Cover
Titel
Svenska Pommern. Kulturmöten och identifikation 1720-1815


Herausgeber
Önnerfors, Andreas
Reihe
Ugglan Minervaserien 6
Anzahl Seiten
539 S.
Preis
€ 25,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Nils Jörn, Historisches Institut, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Seit einiger Zeit wird von der Forschung die Frage diskutiert, wie durch Kriege, Erbfolge oder Diplomatie erworbene Territorien in die frühneuzeitlichen Konglomeratstaaten integriert wurden, wie lange es dauerte, bis ihre finanziellen, militärischen, personellen und kulturellen Ressourcen vom neuen Landesherrn in vollem Umfang genutzt werden konnten und ob, wie, von wem und wie lange Widerstand gegen diese Integration in die neuen staatlichen Zusammenhänge geleistet wurde. Besonders interessant werden diese Fragen, wenn es um Territorien an der Peripherie des Alten Reiches geht, die von ausländischen Mächten wie Dänemark, Schweden oder Großbritannien aquiriert wurden. Hier interessiert zusätzlich, wie sich der neue Landesherr als Reichsfürst in die Strukturen des Alten Reiches einfügte, ob das Reich wegen neuer Bindungen dieser Territorien an den Rändern ausfaserte, ob alte Beziehungen zwischen dem betreffenden Territorium und dem Reich und seinen Institutionen trotz umfangreicher Appellationsprivilegien vor den obersten Reichsgerichten aufrechterhalten werden konnten oder ob die integrativen Kräfte der neuen Herrschaft stärker waren.

Vor diesem Hintergrund ist das Buch des Lunder Kulturwissenschaftlers Andreas Önnerfors zu Kulturbegegnung und Identifikation in Schwedisch-Pommern nach dem Ende der schwedischen Großmachtzeit von Interesse. Lagen für Schwedisch-Pommern bisher vor allem strukturelle Untersuchungen zur Zahlung von Steuern, Repräsentanz auf dem Reichstag, Nutzung der obersten Reichsgerichte und Schaffung neuer Gerichtsstrukturen sowie zur Wahrnehmung des Ostseeraumes in der Reichspublizistik vor 1, erhoffte man sich von der Arbeit Önnerfors’ neue ideengeschichtliche Erkenntnisse über das Verhältnis des nordostdeutschen Herzogtums zu seinem schwedischen Landesherrn und dessen Untertanen. Diese Hoffnungen werden – es sei vorweg gesagt – nur teilweise erfüllt.

Schweden erhielt durch die Beschlüsse des Westfälischen Friedens als Kompensation für sein Engagement im Dreißigjährigen Krieg die Herzogtümer Bremen, Verden und Vorpommern „cum annexis“, die Herrschaft Wismar und das Hamburger Domkapitel zu „ewigen Lehen“. Diese „Ewigkeit“ fand für den Großteil der Territorien bereits mit dem Großen Nordischen Krieg (1700-1721) ihr Ende und galt nur für Schwedisch-Vorpommern bis zum Ende des Alten Reiches und darüber hinaus bis 1815 im vollen Umfang. Dieses territorial und von der Bevölkerungszahl her kleine, wirtschaftlich und politisch unbedeutende Gebiet bildet den titelgebenden Untersuchungsraum der Arbeit. In seiner Argumentation begrenzt sich der Autor allerdings fast ausschließlich – und das ungerechtfertigt – auf das geistige Zentrum des Territoriums, die Universitätsstadt Greifswald. Zeitlich beschränkt sich der Autor auf die Periode 1720-1815, um nicht in den Verdacht zu geraten, „schwedische Großmachtgeschichte zu schreiben“ (S. 500). Diese Begründung überzeugt nicht, hätte doch die Einbeziehung der Großmachtzeit die Gelegenheit zu einem gerade ideen- und mentalitätsgeschichtlich hochinteressanten und verdienstvollen Vergleich zwischen der Zeit vor und nach 1721 geboten. Die Beschränkung auf die gewählte Zeitspanne wäre kein Problem gewesen, wenn der Autor die vergleichsweise gut erforschte Periode zwischen 1630 und 1720 konsequent in seine Überlegungen einbezogen hätte – das Buch liest sich jedoch über weite Strecken so, als würde der Autor diese Epoche und die in ihr getroffenen wichtigen Entscheidungen für seinen Untersuchungszeitraum ignorieren.

