Konformität und Gruppendruck. Die Aktualität des Asch-Experiments


Hausarbeit, 2017

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort

2 Hintergrund
2.1 Definition Konformität und Gruppendruck
2.2 Konformitätsexperiment nach Solomon E. Asch
2.2.1Versuchsaufbau und -ablauf
2.2.2 Ergebnisse
2.3 Fragestellung und Hypothese

3 Die Methode
3.1 Stichprobe
3.2 Untersuchungsdesign
3.3 Untersuchungsdurchführung
3.4 Datenanalyse und Ergebnisse

4 Diskussion
4.1 Allgemeine Analyse
4.2 Praxistransfer
4.3 Fazit

6 Literaturverzeichnis

Ehrenwörtliche Erklärung

Abstract

Der folgende Forschungsbericht beschäftigt sich mit einer sehr verbreiteten und aktuellen Thematik aus dem Bereich der Sozialpsychologie und gibt einen Einblick, in die Untersuchung von Zusammenhängen, bezüglich sozialen Einflüssen und den Auswirkungen auf die Konformität eines Individuums. Mithilfe von Stichproben, akquiriert durch einen Online-Fragebogen mit jeweils unterschiedlicher Beeinflussungsintensität, wurden Daten erfasst. Getestet wurde die Hypothese: „Es gibt unterschiedliche Auswirkungen auf die Konformität eines Individuums hinsichtlich sozialer Einflüsse.", mit dem Ergebnis, dass Konformität ein sehr leicht hervorzurufender Prozess ist und die Mehrheit der Menschen dazu neigen, sobald eine größere Menschenmenge sich gegen die eigene Meinung stellt und es dabei auch keine Rolle mehr spielt, wie unrealistisch die Meinungsanpassung ist.

Als Grundlage zu dieser durchgeführten Untersuchung wurde die Asch-Studie aus dem Jahr 1951 verwendet. Das die Thematik Gruppendruck und Konformität in der heutigen Gesellschaft nach wie vor nicht von Seltenheit geprägt ist, zeigen auch aktuelle Beispiele unter dem Punkt Praxistransfer des Forschungsberichtes.

1 Vorwort

Im Alltag stößt jede Person auf Situationen, in welchen sich Menschen obgleich ihrer eigentlichen Überzeugung verhalten. Den guten Eindruck sowie die soziale Anerkennung möchte man vor anderen Personen gern bewahren. Um diese Ziele zu erreichen wird nicht immer nach eigener Überzeugung gehandelt, sondern tendiert oft dazu, sich anzupassen und die Ansichten und Standpunkte anderer Personen oder Gruppen zu übernehmen wo wir bei der Thematik Konformität und Gruppendruck sind. Inwieweit beeinflusst das Denken der anderen in einer Gruppe das Denken eines jeden Einzelnen? Mit dieser und weiteren Fragen und der Grundlage der Asch Studie aus dem Jahr 1951, knüpft der folgende Bericht an und zeigt auf, inwieweit sich Individuen beeinflussen lassen.

2 Hintergrund

2.1 Definition Konformität und Gruppendruck

„Konformität ist ein zentrales Thema der Sozialpsychologie und auch der Gruppenforschung: Es kann keine Gruppe geben ohne die Einhaltung gewisser Normen und ohne einen gewissen Druck auf die Einhaltung dieser Normen." (Sader, 1998, S. 159) Der Begriff „Konformität" ist definiert als: „Anpassung des Verhaltens oder Denkens, um mit dem Gruppenstandard übereinzustimmen" (Myers, 2014, S. 605). Den wahrgenommenen Druck, sich konform zum Gruppenstandard zu verhalten nennt Myers (2014) dabei „Konformitätsdruck" (S. 605).

Man unterscheidet in der Sozialpsychologie zwei Arten bzw. Ebenen von sozialem Einfluss: den informativen und den normativen sozialen Einfluss.

Informativer sozialer Einfluss liegt vor, wenn der Betroffene nicht weiß, wie er in einer bestimmten Situation am besten handeln soll. Diese Reaktionsweise findet häufig in neuen und unsicheren Situationen statt, wenn die Person die Situation also nicht genau einschätzen kann. Durch diese Gegebenheit kommt es dazu, dass das Verhalten anderer als wichtige Informationsquelle genutzt und für das eigene Verhalten herangezogen wird (Stürmer, S. 4). Hier handelt es sich um private Konformität, da sich das Individuum von der Mehrheit überzeugen lässt (van Avermaet, 1990, S. 374).

