Braun, Cornel: Teheran, Marrakesch und Madrid : Ihre Wasserversorgung mit Hilfe von Qanaten ; Eine stadtgeographische Konvergenz auf kulturhistorischer Grundlage. - Bonn, 1974. - , . In: Bonner Geographische Abhandlungen, 52.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://hdl.handle.net/20.500.11811/9613
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note = {Die Technik der Qanatbewässerung entstand im Iranisch-Armenischen Hochland und erlangte großen Einfluß auf die Siedlungsgeschichte des Perserreiches. Von Iran ausgehend gewann sie schon im Altertum u. a. auf der Arabischen Halbinsel und im Mittelmeerraum erste Bedeutung. Für das Mittelalter wird der Entwicklungsstand in der Handschrift von Karadji aufgezeigt ind der von ihr ausgehende Impuls auf das Vermessungswesen wahrscheinlich gemacht. Das Bauverfahren hat sich seit dieser Zeit hinsichtlich der eingesetzten technischen Geräte und in der Art und Weise der Ausführung kaum geändert.
Mit der arabischen Expansion hat sich die Kunst des Qanatbaus in Nordafrika verbreitet und auf der Iberischen Halbinsel Eingang gefunden. In diesen Gebieten entstanden in ähnlicher geographischer und topographischer Lage neue Siedlungen auf der Basis von Qanaten. Ihr Einfluß auf den Ortsgrundriß und die Sozialstruktur ist nicht zu übersehen.
Überraschenderweise bestehen derartige Übereinstimmungen in besonderem Maße zwischen den Hauptstädten Teheran und Madrid und der ehemaligen marokkanischen Hauptstadt Marrakesch. Diese Übereinstimmungen erscheinen nicht zufällig, wenn man die Übertragung und Anwendung der Qanattechnik in diesen Ländern in Betracht zieht.
Nachweislich haben Teheran und seine antike Vorläuferin Raiy, die alte Kapitale Marrakesch und Madrid in seiner islamischen Zeit und besonders seit seiner Erhebung zur Hauptstadt jahrhundertelang ihre Wasserversorgung ausschließlich oder überwiegend auf diese Weise sichergestellt. Jede dieser drei Städte befindet sich in der klassischen „Qanatlage", d.h. auf der Schuttschleppe eines Gebirges, dessen Hochlagen bis in den Frühsommer hinein Schnee tragen und ihre Wasserreserven bei der Schmelze an die Grundwasserlager in ihrer Peripherie abgeben (s. Abb. 44).
Gemeinsam ist ihnen die Lage unterhalb besonders hoher und sogar der höchsten Gipfel ihrer Gebirge, und sie erfahren, weil sie in einem gewissen Abstand vom Gebirgsfuß gelegen sind, noch eine zusätzliche Verzögerung der maximalen Grundwasserförderung in den Sommer hinein. In ihrer Funktion als Regenfänger und Vorratshalter gleichen die Gebirge die Trockenheit des subtropischen Klimas auf den Hochebenen in etwa aus.
Abgesehen von modernen Wasserbautechniken waren die Qanate in optimaler Weise geeignet, sich in die ökologische Kausalkette einzuschalten. Verständlich daher, daß die Vergleichsstädte — jedenfalls zur Zeit ihrer Qanat-Wasserversorgung — keine räumliche Beziehung zu einem Fluß aufweisen und erst in neuerer Zeit mit dem Bau von Talsperren die Gebirgsflüsse einbeziehen.
Konvergenzerscheinungen, die auf die Wasserversorgung und -Verteilung zu rückgehen, lassen sich in der Struktur und Entwicklungstendenz der drei Städte feststellen: Straßenverlauf in der Gefällsrichtung; Vergrößerung der Stadtgebiete vorzugsweise auf die Grund Wasserreservoire zu; Verteilung der Sozialgruppen nach Menge und Güte des Wassers. In ihrer historischen Entwicklung sind die drei Städte durch ihr Qanatsystem begünstigt worden. Andererseits jedoch blieben sie trotz der guten Wasserqualität in bezug auf die Quantität am Existenzminimum, wodurch weder ein starker Anstieg der Einwohnerzahl noch die Ansiedlung größerer Industrien möglich waren. Erst mit der Erschließung neuer Wasserreserven durch Staudämme wurde der Spielraum erweitert und einer z. T. stürmischen Entwicklung die Grundlage gegeben.},

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