Wie und warum knüpfen Menschen Liebesbeziehungen online? Wer sucht romantische Bindungen auf Datingsites? Kann man sich in jemanden virtuell verlieben, ohne ihn im realen Leben je gesehen zu haben? Das Buch berichtet über die wichtigsten Ergebnisse einer repräsentativen Webumfrage mit 4110 deutschsprachigen Benutzern der grössten schweizerischen Datingsite www.partnerwinner.ch. Im Rahmen einer explorativen soziologischen Fallstudie wurden kontroverse Perspektiven über die Natur und die Entstehungsmechanismen von virtuell entstehenden romantischen Beziehungen überprüft. Das Internet ist die neue Partnersuche-Institution, dank der Paarbeziehungen regelmässig entstehen. Fast ein Viertel der untersuchten Personen (23%) bauten eine feste Liebesbeziehung auf.
Auf Datingsites entstandene Beziehungen sind authentische Liebesbeziehungen, die sich in ihrem Realitätsanspruch nicht von herkömmlichen „Offline“-Beziehungen unterscheiden. Dennoch lernen sich Menschen im Internet, anders als im wirklichen Leben, von innen nach aussen kennen: „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ (Benutzer eTomcat). So erfüllt die im virtuellen Raum gelebte Vorgeschichte eine zentrale Rolle hinsichtlich der späteren Entwicklung einer Liebesbeziehung.
Der postmodernen Gesellschaft sei der Gemeinschaftssinn abhanden gekommen, lautet ein bekanntes Postulat in der Soziologie. Dann stellt das neue Medium Internet ein kompensatorischer Handlungsraum dar, einen Wiederort, um verloren geglaubte Gegenparts zu finden. Die Sehnsucht nach Bindungen wird an diesem virtuellen Wiederort gestillt, der verlorene Sinn für Gemeinschaft gesucht und auch gefunden.