Dies zeigt sich bereits in seiner Gliederung des Untersuchungszeitraumes in drei Phasen: Zwischen 1720-1740 will er die Ablehnung schwedischer Großmachtsideen in Vorpommern entdecken, zwischen 1740 und 1785 eine Ausweitung und Intensivierung der Kontakte zwischen beiden Seiten und in der letzten Phase schließlich eine Idealisierung Schwedens in Vorpommern. In dieser Epocheneinteilung spiegeln sich bereits die zentralen Arbeitsthesen und -ergebnisse Önnerfors’ wider. Ihre Relevanz muss damit ebenso bezweifelt werden wie die zeitliche Gliederung. Das vorsichtige Abtasten und gegenseitige Kennenlernen, der Widerstreit der Ideen zwischen Pommern und Schweden, die Önnerfors in der Zeit 1720-1740 entdecken will, hatten im schwedischen Teil Pommerns im Jahre 1630 mit der Landung Gustavs II. Adolf in Peenemünde begonnen. Zum Zeitpunkt der erneuten Machtübernahme im Jahre 1721 galt Schweden seinen Untertanen als rechtmäßiger Landesherr, als Befreier von der dänischen Okkupation. Seit Jahrzehnten bestanden unter den Eliten zahlreiche gemischte Ehen, Schweden waren in Vorpommern belehnt und Vorpommern hatten Schweden bereist und teilweise dort auch Karriere gemacht, zahlreiche einflussreiche Schweden hatten auf ihrer peregrinatio das Alte Reich und Greifswald besucht und dort wichtige Einflüsse auf sich wirken lassen. All das wird fast komplett ausgeblendet und fälschlich für die Zeit nach 1720 reklamiert.

Seine zeitliche und inhaltliche Gliederung verbindet Önnerfors vor allem mit dem Wirken dreier Männer in Greifswald: Christian Nettelbladt, Johann Carl Dähnert und Jacob Wallenius. Hier liegt das eigentliche methodische Problem, das die Ergebnisse der Arbeit teilweise in Frage stellt. Natürlich kann und muss man die drei Genannten als Beispiele für eine kulturelle Begegnung heranziehen, es ist aber gefährlich und irreführend, so weitreichende Schlussfolgerungen wie der Verfasser es tut, nahezu ausschließlich auf die Äußerungen dieser drei Männer zu gründen. Am Beispiel des Vertreters der ersten Epoche, Christian Nettelbladt, soll dies verdeutlicht werden. Der 1696 in Rostock geborene, in Stockholm in einer deutschen Kaufmannsfamilie aufgewachsene Jurist war der Greifswalder Universität durch königlichen Befehl und gegen deren ausdrücklichen Willen – da besser qualifizierte Kandidaten zur Auswahl standen und man einen Eingriff in die Rechte der Universität nicht dulden wollte – als Prof. jur. zugewiesen worden. Durch sein aufbrausendes Temperament und seine persönlich verletzende, rechthaberische Art gelang es ihm, binnen kürzester Zeit nahezu die gesamte Universität gegen sich aufzubringen. Natürlich setzten sich seine Kollegen mit ihm, der durch archäologische Grabungen und historische Untersuchungen eine uralte Beziehung zwischen Pommern und Schweden konstruieren wollte, auch inhaltlich auseinander, argumentierte Nettelbladt doch wegen dieser traditionellen Beziehung für die Einführung schwedischen Rechts im Territorium. Ein solches Ansinnen hätte jedoch schwerste Verwicklungen mit Kaiser und Reich nach sich gezogen, die Schweden in seiner Situation im 18. Jahrhundert keinesfalls riskieren konnte und die in Stockholm deshalb auch nicht ernsthaft debattiert wurden. Die inhaltlichen Diskussionen wurden aber weitgehend verdrängt durch die persönlichen Beleidigungen und teilweise körperlichen Auseinandersetzungen, in die Nettelbladt seine Kollegen verwickelte. Nachdem er in seiner „Schwedischen Bibliothec“ seine Kollegen auch öffentlich diffamiert hatte, baute sich in Fakultät und Konzil ein entschiedener Widerstand gegen ihn auf. Diesen darf man aber auf keinen Fall als Widerstand gegen die schwedische Krone interpretieren! Die Greifswalder Universität lehnte den Hitzkopf Nettelbladt und teilweise auch dessen religiöse Auffassungen ab, keinesfalls aber die schwedische Krone als Landesherrn!

