstlerischen Kern spezifischer Qualitäten zur Kunst wird, der Lesart des Kunstwerks als Ergebnis interpretativer Rezeption gegenüber. Wołek argumentiert mit Verweis auf Michał Ostrowicki, dass beide Elemente des Kunstwerks für sein Verständnis relevant sind. Jedoch – und dies ist insbesondere bei der Darstellung von Kunst in den Neuen Medien der Fall – steht hierbei nicht die Originalität und Eigenart dieser Elemente im Vordergrund. Durch Neue Medien vermittelt, verfügen Kunstwerke nie über eine ontologische Struktur oder eine ursprüngliche Interpretation – sie sind digital und stets Ergebnisse einer Reproduktion. Deshalb müssen Kunstwerke aus Sicht historischer Wahrnehmungsmodelle betrachtet werden. Künstler im Internet verweigern ein geschlossenes Publikum und damit eine konventionelle Wahrnehmung von Kunst. Das Publikum wird in den Neuen Medien zu einer diffusen Menge von Individuen mit einer Vielzahl möglicher Wahrnehmungen des Kunstwerks.

Julius Erdmann legt in seinem abschließenden Beitrag einen Schwerpunkt auf bildliche Zeichen, die von Individuen auf Social Network Sites verbreitet werden, wie z.B. eigene Fotografien, Fotografien anderer Nutzer sowie anderer Institutionen, ferner Grafiken, Karikaturen und Cartoons, die von weiteren Quellen zur Verfügung gestellt werden. Diese Bildzeichen werden zumeist als Quelle, Produkt und Medium individueller Identität und der Konstruktion des Selbst angesehen. Erdmann geht allerdings davon aus, dass hierbei nicht nur die reine Selbstdarstellung im Vordergrund steht, sondern ebenso technische und kollektive Mediatisierungsdimensionen bei der Vermittlung des Selbst eine entscheidende Rolle spielen. Ausgehend von der Individuationstheorie Gilbert Simondons werden die technischen und kollektiven Dimensionen sowie Bedeutungsebenen anhand der Beispiele von Bitstrips-Cartoons, Internet-Memes und individuellen Fotografien im Social Network Facebook analysiert. Dadurch werden die Überschneidungspunkte zwischen technischen Interfaces, der Gemeinschaft des Netzwerks und den Praktiken des individuellen Mitglieds verdeutlicht.

 

3 Fassetten der Virtualisierung und Mediatisierung kultureller Räume

Der dritte Schwerpunkt des Bandes wird von einem Beitrag von Antje Zapf und Denny Klauder eröffnet. Darin gehen die Autoren von der theoretischen Neuausrichtung der Raumsoziologie aus, welche sich zunehmend auf die epistemologischen Aspekte der Raumtheorie ausrichtet. Dadurch werden Praktiken der Schaffung sozialer Strukturen nunmehr hinsichtlich der physischen und materiellen Bedingungen des realen und des virtuellen Raumes reflektiert. Zapf und Klauder sehen das Internet in diesem Rahmen als vielfältigen Möglichkeitsraum, der neue, in realsozialen Räumen verloren gegangene Handlungs- und Organisations- und Vernetzungsweisen eröffnet. Der individuelle Umgang mit der Masse an Möglichkeiten birgt einerseits einen Zugewinn an Freiheit, andererseits aber auch individuelle Verunsicherung und Überforderung. Dementsprechend gewinnt der individuelle Rückbezug virtueller Beziehungen bzw. Gemeinschaften auf realweltliche Gegebenheiten an Gewicht – das Virtuelle kann kein Ersatz für die Realwelt sein. Der virtuelle Raum wird damit zu einer Ergänzung des sozialen Raums.

Urszula Żydek-Bednarczuk setzt sich mit Veränderungen im Kommunikationsverhalten innerhalb der Neuen Medien auseinander. Durch die Virtualisierung und Mediatisierung von Kommunikation verschieben sich die Funktionsweisen, der Inhalt und die Form von Äußerungen in sozialen Medien erheblich. Żydek-Bednarczuk hebt hervor, dass es insbesondere der dezentrale Charakter der Kommunikation ist, welcher das Gemeinschaftsgefühl von Nutzern, die globale Kommunikation und den kulturellen Wandel entstehen lässt. Zudem spielt eine neue Form der Taxonomie, die Folksonomy, als subjektive Art der Wissensorganisation im Datenüberfluss des Internets eine große Rolle. Die Folksonomy ermöglicht die Organisation und Strukturierung unbewusster, intersubjektiver und alltäglicher Inhalte. Es wird aus kommunikationstheoretischer Sicht eine Transformation sinnstiftender Dimensionen kommunikativen Verhaltens deutlich. Żydek-Bednarczuk greift daher abschließend de Kerckhoves Konzept der vernetzten Intelligenz auf, um diese Transformationen zu erfassen.

