Straßenraum neu denken.

Auch wenn Straßenraum der größte öffentliche Raum in Großstädten ist, wird sein Potenzial unterschätzt. Während der meiste Platz der Straßen für das Fahren und Parken von Kraftfahrzeugen reserviert wird und daraus resultierend der Flächendruck, Gesundheitsgefahren, Überhitzung, städtisches Artensterben, Lärm- und Luftverschmutzung zunehmen, gleiten andere Funktionen in den Hintergrund: Begegnung, Erholung und Teilhabe am öffentlichen Leben, die zu sozialer Kohäsion führen. Für zukunftsfähige Planungen von Straßenräumen müssen inkludierende Lösungsstrategien mehr Raum bekommen. Diese Arbeit widmet sich daher der Herausforderung, wie Straßenraum neu gedacht werden kann, um die städtische Transformation hin zu einer lebenswerten Zukunft voranzutreiben. Hierbei ist das Ziel ein Format zu entwickeln, welches im Straßenraum angewendet werden kann, um ausgehend von der Zivilgesellschaft einen urbanen Wandel anzustoßen. Zu diesem Zweck wird die Grounded Theory verwendet, welche die Methoden der Dokumentenanalyse, teilnehmenden Beobachtung, und Verkehrszählung in einem iterativen Prozess umrahmt. Aus den Untersuchungen resultiert ein mehrstufiges Kategoriensystem, welches elf Straßenraumfunktionen erarbeitet und diese an einem Fallbeispiel, der Eschenstraße in Dresden, anwendet. Die Untersuchungen ergeben: Nur wenn Menschen über die Multifunktionalität des Straßenraumes in Kenntnis sind, können sie ihren Wert wahrnehmen. Fundierte Informationen bilden die Grundlage für die Einstellung zu einem Ort, sodass ein Neudenken auch neues Handeln anstößt. Als Katalysator dieses Prozesses entwickelt die Arbeit ein universelles Werkzeug: Das Hybridlabor. Es findet Einsatz im Straßenraum unter Anwendung einer Anwendungssoftware auf dem Smartphone. In Anlehnung an bestehende Formate ist das Hybridlabor modular und skalierbar aufgebaut und so konzipiert, dass es eine breite Bevölkerung zur Teilnahme motiviert und durch die generierten Ergebnisse den städtischen Planungs- und Forschungsprozess fördert. So kann dieses innovative Format eine umfassende Betrachtungsweise des Straßenraum in die politische und forscherische Agenda bringen.