Russlanddeutsche Lieder sind Erinnerungsträger des kollektiven Gedächtnisses. In markanter Weise spiegeln sie Alltagskultur und Geschichte der deutschen Siedler in Russland. Die sozialgeschichtliche Analyse und quellenkritische Dokumentation der traditionellen Lieder werfen ein neues, aufschlussreiches Licht auf ihre Rolle und Bedeutung in der alten, im Stalinismus zerstörten Lebenswelt der Russlanddeutschen und beschreiben ihre Entwicklung und Rezeption bis in die Gegenwart.
Grundlage dafür ist die Erschließung einer Volksliedsammlung, die der russische Philologe Viktor Žirmunskij durch Feldforschungen in den Jahren 1925–1930 zusammengetragen hat. Heute bilden diese über Jahrzehnte in Vergessenheit geratenen Archivalien die bedeutendste Sammlung traditioneller Lieder der Russlanddeutschen und bieten ein einzigartiges, überwiegend unbekanntes Reservoir historischer Liedquellen.
In zwei Bänden werden die originär russlanddeutschen Lieder sowie die Sammlungsgeschichte und Archivüberlieferungen deutscher Popularlieder in Russland erstmals umfassend dokumentiert und untersucht. Wissenschaftliche Essays und ergänzende Quellentexte bieten eine Gesamtsicht auf russlanddeutsche Liedtraditionen in einer transkulturellen Lebenswelt und verzeichnen das überlieferte Liedrepertoire der Russlanddeutschen vor dem Zweiten Weltkrieg in seiner gesamten Breite.
Band 1: Liedgeschichten und Editionen, Band 2: Analysen und Quellen