In seinem Beitrag über die Popularisierung von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen (R&D) setzt sich Karel Mráček mit den Chancen, Folgen und Problemen ihrer Verbreitung in Neuen Medien auseinander. Die Popularisierung und Mediatisierung von Forschung und Entwicklung orientiert sich an deren gesamtgesellschaftlichen Rahmen, der u. a. auch Finanzierungsprobleme einschließt. Neue Hoffnungen werden mit den Verbreitungs- und Kommunikationsmöglichkeiten der Neuen Medien (Internet, soziale Netzwerke, virales Marketing) verbunden, weshalb ebenso nach neuen Wegen des Forschungsmarketings innerhalb einer Mischung verschiedener Kanäle gesucht wird. Indem Mráček die Potentiale und Risiken der Nutzung Neuer Medien für die Forschungskommunikation abwägt, gelingt ihm anhand des Beispiels tschechischer Initiativen ein umfassender Blick auf die Thematik.

Im folgenden Beitrag stellt Sonja Ruda ihre Forschungen zu Sicherheits- und Risikokommunikation in einem Straßenverkehrsblog vor. Die Verhandlung von Sicherheit und Risiko in heiklen Straßenverkehrssituationen ist nicht nur in sicherheitspädagogischen Programmen oder in der direkten Kommunikation im Straßenverkehr relevant, sondern auch in Kommunikationen über diese Situationen, wie dies in Stellungnahmen und Kommentaren des von Ruda eingerichteten Straßenverkehrssicherheitsblog geschieht. Diese werden von Ruda sprachpragmatisch analysiert, um die Begrifflichkeiten „Sicherheit“, „Risiko“, „heikle Straßenverkehrssituationen“ und „Verkehrskonflikte“ genauer fassen zu können. Abschließend präsentiert die Autorin einen umfassenden Ansatz für ein Analysemodell solcher Sicherheitsbewertungen.

Während sich das Internet, so Marco Lentzsch, Norman Reßut und Irene Krebs in ihrem Beitrag, zunehmend als alltägliches Medium für alle Bevölkerungsschichten etabliert, muss stets die Frage nach dem Zugang zu diesem Medium auch für Menschen, die bestimmter technischer Hilfsmittel bedürfen, gestellt werden. So steht insbesondere in Gesellschaften, die sich in einem umfassenden demographischen Wandel befinden, die Barrierefreiheit des Internets im Vordergrund. Lentzsch, Reßut und Krebs vergleichen verschiedene Zugänge zum Konzept des „Designs für alle“, um die Implikationen an einem eigenen Projekt zu überprüfen. Diesbezüglich stellen sie ihren „Parkführer“ für sehbehinderte und blinde Menschen für den Branitzer Park vor.

 

4 Die Neuen Medien und die Zukunft des Menschen

Den Schwerpunkt zur Bedeutung der Entwicklung Neuer Medien für die Zukunft des Menschen leitet der Beitrag von Nicanor Ursua ein: Ursua widmet sich hier in pragmatischer Perspektive den futuristischen Visionen hinter den Neuen Medien. Diese Visionen basieren auf dem Ideal der „Converging Technologies“, wie sie z.B. bei den NBIC, Nano-, Bio-, Informations- und Kognitionstechnologien, deutlich wird. Die faktische Konvergenz solcher Technologien wirkt sich auf menschliche Denkmuster und damit auf die Zukunft des Menschen aus – eine Zukunft, die einerseits als Erfüllung technik-optimistischer Träume, andererseits in technikkritischer Perspektive als apokalyptischer Albtraum wahrgenommen werden kann. Die Dynamik der konvergenten Technologien und ihrer Einbettung in die menschliche Zukunft bedarf deshalb einer umfassenden Evaluation und kritischen Betrachtung. Ursua verweist abschließend darauf, dass solche philosophischen, epistemologischen, sozialen und ethischen Reflexionen insbesondere auf die visionären Entwürfe, die konvergente Technologien begleiten, zielen müssen.

Bogdan Zeler betrachtet in seinem Beitrag die Veränderung politischer Kommunikation durch das Internet und die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien. Insbesondere das Internet wirkt sich gemäß Zeler dezentralisierend und demokratisierend auf politische Kommunikation aus. Damit ist das Internet einerseits zum Instrument politischer Kommunikation, andererseits auch zum Möglichkeits- und Gestaltungsraum für politische Inhalte geworden. So werden insbesondere Blogs für die Erstellung eines politischen Images und die Selbstkreation politischer Gruppen genutzt. Die Plattform Twitter wiederum ermöglicht einen beschleunigten Informationsfluss. In Abgrenzung zu Technikutopismus und Technikpessimismus vertritt Zeler eine technorealistische Position, wonach das Internet bestehende politische Institutionen in demokratischer Führung unterstützen. Dies kann bis zu einer Demokratie 2.0 führen, bei der Bürger noch aktiver in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Dieses demokratische Potential wird allerdings beschränkt durch Monopolstellungen etablierter Internetunternehmen wie Google und Facebook.

