Die Produktion urbaner Räume in einer verstetigten Krise : Austerität, die Rekonfiguration der sozialen Reproduktion und munizipalistische Alternativen in Barcelona

Seit der Wirtschaftskrise 2008 haben sich Zwangsräumungen von einem temporären Krisenphänomen zum Hauptausdruck einer dauerhaften Wohnraumkrise im spanischen Staat entwickelt. Eine politische Folge dieser verstetigten Krise ist der Aufstieg der munizipalistischen Listen. Diese Listen setzen sich aus Akteur*innen sozialer Bewegungen und kleiner Parteien zusammen und erprobten den Ansatz eines neuen Munizipalismus, der ausgehend von der lokalstaatlichen Ebene soziale Verbesserungen und eine Demokratisierung der politischen Institutionen umzusetzen versucht. Katalysiert von den Krisenprotesten und Platzbesetzungen 2011 konnten in vielen spanischen Städten solche Listen vier Jahre später in die kommunalen Rathäuser einziehen. So auch in der katalanischen Hauptstadt, wo Barcelona en Comú seit zwei Legislaturperioden die Bürgermeisterin stellt.

Die vorliegende Arbeit verknüpft diese Momente vor dem Hintergrund raumtheoretischer Ansätze. Ausgehend von den krisentheoretischen Überlegungen David Harveys wird verdeutlicht, wie Kapitalismus auf die Produktion von Raum angewiesen ist, um systemimmanente Krisen temporär zu überwinden. Anschließend an theoretische Leerstellen Harveys, wird diese Annahme durch materialistische staatstheoretische und feministische Theorieansätze erweitert.

Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, wie urbane Räume in einer verstetigten Krise produziert werden. Damit zusammenhängend geht die Arbeit darauf ein, wie verschiedene Krisen mit Prozesen der kapitalistischen Urbanisierung verbunden sind, inwieweit die Sphäre der sozialen Reproduktion dadurch rekonfiguriert wurde und welche Handlungsmöglichkeiten es für die munizipalistischen Listen gibt. Eingebettet in eine umfassende Datenanalyse wurden dafür problemzentrierte Interviews sowie teilnehmende Beobachtungen in Barcelona-Sants durchgeführt.

 

Since the 2008 economic crisis, forced evictions have evolved from a temporary crisis phenomenon to the main expression of a permanent and consolidated housing crisis in the Spanish state. A political consequence of this consolidated crisis is the rise of the socalled municipalist lists. These lists are made up of actors from social movements and small parties, which attempt to implement social improvements and a democratization of political institutions starting from the local scale and the local state. Catalyzed by the crisis protests and occupations of squares in 2011, such lists were able to enter municipal city halls in many Spanish cities four years later. This was also the case in the Catalan capital, where Ada Colau has now been the mayor for Barcelona en Comú for two legislative periods.

 

This thesis links such moments against the backdrop of spatial theory. Starting from the crisis-theoretical considerations of David Harvey, it illustrates how capitalism depends on the production of space in order to temporarily overcome system-immanent crises. Following Harvey’s theoretical gaps, this assumption is extended through materialist state-theoretical and feminist theoretical approaches.

The work focuses on the question of how urban spaces are produced in a perpetuated crisis. It addresses how various crises relate to processes of capitalist urbanization, to what extent the sphere of social reproduction has been reconfigured as a result, and what possibilities for action exist for the municipalist lists. In terms of the dialectical method, empirical observations were abstracted by means of the aforementioned theories and, in turn, the theories were complemented by the empirical realities. Embedded in a comprehensive data analysis problem-centered were conducted in Barcelona-Sants.

 

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