Leonardo Olschki (1885-1961), aus der deutschen, nach Italien ausgewanderten Antiquars- und Verlegerfamilie, hatte sich nicht für den kaufmännischen Beruf entschieden, sondern studierte Germanistik und Romanistik und wurde 1924 Professor in Heidelberg, einer der jüngsten Ordinarien in Deutschland. Seine Haupt-Arbeitsgebiete waren Dante, französische Epik und Renaissancestudien. 1933 wurde er in den Ruhestand versetzt - weder in Italien, noch ab 1939 in den USA fand sich eine angemessene Stelle für ihn. Er konzentrierte sich nun auf die Geschichte der Mongolen im Kontext von Marco Polo und lernte gar Chinesisch, was seinen Forschungen zugute kam. Mythos Filz ist eine seiner kleineren Arbeiten (1946), besticht aber durch Gegenstand und Methode und ist geradezu spannend. Was hat Filz mit Dantes Prophezeiung des künftigen Weltretters in der Göttlichen Komödie zu tun? Des Rätsels Lösung findet sich schließlich nicht am Hofe der mongolischen Großchane, sondern bei Dante selbst ... Ein Musterbeispiel für eine scharfsinnige Recherche und eine gelungene Präsentation.