Eine interkulturelle Perspektive schlägt Rüdiger Heimgärtner ein, wenn er moralische Aspekte der Internetnutzung thematisiert. Er beschäftigt sich mit der Frage, ob moralisches Verhalten gegenüber anderen Kulturen durch die zunehmende Nutzung des Internets verbessert wurde. Heimgärtner bezieht deshalb zunächst Reflexionen der interkulturellen Philosophie auf das Verhältnis zwischen Kultur und Informationssystemen, um die Notion der kulturellen Vielfalt neu zu etablieren. Aufgrund dieser Vielfalt müssen nicht nur technik- und informationsethische Positionen, sondern auch Aspekte der interkulturellen Ethik bei der Entwicklung von Mensch-Maschine-Systemen eine Rolle spielen. Heimgärtner entwickelt in seinem Beitrag eine solche interkulturelle Ethik des Internets, um abschließend den Einfluss einer solchen Ethik auf die Nutzung des Mediums und auf zukünftige Herausforderungen dieses Schwerpunktes zu diskutieren.

Mariusz Wojewoda behandelt ebenso die ethischen Fassetten der Internetnutzung, jedoch anhand einer genaueren Betrachtung von prominenten Rollenmodellen innerhalb der heutigen Massenmedien. So erschaffen diese Medien nicht nur neue Formen der Kommunikation, sondern auch Räume für den Ausdruck des Selbst und des eigenen Lebens. Dadurch nehmen sie ebenso Einfluss auf soziale Imagination wie auf den öffentlichen Raum. Wojewoda widmet sich deshalb in seinem Beitrag den vorherrschenden sozialen Rollenmodellen in den neuen Massenmedien. Er greift dazu auf die philosophischen Konzepte des „Herkules“ und „Narziss“ (Emmanuel Mounier), des „Ästheten“ und des „Anführer-Managers“ (Alasdair MacIntyre) und des „Flaneurs“, des „Vagabunden“, des „Touristen“ und des „Spielers“ (Zygmunt Bauman) zurück, um die Tragweite dieser Rollenkonzepte in den modernen Massenmedien zu untersuchen. Wojewoda schließt mit einer ethischen Betrachtung dieser Modelle und ihrer negativen Auswirkungen auf die soziale Imagination.

In seinem Beitrag versucht Petr Machleidt, die Frage nach Gewinnern und Verlierern in der Virtualität der Neuen Medien anhand der tschechischen SecondLife-Community zu behandeln. Machleidt betrachtet dazu die Funktionsmechanismen der Anwendung SecondLife genauer, die eine virtuelle Welt im Internet zur Verfügung stellt, in der sich Nutzer frei bewegen und interagieren können. So kann die Welt von SecondLife nicht nur als virtuelle Kopie des Realraums betrachtet werden – vielmehr zeigen zahlreiche Beispiele, dass Wirtschaft, Forschung und Bildung sowie die Psychotherapie die virtuelle Welt für ihre Belange nutzen. Die Kommunikationsmöglichkeiten in solchen medial-virtuellen Räumen werden potenziert, während die Loslösung von der Realität allerdings zu unverbindlicherem Handeln führt. Abschließend stellt Machleidt eine SWOT-Untersuchung vor, welche SecondLife aus marketingspezifischer Perspektive betrachtete.

 

5 Anhang zum 65. Geburtstag von Hans-Ulrich Schilf

Mit seinem Beitrag über politische Bildung und Virtualität widmet sich Bernhard Claußen einem weiteren zentralen Problem dieses Bandes und würdigt damit zugleich den erfahrenen Pädagogen und Dozenten für politische Bildung Hans-Ulrich Schilf anlässlich seines 65. Geburtstags.

Leitend für Claußens Beitrag ist die Frage, ob Online-Medien zur Erweiterung staatsbürgerlicher Entfaltung und didaktischer Attraktivität oder zu einem Verlust von Autonomie und Realitätssinn führen. Gemäß Claußen ist Virtualität ein inhärentes Element der politischen Information und Kommunikation und Bedingung für sinnvolles und allgemeingültiges Verständnis. Chancen und Risiken des Medieneinsatzes, insbesondere für politisches Lernen und ihm entsprechender Didaktik, erfahren unter den Bedingungen der Neuen Medien eine Verdichtung und Zuspitzung, wobei es insbesondere zu einer Eskalation regressiver und repressiver Aspekte kommt. Claußen widmet sich dementsprechend insbesondere diesen negativen Tendenzen, um damit den Blick auf konträre Entwicklungspfade zu eröffnen. Dabei dient ihm eine skeptische Technikschau der besseren Auslotung von kulturellen Tendenzen und Potenzen einer emanzipatorischen Nutzung neuer Medien unter gleichzeitiger Berücksichtigung ihrer widersprüchlichen Dynamik.