Auch während der Zeit der dänischen Besatzung hatte es einen erbitterten Streit zwischen Pietisten und orthodoxen Lutheranern gegeben, dieser wurde jetzt mit teilweise anderen Akteuren fortgesetzt. Ein Blick auf diese zwischen 1716 und 1720 geführten Auseinandersetzungen und andere Berufungsverhandlungen an der Universität hätte die Personalie Nettelbladt in den richtigen Kontext gestellt, eine kritische Auseinandersetzung mit dem jungen Hitzkopf und die Auswertung der einschlägigen Akten und Literatur das Gewicht, das der Verfasser auf die wissenschaftliche Auseinandersetzung legt, auf die persönliche Ebene verschoben. Auch ein einfacher Gegentest bei einem der Opponenten Nettelbladts, Hermann Heinrich Engelbrecht, hätte Önnerfors seine Argumentation überdenken lassen müssen. Dieser, aus einer einflussreichen vorpommerschen Familie stammend, hatte zwischen 1729 und 1734 als Erzieher bei der schwedischen Grafenfamilie Bielke gelebt, deren Sohn auf die Universität Lund begleitet und beste Kontakte in die schwedische Oberschicht aufgebaut. Er wäre somit ein natürlicher Verbündeter Nettelbladts für dessen schwedenfreundliche Propaganda gewesen, wurde aber wegen des Auftretens des „Schweden“ zu einem seiner entschiedensten Gegner.Ähnlich ließen sich auch die beiden anderen Epochen und ihre Zentralfiguren analysieren – der vorgegebene Platz verbietet dies hier jedoch.

Ein für die gesamte Arbeit geltender Kritikpunkt ist der, dass Önnerfors seinen Fokus fast ausschließlich auf Greifswald richtet. Natürlich war die Universitätsstadt das Zentrum der geistigen Auseinandersetzung, diese fand aber nachweislich auch in anderen vorpommerschen Städten statt. Dieser „Rest“ der schwedischen Provinz wird in der Studie Önnerfors’ jedoch nahezu komplett ausgeblendet. Das liegt neben der Fragestellung Önnerfors’ daran, dass er zentrale Quellen für seine Thematik nicht nutzt bzw. nur ungenügend auswertet. So hätten die „Vitae Pomeranorum“, eine überregional wichtige, im Untersuchungszeitraum entstandene Sammlung von Gelegenheitsschriften, genutzt werden müssen, um die wichtigsten Thesen der Arbeit zu prüfen. Es erstaunt, dass ein Ideenhistoriker diese Chance ungenutzt lässt – mit seinem methodischen Instrumentarium hätte er doch in den zahlreichen Gedichten und Schriften verschiedener Autoren zu Anlässen wie Krönungen, königlichen Geburtstagen, Kindstaufen und Beerdigungen, aber auch zu Ernennungen, Rektorats- oder Dekanatsantritten der von ihm behandelten Akteure und ihrer Gegner die schwedisch-vorpommersche Annäherung oder Abneigung belegen können.

Ein weitere wichtige Quelle, die von ihm genutzte Liste der Greifswalder Freimaurerloge, wird nur halbherzig ausgewertet. Untersuchungen zur sozialen und lokalen Herkunft der Mitglieder, zu den von ihnen ausgeübten Ämtern und schließlich zur Frage, ob in der Loge eventuell geknüpfte Netzwerke ihre weitere Karriere beflügelten,wären für Historiker zur Einschätzung des Einflusses der Loge im Territorium zentral. Ein Blick in die Universitätsmatrikel hätte zudem die nebulöse Aussage, es habe viele schwedische Studenten in Greifswald gegeben, konkretisiert. Hätte man auch hier systematisch nach dem weiteren Werdegang gefragt, hätte sich eine zusätzliche Ebene möglichen Kulturaustausches ergeben, weitere Akteure wären sichtbar geworden und hätten auf ihre in Deutschland gewonnenen und in Schweden angewendeten Erkenntnisse hin untersucht werden können.

Eine solche Untersuchung hätte den Verfasser auch vor der grundsätzlich falschen These bewahrt, dass die Gründung wissenschaftlicher Gesellschaften in Greifswald auf den Einfluss der dort lebenden Schweden zurückgegangen sei. Hier wirkten eindeutig Einflüsse aus dem Alten Reich und alte Kontakte der maßgebenden Akteure wie Augustin von Balthasars nach Mitteldeutschland. Auch bei dieser Frage wäre es nützlich gewesen, neben der deutsch- und schwedischsprachigen Literatur den lateinisch geführten gelehrten Diskurs zur Kenntnis zu nehmen. Da Verfasser dies aus unverständlichen, nicht benannten Gründen unterlässt, entgeht ihm etwa drei Viertel der wissenschaftlichen Kommunikation! Thesen, die auf das verbleibende ein Viertel gründen, sind von vornherein zu bezweifeln. Eine breitere Quellenbasis hätte auch dazu geführt, die Stellung Schwedisch-Vorpommerns zwischen dem Alten Reich und Schweden schlüssiger zu charakterisieren, die verschiedenen Einflüsse, die auf die Akteure wirken, treffender herauszuarbeiten und die wichtigen Beziehungen zu geistigen Zentren im Alten Reich entsprechend zu würdigen.

