Die basale und oft banale Modellierung des täglichen Lebens ist in der Wissenschaft lange unterbelichtet geblieben. In den meisten Kulturwissenschaften konzentrierte man sich auf die Höhenlagen und überließ das übrige Feld einer Volkskunde, die sich vorzugsweise um aussterbende ländliche Traditionen kümmerte. Das hat sich geändert: Das antiquarisch eingeengte Fach wurde zu einer umfassenden, empirisch ausgerichteten Kulturwissenschaft ausgeweitet, die Beiträge zur Geschichte des sozialen Lebens wie zu den Praktiken und Orientierungen in heutigen Gesellschaften liefert. Ein halbes Jahrhundert hat Hermann Bausinger diese Entwicklung mitgetragen und teilweise auch angestoßen; Wolfgang Kaschuba, Gudrun König, Bernhard Tschofen und Bernd Jürgen Warneken sind wichtige Wegstrecken mitgegangen, und der Historiker Dieter Langewiesche hat die Bemühungen aus der fachlichen Nachbarschaft begleitet. Im Gespräch blicken Bausinger und seine Partner zurück auf eine Brüchen und Verwerfungen ausgesetzte, aber doch kontinuierliche Arbeit an der Aufklärung des Alltags. Ein Gesprächsband aus Anlass des 80. Geburtstages von Hermann Bausinger.