Anina Paetzold analysiert das Bewahren kambodschanischer performativer Künste als kreativen, transkulturellen Prozess und spürt den Kontinuitäten und Brüchen musikalischer und tänzerischer Praktiken innerhalb der wechselvollen Geschichte des Landes nach. Die entwickelte Methode einer diachronen Ethnographie in kontrastierenden Beispielen eröffnet einen detailreichen und zugleich breiten Blick auf die in soziale und politische Zusammenhänge eingebundenen Musik-, Tanz- und Theaterformen, ihre Interpretation und Gestaltung sowie die beteiligten Akteure. In einer Gegenüberstellung ethnographischer Daten mit historischen Materialien beleuchten Fallstudien unterschiedliche Facetten der Motivationen und Handlungsbedingungen im Umgang mit den performativen Künsten. Rekontextualisierungen von Musik und Tanz in touristischen Settings, die Darstellung von Ritualen in Folkloretänzen, die Rekonstruktion eines Instrumentes nach Reliefs aus der Angkorzeit und die kolonialen Interpretationen der höfischen Tänzerinnen werden dabei ebenso zur Sprache gebracht wie der Einsatz des königlichen Balletts als Mittel der Diplomatie im Kalten Krieg und das Ringen um einen adäquaten Ausdruck nationaler Identität im kontemporären Tanz sowie in der Popmusik. Über den kambodschanischen Kontext hinaus leistet das Buch so einen Beitrag zum Verständnis von Traditionsbildung und den damit verbundenen Aushandlungsprozessen.