 

6 Beigabe: Siegfried Wollgast zum achtzigsten Geburtstag

Die Tagung nahm den achtzigsten Geburtstag von Siegfried Wollgast zum Anlass, ihn im Rahmen der Tagung zu ehren. Für den Philosophiehistoriker Siegfried Wollgast, dessen eigentliches Spezialgebiet die „Frühaufklärung“ ist, ist Philosophiegeschichte stets ein ins heute eingreifendes und auf das Morgen verweisendes Unterfangen. So hat er sich immer wieder, aus der Geschichte schöpfend, in die Arbeit des CultMedia-Netzwerks und des Rationalitätsnetzwerkes eingebracht.[2] Der Initiator beider Netzwerke, Gerhard Banse, nimmt dies zum Anlass, in einer Laudatio auf Siegfried Wollgast, dessen Wirken im Kontext beider Netzwerke, im Kontext seines Gesamtwerkes wie auch aus sehr persönlicher Sicht zu ehren.

Hieran schließt sich die Hommage für Siegfried Wollgast von Hans-Otto Dill an. Dieser betont, dass im Wollgastschen Schaffen stets Personen über Themen und Biographien über Werke überwogen haben. Er fasse Geschichtsschreibung nie als Ontologie, stets als Diskurs, Narration von Geschehnissen auf, die keine vom Subjekt autonome Existenz hätten. Er befleißige sich einer Methode, mit der er der schöpferischen Motivation der geschichtsphilosophierenden Subjekte auf die Schliche zu kommen bestrebt ist. Hierbei entwickele er ein ganzes räumliches, lokales Geflecht, das von Personen, von Subjekten wimmele, die nicht jedoch nicht isoliert, sondern in ihren gegenseitigen Beziehungen dargestellt würden. Subjektivität und Biographie seien indes nur kognitive Präliminarien für Wollgasts Anliegen, mit dem er fast allein auf weiter Flur dastehe: die Wiederentdeckung und Neubewertung verfemter, verleumdeter, aus der Geschichte des Denkens vertriebener oder auch schlicht vergessener Gestalten.

In seinen sehr persönlich gehalten Worten an den zu Ehrenden würdigt Gerhard Zecha Wollgast als einen weisen Denker, der helfe, unser Dasein zu klären (Aufklärung), zu kommentieren und zu bereichern. Wollgast sei selbst Aufklärung in unserer Zeit – mit wacher Intelligenz, mit hinreißendem Mut, mit überragendem Wissen. Er schreibe nicht nur über Opposition, er sei selbst leibhaftige Opposition; er verlange nicht nur als Philosoph den kritischen Geist, sondern sei selbst kritischer Geist im 20. und 21. Jahrhundert in unserem Kulturkreis.

 

7 Danksagung

Die Ausrichtung der Tagung erfolgte in Zusammenarbeit mit

-    Gerhard Banse vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Karlsruhe (Deutschland) und

-    Andrzej Kiepas vom Institut für Philosophie der Schlesischen Universität Katowice (Polen).

Ohne die Mitwirkung dieser Kollegen wäre diese internationale und interdisziplinäre Tagung, an der 52 Kolleginnen und Kollegen aus sechs Ländern teilnahmen und auf der ein umfangreiches Spektrum wissenschaftlicher Disziplinen präsent war (Philosophie, Technikwissenschaft, Sprachwissenschaften, Sozial-, Politik-, Wirtschafts- und Kulturwissenschaften), in dieser Form nicht möglich gewesen.

Dank der finanziellen und materiellen Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Universitätsleitung und der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam konnte das anspruchsvolle Programm mit den mehr als 30 Präsentationen und Vorträgen erfolgreich umgesetzt und die Drucklegung dieses Bandes ermöglicht werden.

Für die organisatorische Unterstüzung bei der Durchführung der Konferenz ist ganz besonders Frau Dr. Karin Petsche zu danken, der Herr Marvin Gasser hilfreich zur Seite stand. Ferner ist Herrn Peter Lenke für seine im Rahmen der Konferenz erfolgten Videoproduktionen zu danken. Auch Frau Anna Finzel ist zu erwähnen, die durch ihre akribischen editorischen Zuarbeiten wesentlich zum Gelingen dieses Bandes beitrug.

Last but not least gilt der Dank Herrn Dr. Wolfgang Weist vom trafo Wissenschaftsverlag Berlin für die schon langjährige gute Zusammenarbeit, die sich auch bei der Herausgabe des vorliegenden Bandes erneut vorzüglich bewährte.

