Gottfried Salomon-Delatour (1892-1964), ein heute fast vergessener Soziologe, promovierte 1916 bei Georg Simmel in Straßburg und war anschließend in Frankfurt Assistent von Franz Oppenheimer am ersten deutschen Lehrstuhl für Soziologie. In den 1920er Jahren war er als Herausgeber des „Jahrbuchs für Soziologie“ und Organisator der Davoser Hochschulkurse ferner mit fast allen Größen des Faches auch persönlich bekannt. Seit 1933 im Exil, war er weiter aktiv – auch politisch – und kehrte 1958 nach Frankfurt zurück. Er stellt ein Bindeglied zwischen seinen Lehrern Simmel und Oppenheimer einerseits und jüngeren Intellektuellen wie Benjamin und Adorno sowie den Studierenden der 1960er Jahre andererseits dar. Derzeit wird er auch als deutsch-französischer „Vermittler“ wiederentdeckt. Dieser Band macht einige seiner interessantesten Schriften erneut verfügbar. Darunter befinden sich einerseits einige „investigative“ Vorworte zu Herausgaben damals wenig bekannter internationaler „Klassiker“ der Soziologie und andererseits – neben Aufsätzen zu spezifisch jüdischen Themen – auch bewegende Dokumente aus seiner Zeit im Exil.