Andere Fehler und Auslassungen haben keine zentrale Bedeutung, zeugen aber von der Tendenz des Autors, nicht hinreichend genau zu arbeiten. Es geht hier vor allem um verfassungsrechtliche, statistische und strukturelle Fragen, die hier nicht näher ausgebreitet werden sollen. Bei aller Kritik bleibt das Buch ein interessanter Versuch, die Begegnung zwischen zwei Völkern kulturhistorisch und ideengeschichtlich zu untersuchen. Es enthält zahlreiche intellektuelle Anregungen, die zur vertieften Forschung ermuntern und bereichert unser Bild in nicht unwesentlichen Detailfragen. Zu nennen sind eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Klimatheorie Heumanns, ein vertiefter Einblick in die Geschichte der vorpommerschen Freimaurer und ihrer Verbindungen zu Schweden und eine sehr gelungene Analyse der Entwicklung der gelehrten Presse in Vorpommern. Hier hat die Arbeit ihre deutlichen Stärken und bereichert die bisherige Forschung in der erhofften Weise. Sehr gekonnt bezieht der Verfasser seine geschickt ausgewählten, aussagekräftigen Illustrationen in seine Argumentation mit ein. Sein Stil ist im Schwedischen wie im Deutschen flüssig, das Buch regt in vielfacher Hinsicht – auch zum Widerspruch – an. Es bleibt zu hoffen, dass die nachfolgende Forschung den Fokus in der vorgeschlagenen Weise weitet, die Ergebnisse Önnerfors’ aufgreift, prüft und teilweise berichtigt.

1 Diese Fragen werden u.a. diskutiert in dem Sammelband: Jörn, Niels; North, Michael (Hgg.), Die Integration des Ostseeraumes in das Alte Reich (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich 35), Böhlau Köln 2000.

Kommentare

Von Önnerfors, Andreas29.08.2003

"Freylich sind viele Verweise nichts als leere Grimacen der Pedanterey [...]" – so antwortete der schwedische Philosoph Thomas Thorild auf die Kritik seiner Greifswalder Kollegen zu seiner Amtsführung (im Juni 1797). In der neulich auf dieser Liste publizierten Rezension meiner Dissertationsschrift hat der Greifswalder Rezensent, offenkundig aufgrund einiger prinzipieller Missverständnisse, die Arbeit in einer nicht adäquaten Weise behandelt. Im Folgenden werde ich auf diese Missverständnisse (der Gliederung der Rezension entsprechend) antworten.

1) Der Untertitel der Arbeit „kulturelle Begegnungen und Identifikation“ hätte den Rezensenten darauf aufmerksam machen können, dass der thematischen Behandlung ein nicht zu ignorierendes theoretisches Kapitel von immerhin gut 20 Seiten vorangeht. Die theoretischen Perspektiven werden den Lesern der Rezension völlig vorenthalten und stellen keineswegs eine Lippenbekenntnis oder ein Erfüllen der Ansprüche von Drittmittelgebern dar.

2) Aus diesem Grund erklärt sich auch, dass der Rezensent die zeitliche Periodisierung „Gegensätze- Einvernehmen – Idealisierung“ der Arbeit verwirft. Sie stellt allerdings keine auf besondere Gegebenheiten oder Fakten basierende Einteilung sondern eine aus identitätstheoretischer Sichtweise psychologische Deutung der Protagonisten im zeitgenössischen Diskurs dar.

3) Der Ansatz der Arbeit im Jahr 1720 überzeugt den Rezensenten nicht, da Vergleiche zur schwedischen Großmachtszeit fehlten. Er bezeichnet dies als „Ausblenden“ und meint, ich hätte fälschlich kulturelle Muster für die Zeit nach 1720 reklamiert, die schon vorher hätten untersucht werden können. Dass Schwedisch-Pommern nach 1720 die einzige verbleibende schwedische Provinz war und dass der Große Nordische Krieg eine gut 20-jährige Zäsur beinhaltet, stellte für mich Grund genug dar, mich auf die letzten fast 100 Jahre schwedischer Zugehörigkeit zu konzentrieren, die noch verhältnismäßig schlecht erforscht ist. Man könnte die gleiche Kritik auch an Autoren richten, die das 17. Jahrhundert bearbeitet haben. Warum werden von ihnen keine Ausblicke auf das 18. Jahrhundert gemacht? Natürlich aufgrund der zeitlichen Abgrenzung, die jedem Autoren frei stehen sollte, sofern er sie ausreichend motiviert.