 

 

Abstracts

Gerhard Banse
New Media, Cultural Practices and Identity Formation

Firstly, an overview of the proceedings of the CultMedia network is given in this article, i.e. an overview of the results with respect to identity formation in the context of cultural practices conditioned by so-called „new media“. Secondly, some conceptual preconditions and theoretical results regarding „new media“, culture or culturalism and identity are presented. This will also shed light upon some „gaps“, i.e. insufficient or missing aspects of this issue. Thirdly, the question of plagiarism as a possible area for future research will be discussed.

 

Heiko Christians
Mediatization and Virtualization from a Cultural Historic Point of View

The commonplace understanding of virtuality often refers to its potential to create spaces of possibility that are similar to real spaces. This topic or „heraldry“ of virtuality points to the rather problematic dimensions of the concept: Virtual space is an artificial (symbolic) alternative to natural environments. It is rather inconsistent and hence reduces the responsibility of every individual. Often reduced to a technical factitiousness, virtuality serves as a catalyst for cultural critiques of military, entertainment industry and general consumerism dominance and individual alienation. In contrast, the paper addresses virtuality rather in analogy to the human capacity of imagination – a plasmatic space of scenes and images that are processed and rejected. Virtuality therefore is not in opposition to real forms of life, but a condition for it – the use of virtual technique and the practices within virtual spaces become important.

 

Bernhard Claußen
Political Learning and the Power of Virtuality

With online media of information and communication to an expansion of civic development and didactical attractiveness or to a repressive loss of the perception of reality and autonomy?
Virtuality is generally an inherent element of information and communication in and about politics and respective media, and imperative for meaningful common understanding. It is neither principally obsolete or to be discarded nor a sign of computer civilization alone.
Risks and opportunities relevant to power, in particular for political learning and related didactics, invariably originate from the characteristic specifications of virtuality’s structural configuration and perception as means of a precise and adequate penetration of reality and civic participation. In the internet age subsequent exemplifications undergo consolidation and intensification with new severe measures of a regressive and repressive problem escalation. A profound analysis of the explication of contrary paths of development demands an approach update by including a perspective critical to prevailing rule and theory of democracy with a focus on its forms, profiles and consequences as complexion. An emancipatory-interested consideration of economic contexts of contradictory dynamics of and between life-world and system-world with their socialisational significance for the free and democratic search of identity as subject constitution and community formation promotes a sceptical view of technology and thus a better exploration of cultural tendencies and potencies.

 

Julius Erdmann
Self-Expression, Self-Assertion, Self-Communication? Individual Pictorial Signs in Social Network Sites as Means of Online Visual Self-Mediatization

Pictorial signs that are published by individuals in Social Network Sites (e.g. individual photographs, graphics, caricatures, cartoons as well as shared institutional pictures) are source, product and medium of identity and self construction. However, they are not only semiotic means of self-expression, but also refer to the technical and collective dimensions of mediatization of the personal self. Following the individuation theory of Simondon, the paper analyzes these technical, collective and signifying dimensions through Bitstrips cartoons, internet memes and personal photography on the Social Network Facebook. It will thus indicate the intersections and limitations between technical interfaces, the networked community and the individual member in order to extend the notion of self-expression.

 

Bruno Gransche, Dirk Hommrich
The Mise-en-scène of the Futures: The Virtual Projects of Brain-Based Education and Consumer Genetics

This paper explores the staging of brain research, especially of brain-based education, and genetics, particularly consumer genetics, using two different meanings of virtuality. It shows that both the popularization and the mise-en-scène of science and technology are based upon virtual realities respectively virtual actualities, which are not necessarily produced by means of software. The staging of brain research and genetics also comprises languages, pictures, media and techniques that are relatively independent from computational entities or ‘computer realities’. The article describes brain-based education as well as consumer genetics as virtual projects that affect possible perceptions of probable futures. It concludes that nowadays public understanding of science depends on the comprehension of virtual realities. For the sake of technology education as well as future literacy the authors address the challenge of virtuality literacy.

 

Gerd Grübler
The Broadcasts of the Brain. On the Virtualization of Reality in the Neurosciences

Brain research has become a popular issue both in the academic field and in the wider public. This has led to a permanent presence of ‘neuro’ issues in the media. Therein, several rather fictitious roles are ascribed to the brain, as for instance performing as an agent who makes plans and realizes his intentions by the execution of actions. Seen this way, the brain is the actual leader and master of the human being. On the basis of imaging procedures the brain has also become an issue of aesthetic interest or is held to be the very core of creative art production itself. Finally, as the reality behind reality the brain stands for transcendence and the ‘higher truth’. All these aspects point to classical philosophical problems and raise the question what the ‘mission’ of the neurosciences themselves concerning metaphysics and the future human development actually might be.

