Roman Köster

Müll

Eine schmutzige Geschichte der Menschheit
Cover: Müll
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406805806
Gebunden, 422 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Mensch und Müll - das ist eine lange und innige Beziehung. Bereits die Neandertaler haben Dinge für nutzlos befunden, aussortiert und weggeworfen. Das alte Rom kämpfte ebenso mit Müllproblemen wie die Metropolen des 19. Jahrhunderts. Doch alles verblasst hinter den Abfallbergen der Gegenwart. Anhand der Produktion von und dem Umgang mit Müll schreibt Roman Köster eine erhellende Geschichte unserer Spezies und zeigt, wie sich as Leben mit dem Abfall von der Sesshaftwerdung bis heute verändert. Sein Buch bietet die erste durchgehend schmutzige Geschichte der Menschheit, denn weggeworfen wird immer. In der Vormoderne waren Abfälle vor allem ein praktisches Problem. Sie lagen herum, rochen schlecht und behinderten den Verkehr. Im Zuge des starken und weltweiten Städtewachstums seit dem späten 18. Jahrhundert stieg die Aufmerksamkeit für durch Abfälle erzeugte hygienische Probleme, die die Ausbreitung von Typhus oder Cholera begünstigten. Heute hingegen ist der Müll von einer Frage städtischer Sauberkeit zu einem globalen Umweltproblem geworden. In seiner Globalgeschichte des Mülls von der Frühgeschichte bis heute geht Roman Köster den Ursachen dieser Entwicklungen nach und zeigt, wie sich das Wegwerfen, Entsorgen und Wiederverwerten im Lauf der Geschichte verändert hat. Denn der Müll und der Versuch, ihn zu beseitigen, prägten das Gesicht der Siedlungen und Städte sowie das Leben ihrer Bewohner - von der Steinzeit bis heute.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.12.2023

Rezensent Helmut Stalder geht ziemlich desillusioniert hervor aus der Lektüre von Roman Kösters Buch über die Geschichte des Abfalls. Was der Wirtschaftshistoriker an Fakten zum Müll zusammenträgt, anekdotisch vermittelt und in drei Entwicklungsstufen einteilt, Vormoderne, Industriezeitalter neuere und neueste Gegenwart, lässt Stalder die Nase rümpfen. Es stank und stinkt buchstäblich zum Himmel, im alten Rom genauso wie im späten 18. Jahrhundert. Und wie viel wir heute so an Abfall produzieren, verschlägt Stalder den Atem und stimmt ihn trübsinnig. Denn: Lösungen für das Müllproblem findet Köster nicht. Es bräuchte wohl ein grundsätzliches Umdenken und bessere Strukturen, ahnt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2023

Viel zu lernen über Geschichte und Gegenwart des Mülls gibt es in Roman Kösters Buch laut Rezensentin Ulla Fölsing. Der Historiker spannt einen weiten Bogen von der Frühzeit bis in die Gegenwart, lesen wir, wobei es stets darum geht, wie in menschlichen Gesellschaften Müll entsteht und wie diese dann versuchen, ihn wieder loszuwerden - was offensichtlich zunehmend schwierig wird. Freilich zeigt sich bei einem Blick in die Vergangenheit, so Fölsing mit Köster, dass schon Neandertaler Müll produzierten und dass der Schmutz in den Städten im alten Rom und im Mittelalter zum Ärgernis wurde. In der Gegenwart, fährt die Rezensentin mit ihrer Rekonstruktion fort, ist Müll jedoch vor allem ein Problem für die Umwelt. Es sind die reichen Länder, die den meisten Müll produzieren, lernt Fölsing, quasi als Nebenprodukt industrieller Effizienz. Diese Effizienz stellt sich allerdings beim Beseitigen des Mülls weitaus weniger ein, so Kösters These, und wir dürfen wohl auch nicht darauf hoffen, aus der Vergangenheit geeignete Rezepte für die Lösung des Problems zu erhalten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2023

Alles hat eine Weltgeschichte, sogar der Unrat. Die FAZ widmet ihr den Aufmacher des Sachbuchteils in ihrer Buchmessenbeilage. Fasziniert referiert Kai Spanke die Ergebnisse dieses Bands, der von der Vor- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart reicht. Köster, liest man im Klappentext des Buchs, ist ein Fachmann: Er hat sich über sein Thema habilitiert. Spanke verliert nicht viele Worte über Stil und Machart des Buchs, sondern erzählt munter drauflos. Das Müllproblem entstand mit der Sesshaftigkeit, erfahren wir, oder war es umgekehrt? Es könnte nämlich auch sein, dass die Mensch beobachteten, wie aus ihren Fäkalien die Pflanzen sprossen und dass sie somit den Garten und die Sesshaftigkeit erfanden. Das ist aber unsicher. Es geht über die Maya und die Stadt Rom mit ihrer Cloaca Maxima bis zur Entdeckung der Hygiene im 18. Jahrhundert und schließlich zum gegenwärtigen Versagen vor dem Problem: 3,4 Milliarden Tonnen Hausmüll fallen zur Zeit an, und es könnten noch wesentlich mehr werden. Ob Köster Zukunftsszenarien entwickelt, in denen wir nicht unter unseren Hinterlassenschaften beerdigt werden, lässt Spanke offen.
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