Peter Janich

Handwerk und Mundwerk

Über das Herstellen von Wissen
Cover: Handwerk und Mundwerk
C.H. Beck Verlag, München 2015
ISBN 9783406674907
Gebunden, 372 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Bereits die griechischantike Philosophie stellte das Handwerk in der Rangfolge der Wertschätzung weit unter die viel edlere "reine Theorie". Seither steht der Theoretiker im Gegensatz zum Praktiker, also zum Arbeiter und Handwerker. Es wirkt das Vorurteil, dass der Handwerker nichts zur theoriefähigen Erkenntnis beitrage. Der Physiker genießt mehr Ansehen als der Ingenieur, und dieser wieder mehr als der Handwerker. Peter Janich unternimmt eine Forschungsreise durch die Wissenschaftsgeschichte. Ein philosophischer Blick auf die Fächer Geometrie, Physik, Chemie, Lebens- und Kommunikationswissenschaft zeigt, dass diese ihre Gegenstände handwerklicher Herstellung verdanken. Mehr noch, die zweckmäßige Reihenfolge von Schritten im Herstellen gibt dem "Mundwerk", also der logischen Begriffs- und Theoriebildung, eine eigene Rationalität. Was der Handwerker in das gute Funktionieren seiner Produkte als Zweck investiert, macht am Ende den technischen Erfolg der modernen Naturwissenschaften aus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.06.2015

Der Naturalismus, der davon ausgeht, dass die Natur einem festen Regelwerk folgt, das wir mehr oder weniger, auf jeden Fall aber immer besser verstehen, sieht sich an einer Stelle immer mit einer Herausforderung konfrontiert, weiß Helmut Mayer, nämlich wenn es um die Position des Menschen in diesem Kosmos geht, im Zweifelsfall auch des wissenschaftlich arbeitenden Menschen. Der Wissenschaftsphilosoph Peter Janich zeigt in seinem Buch "Handwerk und Mundwerk" die Probleme auf, die sich ergeben, wenn handwerklich gewonnene Erkenntnisse sich in der Sprache zu einem Weltbild fügen, das keinen Raum mehr dafür lässt, wie das dafür notwendige Wissen erworben wurde, erklärt der Rezensent. Angesichts einer Wissenschaftstheorie, die sich mittlerweile mit dem Beschreiben von Versuchsanordnungen begnügt, sind die prinzipiellen und durchaus normativ zu verstehenden Punkte, die Janich macht, eine willkommene und notwendige Abwechslung, lobt Mayer.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.05.2015

Kai Spanke möchte dem Autor beipflichten: Das Handwerk gehört rehabilitiert! Zuvor hat ihm Peter Janich erklärt, was das Handwerk zuallererst in Verruf brachte, das Mundwerk, die Sprache nämlich war's. Sodann erfährt Spanke beim Autor, welcher Logik das Handwerk folgt und dass es Grundlage wissenschaftler Forschung ist, Physik, Chemie, Geometrie, Informationswissenschaften - alles gegenstandslos ohne Handwerk, meint Janich. Schon gut, winkt der Rezensent schließlich ab, der Janichs präzise Argumentation zwar schätzt, aber nicht dessen Satzungetüme oder das Spatzenschießen mit Kanonen, wie es der Autor laut Spanke mitunter im Buch praktiziert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.05.2015

Den Handwerker als "Alles-richtig-Macher" kann sich Lea Haller nach dieser Lektüre nicht vorstellen. Da kann der Philosoph Peter Janich noch so sehr auf den unausweichlichen Schöpfungsmechanismus infolge einer einmal begonnenen Handlung pochen. Absolutistischen Ursprungserzählungen steht Haller nach wie vor skeptisch gegenüber. Ebenso dem Technik-Determinismus Janichs, denn: "Handwerker sind keine Vollzugsbeamten", meint Haller. Wissenschaft als Vollendung des Handwerks, wie sie der Autor der Rezensentin anhand von historischen Beispielen aus Geometrie, Physik, Chemie, Biologie und Informatik präsentiert, kann Haller sich, wenn überhaupt, nur ergebnisoffen vorstellen.
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