 

Rüdiger Heimgärtner
Moral Issues in the Context of the Internet – Reflections on the Impact of Cultural Horizons and Ethical Traditions on Internet Use

The question of whether the ethical attitude towards different cultures has improved along with the use of the Internet is investigated in this paper. First, the relationship between culture and information systems is analyzed. Applying intercultural philosophy and considering the use of information systems in the cultural context helps to address the cultural diversity. It is clear that both cultural ethics and information ethics play a role in the consideration of cultural aspects in the design of human-machine systems. After considering the basic ethical issues in the information society, the presentation of intercultural information ethics in the context of the Internet is pursued to finally shed light on the impact of culturally shaped ethics upon Internet usage. The results are exemplified and discussed using examples from the Internet. In summary, future challenges and ideas worth pursuing are presented.

 

Andrzej Kiepas
Medialization of Communicative Rationality in the Culture of the Real Virtuality

The acceptance of communication as an essence of culture is connected with the acceptance of the role of communication processes, as well as the factors of cultural change had been with the acceptance of the medium as a cultural framework. The rationality of communication grows on certain grounds which according to J. Habermas link to a specific unity of the world images, intentions and acceptable values. The article shows how a growing culture of images has many features similar to the earlier culture of speech, and what the anthropological consequences in medialization of culture through the development of new media are.

 

Marco Lentzsch, Norman Reßut, Irene Krebs
Interconnected Life – Extension of Cultural Participation for Visually Impaired and Blind People

Something that was only intended for a small, privileged part of the population at the beginning of the 90s rapidly develops into a medium of daily use for everybody – the World Wide Web. Today it is hard to imagine life without the various possible uses of information, communication, business and entertainment that resulted from it. As a consequence, there is nothing that cannot be found since the demand determines the offer – people live online. (Faulstich 2004, 433–436) Nevertheless the question how access to these media is implemented has to be asked again and again, because the web is to be “open” for every individual with a different state of knowledge and heterogeneous technical prerequisites. During the further development of this offer, those segments of the population are frequently “forgotten” who depend on special technical aids as well as special accommodation, particularly when receiving data. With the premise of facilitating people’s equal participation in social life and, at the same time, raising everybody’s quality of life, accessibility is an important prerequisite for participating in economic, social and cultural life. This paper wants to emphasize this aspect of accessibility, especially for visually impaired and blind people.

 

Petr Machleidt
Who is the Winner and Who is the Loser in the Virtual World of New Media

The field of virtual reality is very relevant for most people, mainly because of the possibilities that it offers for the future. Though at present we proceed only per partes, it is not unthinkable that in a few years it will be possible to live in a new „perfect“ world of virtual reality. The virtual world is a place where more or less real feelings can be experienced by living a real second life. This apt term is also the name of probably the most popular virtual world ever – Second Life. Like in the real world, you can win and lose. Welcome to Second Life!

 

Tadeusz Miczka
Infoactivism as the Basis of Communicational Reversal

In my considerations I am developing and documenting the following thesis of H. Jenkins: “people take the media into their own hands – provide a dialogue with the mass media, create their own network communities, they learn to think, work and process the culture in new ways. […] We do not talk about interactive media technologies any more. We talk about the „culture of participation “. I am interested in those ways and forms of participation in the culture of communication, that cause that the past flaneur, a typical newbie and the average network user – lurker, evolve to a maker, creator, or another type of “activist” or “engaged activist”. I am interested especially in the evolution of Internet communication consequences for cultural and everyday social life. When the terra internetica increasingly penetrates into the a real world, experience starts playing a smaller role in the media users behavior. Therefore, one of the most important questions, which a researcher of such, leading to communication breakthrough, processes must ask, is: what does the experience replace? It seems to me that daily Internet communication rituals, or the peculiar cyberseeking definitely do, but only these?

 

Karel Mráček
Popularisation of R&D Results in New Media: Opportunities, Effects and Problems

This contribution is oriented to growing attention given by science and research institutions to popularisation and mediatisation of their aims and results. It shows a broader social context of these activities, especially connected with problems of R&D financing. New expectations in the area of popularisation of research results and its PR are with respect to target groups often connected with new media (Internet, social networks, viral marketing, etc.), in the context of searching more effective approaches to research marketing and to creation of a suitable media mix. However, necessary attention is given as well to evaluation of effects and perception of possible risks connected with using of new media in this area. Concrete knowledge is based mainly on analyses realised in the CR.

 

Hans-Joachim Petsche
What Really is Virtualization?

