Dokument: Problematische Kompositionen. Zu Verhältnissen von ästhetischer Praxis und politischer Ökologie im Anthropozän

Titel:Problematische Kompositionen. Zu Verhältnissen von ästhetischer Praxis und politischer Ökologie im Anthropozän
Weiterer Titel:Problematic compositions. On relations between aesthetic practice and political ecology in the anthropocene
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20181203-150129-3
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor:M.A. Linsenmeier, Maximilian [Autor]
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Dateien vom 27.11.2018 / geändert 27.11.2018
Beitragende:Prof. Dr. Görling, Reinhold [Gutachter]
Univ.-Prof. Dr. Harrasser, Karin [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:700 Künste und Unterhaltung
Beschreibungen:Die vorliegende Arbeit entwickelt einen medienkulturwissenschaftlichen Zugang zum Konzept des Anthropozäns und seiner Aktualität, sondiert damit verbundene Fragestellungen wie theoretisch-politische Implikationen und untersucht im Bezug hierzu ausgewählte künstlerische Arbeiten auf die Frage hin, wie in ihnen Zusammenhänge von Politik, Ökologie, Ästhetik und Medialität vor dem Hintergrund einer globalen ökologischen Krise artikuliert, verhandelt und problematisiert werden.
Die Arbeit schlägt vor, das Anthropozän nicht als positivistisches Konzept, sondern als begrifflichen Statthalter eines emergenten, aktualen, in sich heterogenen Problem-Raum zu begreifen, dessen zentrales Charakteristikum die Auflösung der modernen onto-epistemologischen Trennung der Welt in die Domänen von Natur und Kultur ist. Das Anthropozän ist auch deshalb ein politisches Ereignis, wie die Arbeit argumentiert, da es zu einer Rekonzeption anthropozentrisch verfasster Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsweisen nötigt und sich in ihm das konzeptuelle wie praktische Problem der Zusammensetzung einer gemeinsamen Welt von Menschlichem und Nicht-Menschlichem in aller Dringlichkeit und auf verschiedensten Ebenen stellt.
Den methodischen Hintergrund für ihr analytisches Vorgehen findet die Arbeit in der politischen Ökologie, deren konzeptuelle Konturierung sie mit Bezug u.a. auf die Theoretiker*innen Bruno Latour, Isabelle Stengers und Donna Haraway und unter Berücksichtigung differenzphilosophischer Theorien des Problems und seiner Medialität bei Gilles Deleuze und Michel Foucault unternimmt. Politische Ökologie erweist sich als immanente, situative, den naturkulturellen, machtgesättigten Verhältnissen des Anthropozäns adäquate Verfahrensweise der Untersuchung und Problematisierung heterogener Gefüge in Hinsicht auf die daran beteiligten Elemente, Kräfte, Werte und Prozesse in ihrer Interdependenz.
Dieses Verfahren entfaltet die Studie anschließend im zweiten Teil in Analysen von Arbeiten und Projekten der Künstler*innen Andros Zins-Browne, Amy Balkin, Tomás Saraceno und Stefanie Wenner wie des Kollektivs LiberateTate. Ästhetische Praxis zeigt sich darin als eine transversale Weise kompositorischer Hervorbringung, die sich quer zu Disziplinen, Praktiken und Wissensformen vollzieht und gerade auf Grund dieser Modalität komplexe, naturkulturelle Relationen des Anthropozäns erfahrbar, denkbar und analysierbar werden lässt; ästhetische Praxis ist nicht alleine Gegenstand, sondern zugleich Medium der Analyse.
Die Arbeit versteht sich auch als Beitrag zu einer Neuausrichtung geisteswissenschaftlicher Forschung, die sich gegenwärtig unter dem Sammelbegriff der „environmental humanities“ herauszubilden beginnt und sie plädiert für eine Medienkulturwissenschaft, die – im Sinne einer mit Isabelle Stengers gedachten Ökologie der Praktiken – intensivere, dialogischere und kooperativere Beziehungen zur naturwissenschaftlichen Forschungspraxis, ihren Wissensbeständen und Konzeptualisierungen erprobt.

Guided by media and cultural research interests the present thesis develops an approach to the concept of the Anthropocene and its actuality, explores questions and issues related to this concept and its theoretical and political implications and investigates selected artistic works with regard to the question how those works articulate, negotiate and problematize relations between politics, ecology, aesthetics and mediality against the background of a global ecological crisis.
The thesis addresses the Anthropocene not as positivistic concept but instead as a conceptual placeholder for an emergent, actual, heterogeneous problem-space whose main characteristic can be found in the dissolution of the modern onto-epistemological separation of the world into the domains of nature and culture. The Anthropocene, as is argued, can be seen as a political event because it forces us to reconceptualize anthropocentric modes of thinking, perceiving and acting and thus poses the conceptual as well as practical problem of how to compose a common world of the human and the non-human.
Methodologically the study takes up a notion of political ecology developed in relation to the theoretical work of Bruno Latour, Isabelle Stengers and Donna Haraway and in consideration of philosophical theories of the “problem” and its mediality in the work of Gilles Deleuze and Michel Foucault. Political ecology is conceptualized as an immanent, situational mode of inquiry and problematization of heterogeneous assemblages with regard to its interrelated elements, forces, values and processes. As such it is an adequate approach to the complex power relations of the Anthropocene.
This approach is executed in the second part of the thesis in detailed studies of works and projects by the artists Andros Zins-Browne, Amy Balkin, Tomás Saraceno, Stefanie Wenner and the LiberateTate collective. In those studies, aesthetic practice is shown to be a transversal way of compositional creation which takes place across disciplines, practices and forms of knowledge and which, because of its specific modality, is able to render those complex, naturecultural relations of the Anthropocene palpable, conceivable and analysable. Aesthetic practices are thus not only objects but also media of analysis.
This thesis is written as a contribution to the new research perspective of “environmental humanities”. It argues for more intense and cooperative relations between media and cultural studies and the natural sciences, its research practices, knowledge base and conceptualizations.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Philosophische Fakultät » Institut für Kultur und Medien
Dokument erstellt am:03.12.2018
Dateien geändert am:03.12.2018
Promotionsantrag am:28.09.2017
Datum der Promotion:15.11.2017
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