Mit Relation in den unterschiedlichen Deklinationen dieses Begriffes als Beziehung, Interaktion, Austausch, Verhältnis usw. wird eine Fundierung der soziologischen Theorie auf der Mikroebene der Zwischenmenschlichkeit nahegelegt, wovon es genüge, deren Emergenz in vorausgesetzten nachfolgenden höheren Stufen nachzuzeichnen, um sie als Wurzel der Gesellschaft zu verstehen. Dabei geht oft die Überlegung verloren, nach der sich eine Gesellschaft auch im Rücken der Akteure herausbilden kann, ohne dass sie es wollen und ohne dass sie daran tatsächlich teilhaben. Im Vergleich zur Forschungsperspektive der relationalen Soziologie und den diversen angegliederten Formen des Interaktionismus in der Soziologie hat Pierre Bourdieu in seinem soziologischen Werk eine solche kritische Position bezogen und kompromisslos für einen makro-relationalen Ansatz in der Soziologie geworben. Damit hat er die Grundlage einer Überlegung zur Relation als Makrobegriff gelegt, der nicht etwa einen alternativen Ansatz in den Bereich der existierenden relationalen Soziologie einführt, sondern als Hauptansatz einer soziologischen Theorie zu verstehen ist. In diesem Band wird dieser Weg sowohl im Kontrast zu der relationalen Soziologie als auch im Kontrast zur Theorie Bourdieus beschritten, woraus eine entsprechende Theorie der Relation für die soziologische Theorie gewonnen wird. Die Autor*innen Christian Papilloud ist Soziologe am Institut für Soziologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Eva-Maria Schultze ist Soziologin am Institut für Soziologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.