As a starting point three findings that problematize the comprehension of „virtual“ are being presented:
Platon’s cave allegory can not only be understood as an epistemological or ontological model of the virtual, but it also characterizes virtuality as a staged reality, appearing as a surrogate of the original reality.
Victor Klemperers LTI offers a delicate analysis how language can impose a virtual structure onto a reality thus rendering this reality itself virtual.
With the growing importance of the „internet of things“ an informational structure is imprinted on things themselves. They communicate and interact with us, blurring the lines between virtuality and reality.
Going back to the definition of virtual by Charles Sander Peirce, the term virtual is clearly distinguished from the terms potentiality, possibility, fiction, simulation and model.
The uncertain outcome of a life in staged virtualities urges for alertness and resistance.

 

Annely Rothkegel
Pictures in Web Communication: Information and/or Emotion

We cannot imagine web communication without any pictures. Whatever the source might be – wikis, websites, contacts in social media – they all profit of pictures of different kinds supplementing some text materials or even replacing them. Whereas texts usually are connected with information, pictures are considered to be associated with emotions. I question this assumption by investigating the specific role of pictures in web communities. In analogy to the text-linguistic concept of communicative actions I develop some scheme of categories for the analysis of properties of pictures and their informative as well as emotive potential. On the basis of this scheme I specify communities of communication such as knowledge communities, communities of experiences and communities of resources.

 

Sonja Ruda
Communication on Safety and Risk in Difficult Road Traffic Situations. Commentaries in a Blog

The communication on safety and risk in road traffic is of utmost relevance to society and is thus frequently carried out, e.g. in road safety education programmes, in the media and between road users. Though there are safety rules and measures, road users are time and again faced with difficult situations which may lead to a traffic conflict. Using a pragmalinguistic analysis of blog commentaries, this study attempts to answer the following questions: How do bloggers express their opinions about certain road traffic situations? How do they interpret safety and risk? How are risks and safety or technology safety communicated, e.g. by means of rules? The objective is to develop a model of safety communication in road traffic.

 

Tomasz Stępień
Spaces and Theories of Media: Between Philosophy, Culture and Architecture

Nowadays, the changes of culture and society are characterised by concepts of space (spacing), which also defined two main fields of discourse concerning culture in the last two decades: the theories of media and the development of new architectonic forms. Therewith is opened a new interdisciplinary discourse based on the question: How far is it possible to substantiate the changes of society as the signature of our time? The starting point of the presented meta-theoretical analysis is the endeavour or wrestling for a definition of the phenomenon of culture characterised at the same by philosophers’ discomfort (Kroeber/Kluckhohn 1952; Hilckman 1967). I find a way to explore the specificity of cultures in ‘forms’ and ‘languages’ of architecture and media, with new technologies of mediatisation. The phenomenon of space hereby appears as an integrated part of the present discourse inside the humanities, and is with the sequence of ‘turns’ an expression of the inherent dynamic of the changes. Therefore, the aim is to develop a philosophy of space and spatialisation, which oscillates between cultural anchoring and suspension and focuses on culture theories. In this manner, culture appears as a colourful collage with different and often antagonistic motives expressed by architecture and media.

 

Mariola Sułkowska-Janowska
Some Remarks on the Trans-philosophy of Picture

It is assumed that one of the most important events in human history is the appearance of literacy in place of orality. It also marked the beginning of the philosophical tradition of Western thinking as well as, in consequence, of the self-consciousness of homo sapiens. It seems that today we are facing another turning point: homo sapiens transforms into homo videns. Since the perception of pictures replaced thinking, the intelligent human being has been dethroned by the mindless telekid (G. Sartori).
In the article I analyze the abovementioned problem and give some thought to the question of the influence of this transformation on a new quality of philosophical thinking. Are we dealing with a new state of our mind, the ‘pictural’ one (compare Havelock’s idea of the Homeric state of mind)? If yes, in what context should we consider the new state of mind? Shall we somehow include new categories such as transversality, trans-thinking, trans-rationality or trans-philosophy? Moreover, what are the consequences of the transformation? Is it a chance or rather a symptom of a deep crisis, a crisis that G. Sartori called „the crisis of human mind and cognitive abilities“?

 

Nicanor Ursua
Futuristic Visions and Desirable Futures: Pragmatical Perspectives

In the history of human thought there has always existed an abundance of ideas and visions about the future. These visions often build on the idea and the realization of ‘technological convergence’ (i.e., the so-called NBIC: nanoscience and nanotechnology, biotechnology, information and communication sciences and cognitive science). They influence our thought patterns in a new way and act on the future of human development itself: a future that represents the fulfillment of some techno-optimistic dreams, for others an apocalyptic nightmare. The dynamics and the development of Converging Technologies (CT) together with their possible implementation in the future require a critical philosophical, epistemological, social and ethical reflection in order to allow the participation in emerging technoscience.

