Der Band nimmt sich der Problematik von sozialer Ungleichheit und demographischem Wandel aus wissenschaftshistorischer Perspektive an. Seit den 1930er Jahren glaubten viele Bevölkerungs- und Sozialwissenschaftler, dass die quantitative und die "qualitative" Bevölkerungsentwicklung auch über die Planung sozialer Positionen beeinflussbar sei. Sozialtechniken waren inhärenter Bestandteil dieser Demographie. Nicht die soziale Realität, auch nicht tatsächliche sozialpolitische Maßnahmen und deren ungleichheitshemmende oder ungleichsfördernde Wirkungen sind hier Gegenstand der Untersuchung, sondern ausschließlich die Wahrnehmung von "Bevölkerung, Ungleichheit, Auslese" im Fokus der sozialwissenschaftlichen Bevölkerungsforschung zwischen 1930 und 1960. Diese Rekonstruktion erscheint notwendig, weil in Zeiten wachsender sozialer Ungleichheit in Vergessenheit zu geraten droht, wie dieses Thema in der damaligen Bevölkerungsforschung verarbeitet wurde.