4) Als ein „Beispiel“ konzentriert sich der Rezensent auf den schwedischen Professor Nettelbladt ohne den Lesern der Rezension mitzuteilen, dass er selber Nettelbladt schon in mehreren einschlägigen Publikationen behandelt hat. Dies ist der wahre Grund (nicht die vom Rezensenten angegebenen Platzgründe), warum der Eindruck entsteht, ich hätte Wesentliches falsch gedeutet. Eine Prüfung der Behauptungen des Rezensenten an den anderen von mir behandelten Personen hätte zu einem negativen Resultat geführt.

5) Die Konzentration auf drei Personen wird vom Rezensenten als „methodisches Problem“, als „gefährlich“ und „irreführend“ dargestellt. Bei einer genauen Lektüre der Fußnoten sowie des Personenverzeichnisses dürfte jedoch auffallen, dass der von mir aus Primärquellen behandelte Personenkreis mindestens zehnmal so hoch ist.

6) Die Konzentration auf Greifswald als Mittelpunkt des intellektuellen Klimas der gesamten Provinz wird von Rezensenten verworfen, der „Rest“ sei von mir ignoriert worden. Dies lässt sich vielleicht am besten dadurch erklären, dass dem Rezensenten die Ausrichtung des in Schweden seit 1933 etablierten Fachs „Ideen- und Wissenschaftsgeschichte“ entgangen sein muss. Hier steht nämlich die Geschichte der Gelehrten, der gelehrten Kultur und vor allen Dingen der gelehrten Schriften im Mittelpunkt. Schon eine zeitgenössische Quelle, die dem Rezensenten wohl bekannt sein sollte, da er sich zumindest mit ihrem Autor (vielleicht aber nicht mit seinen Schriften) befasst hat, behandelte das Thema „Vom Nutzen der Historie der Gelehrsamkeit in allen Theilen der Wissenschaften [...]“ (Augustin von Balthasar, späterer Vize-Präsident des Wismarer Tribunals).

7) Der Rezensent kritisiert die angebliche Nicht-Benutzung der Sammlung Vitae Pomeranorum (VP). Es muss ihm völlig entgangen sein, dass der 20-seitige Abschnitt „Den lyckliga förbindelsen“ („Die glückliche Verbindung“) genau die Art von Texten abdeckt, die vom Rezensenten gefordert wurden und dass ich im letzten Kapitel meiner Arbeit gerade die „nationale“ Konnotation von Gelegenheitsschriften (auch theoretisch) ausführlich behandele. Die Probleme der VP habe ich außerdem in einem neulich publizierten Beitrag dargelegt („The Idea and the Text –A Note on Transcultural Historical Text Analysis“ in Zilmer/Ohlsson „Perspectives on text and Context“, Nordistica Tartuensica 8, Tartu 2003, S. 145-157).

8) Die Behandlung der Freimaurerei kritisiert der Rezensent als „halbherzig“. Es ging mir aber in der Tat überhaupt nicht um die vermisste „Einschätzung des Einflusses der Logen“. Im Gegenteil interessiert mich die vereinigende Wirkung einer gemeinsamen ideologischen Plattform, wie sie die Freimaurerei darstellt.

9) Völlig falsch ist die Behauptung des Rezensenten, ich hätte die Gründung von gelehrten Gesellschaften den in der Provinz lebenden Schweden zugeschrieben. Dies wird ohne Seitenangabe einfach behauptet, in meiner Arbeit findet sich jedoch kein einziger entsprechender Hinweis.

10) Darüber hinaus wirft mir der Rezensent vor, ich hätte lateinische Korrespondenz übersehen und aus einem Viertel des Quellenmaterials meine Schlussfolgerungen gezogen. Dies erweckt bei den Lesern den Eindruck, ich beherrschte die Gründe des wissenschaftlichen Handwerks nicht, begleitet von der Behauptung des Rezensenten ich arbeitete ungenau. Welche Thesen nicht aufgestellt und wie viele Seiten insgesamt durch die angebliche Auslassung von 3/4 nicht näher benanntem Quellenmaterial nicht entstanden sind, darüber schweigt sich die Rezension allerdings aus. Bei einer näheren Untersuchung würde auffallen, dass höchstens 1/50 der Dissertation auf diesem so schmerzlichen Verlust beruht.

Aus Platzgründen kann ich an dieser Stelle nicht genauer auf die vielen falschen Schlussfolgerungen der Rezension eingehen. Eine vollständige Fassung kann jedoch bei mir erhalten werden (andreas.onnerfors@kult.lu.se).


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