 

Mariusz Wojewoda
Role Models in Mass Media An Ethical Reflection

The transformation of mass media leads to new forms of communication, and for millions of users it is not only a space to receive information, but also a place to express their views and lifestyles. The impact of mass media on social imagination changes the way people understand public space itself. However, there are no recognized authorities and the lack of trust in politicians and institutions make role models compete for social preferences and imagination. Analyzing the importance of some role models in mass media, I reach into the philosophical concepts of Emmanuel Mounier (Hercules, Narcissus), Alasdair MacIntyre (the aesthete, the leader–manager, the therapist) and Zygmunt Bauman (the stroller, the vagabond, the tourist, the player) in order to see how these models are realized in modern mass media. Ethical reflection allows a critical assessment of the destructive effects of these models on social imagination.

 

Magdalena Wołek
To Decline an Audience

One could write an antique tragedy in the vein of Euripides, a novel with the flair of Tolstoy or a magnificent opera à la Verdi just as one could compose a piece such as 4’33’’ by Cage or create ready-made art like Duchamp, supposing that these works would display a structural and artistic perfection similar to those created by the original masters. They will not, however, be an antique tragedy, a classic novel or a romantic opera.
This is because art theories have in common the fact that they mostly focus on the structure and content of a work: in short, theories consider how and from what a piece was created. However, what makes a work „antique“ or „classic“ is not found strictly within its formal features. For this reason, I attempt to understand art through the lens of its historical perception models. Beginning with early Modernism, art bears two contradictory tendencies. On the one hand, there is an ever-increasing tendency to disregard the audience (its experiences and expectations in particular), and on the other hand, there is a growing number of emergent mediums that artists can use to communicate.

 

Siegfried Wollgast
Mediatization and Virtualization from the Standpoint of the History of Philosophy

Time is a fundamental philosophical category. Its contours are profoundly shaped by the tension between available time and time upon which demands are made, a tension which has become more acute with the development of mass media and the processes of mediatization and virtualization. The negative consequences of such tension, but, above all, accounts of them in the history of philosophy from Plato and Aristotle about Immanuel Kant to Henri Bergson and Edmund Husserl, are examined. Also, or precisely because of this tension between the components of time and their consequences, society’s return to a position of enlightenment is considered impossible. A solution is proposed by recommending the adoption of eclecticism and the theoretical view of the world which gives rise to it. Spirit of the times and utopia are evaluated.

 

Antje Zapf, Denny Klauder
The Internet – Medium for Shaping Cultural Space

When considering space, which has been ignored in sociology for a long time, there is lately perceptible a process of reorientation from an objectivistic to an epistemological point of view. For the sociological publications of the past twenty years that means that the social practices concerning the categorical creation of the social world are being discussed including their basic social structures and their physical and material consequences. Various social processes result in new debates surrounding the concept of space. Real as well as virtual space influence the constitution of this concept. The Internet offers lots of functions on multiple levels, which tend to be disbanded in real social spaces. Therefore, new potentials for acting are established, which supports the individuals in organizing their own lives. Moreover, the Internet, as the basis of many different manners of communication, supports the development of lots of networks and communities. Each user has to develop his or her own particular way of handling the mass of opportunities. On the one hand this causes a growth of liberty and openness, but on the other hand feelings of uncertainty and overtaxing could be negative consequences as well. This shows that the organization of humans in virtual societies always proceeds in various processes of socialization. Because of those new connections between several networks it seems quite obvious to look at network relationships above social and spatial borders, but human beings have to transfer these virtual relations into the real world as the virtual world is not a replacement for real life. Consequently, the virtual world only fulfils the role as an addition to social space. In reference to the eleventh thesis about Feuerbach stated by Karl Marx it is possible to draw the conclusion: Although players in the virtual world have created this new addition to social space, it is more important to influence the real social life.

 

Bogdan Zeler
„New Media“ – „New Politics“

This paper discusses the changes taking place in political communication under the influence of the Internet and new information and communication technologies (ICT). They are associated with new opportunities for access to information and protection (Wiki Leaks), conduct marketing activities of the political (presidential campaign in 2012 in the U.S.), expanded blogosphere, perceived as a political image building. In this type of communication a new quality is brought by social media (especially Twitter) which are the site of a new relationship between politicians and society and often shape policy practices.

 

Urszula Żydek-Bednarczuk
Changes in Communicative Behaviour in New Media

Social communities are seriously changing communicative behaviour. Comparing traditional real-life conversation and its determinants with conversations in social portals, it is easy to notice general changes in function, content and form of utterance. Virtualization and mediatisation are the main causes of communicative changes. The decentralised character of communication is creating a sense of membership of the global community of net users, and this emerging globalhood has essential meaning for the evolution of culture. It is indicated from the media and cultural analysis point of view that people use subjective ways of organising knowledge, called folksonomy (in opposition to taxonomy) by the users; it is characteristic for the age of redundancy. Folksonomy seems to be a system that organises unaware, intersubjective and daily contents. One can indicate here meaningful transformations in communicative behaviour and about creating de Kerckove’s connective intelligence.

 

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