Mitten im krisengeschüttelten Frankreich der Zwischenkriegszeit gründeten die Intellektuellen Georges Bataille, Michel Leiris und Roger Caillois 1937 das Collège de Sociologie.

Seine Mitglieder machten es sich zum Ziel, in Anknüpfung an die Durkheim- Schule die kulturellen Praktiken und Vorstellungen "primitiver" Völker in die eigene Kultur hinüberzuretten und dort zu neuem Leben zu erwecken. Durch die Wiederbelebung des "Sakralen" sollte die Gesellschaft verändert werden, und die auf dieser Grundlage entstehenden Gemeinschaften sollten dem drohenden Faschismus die Stirn bieten.

Interne AuseinanderSetzungen und der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beendeten die Zusammenkünfte des Collège. Doch die Collègiens nahmen mit ihren Arbeiten bereits aktuelle soziologische Debatten über die Risiken von Individualisierungsprozessen vorweg. Ihr Einfluss zeigt sich bis heute in den Arbeiten zahlreicher Soziologen und Philosophen, von Michel Foucault über Jean Baudrillard und Michel Maffesoli bis hin zu Jacques Derrida.

In seiner Studie zeigt Stephan Moebius, welch große Bedeutung das Collège de Sociologie für die zeitgenössische Soziologie hat, und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Soziologiegeschichte und Intellektuellensoziologie. 2005 habilitierte er mit vorliegender Arbeit an der Universität Bremen.