Der normative soziale Einfluss dagegen lässt sich als „Einfluss, der sich aus der Bereitschaft eines Menschen ergibt, die Meinungen anderer über die Wirklichkeit anzunehmen" (Myers, 2014, S. 606) erklären. Die Person passt ihr Verhalten an, um ein Teil der Gruppe sein bzw. bleiben zu können (Stürmer, S. 7). Hierbei handelt es sich um öffentliche Konformität, d. h. das Individuum ändert seine Meinung nach außen, nicht aber im Inneren (van Avermaet, 1990, S. 374).

2.2 Konformitätsexperiment nach Solomon E. Asch

Der polnisch-jüdische Gestaltpsychologe und Pionier der Sozialpsychologie Solomon Eliot Asch ist am 14.09.1907 in Warschau geboren. Im Alter von 13 Jahren wanderte er mit seinem Bruder und seiner Familie in die vereinigten Staaten von Amerika aus. Nach seiner Zeit auf der High School besuchte er das City College von New York. 1928, im Alter von 21 Jahren, erlangte er seinen Bachelor of Science. Im Jahre 1930 erwarb Asch dann seinen Master und nur zwei Jahre darauf seinen Doktortitel an der Columbia University. Asch war über 19 Jahre am Swarthmore College Professor für Psychologie.

In den Jahren 1946 und 1951 führte er die ersten entscheidenden Experimente durch, wobei er vor allem durch das Konformitätsexperiment (1951) berühmt wurde. Er untersuchte „wann und unter welchen Umständen Versuchsteilnehmer dem wahrgenommenen Konformitätsdruck erliegen und sich wider besseres Wissen der einheitlichen Mehrheit der Gruppe anpassen“ (Sader, 2000, S. 161). Dieses Forschungsexperiment konnte belegen, dass Gruppendruck eindeutig zu einer Änderung der Meinung der teilnehmenden Individuen führt und es zu Konformität innerhalb einer Gruppe kommt, trotz anderer Wissensgegebenheiten.

Zu seinen literarischen Werken gehört unter anderem das im Jahr 1952 veröffentlichte Buch „Social Psychology“ und im Jahr 1955 ein weiteres Werk „Opinions and social pressure.“ Im Jahr 1996 verstarb Asch im Alter von 88 Jahren 1996 in Haverford, Pennsylvania.

2.2.1 Versuchsaufbau und -ablauf

Salomon Asch wollte in seinem Experiment von 1951 bestimmen, inwieweit sich Individuen dem Gruppendruck unterwerfen oder aber sich von ihm abgrenzen und unabhängig entscheiden können. Der Gruppendruck wurde so erzeugt, dass er der Situation eindeutig entgegenlief (Thomas, 1992, S. 98) und von dem Teilnehmer ein gegensätzliches Verhalten verlangte. Es gilt als eines der bedeutendsten Experimente der Sozialpsychologie (Sader, 1998, S. 160).

Der Versuch wurde in einem neutralen Raum durchgeführt. Es wurde mehreren Versuchspersonen zwölfmal eine Linie auf einer Leinwand gezeigt und rechts daneben drei Vergleichslinien projeziert. Die Probanden hatten nun die Aufgabe, herausfinden welche der Vergleichslinien in ihrer Länge der ersten Linie auf der Leinwand entsprach. Die Eindeutigkeit der Linien war so prägnant, dass bei Vorversuchen die Fehlerquote gegen null war, ein besonders hoher Schwierigkeitsgrad für die Probanden war somit auszuschließen. In der Gruppe, die diese Aufgabe zu lösen hatte, befand sich nur eine echte Versuchsperson, alle anderen in diesem Raum waren eingeweiht. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, ihr Ergebnis öffentlich abzugeben, d.h. ihre Meinung der Gruppe mitzuteilen. Die Testperson erhielt seinen Platz an vorletzter Stelle der Sitzordnung. Somit ist gewährleistet, dass alle Entscheidungen der anderen Versuchsteilnehmer auf ihn wirken können, bevor er seine eigene verkündet. In den ersten Durchgängen entschieden sich alle Mitglieder für die gleiche Linie, die auch der Proband für die richtige hielt.

Dann aber erklärten die vorinstruierten Helfer bei jedem weiteren Durchgang einheitlich eine offensichtlich falsche Vergleichslinie zur richtigen Lösung, der Proband befand sich also in der Situation, den anderen gegenüber im Widerspruch zu stehen, da er eine andere Linie für die richtige hielt. Nun wollten Asch und seine Mitarbeiter herausfinden, ob die Versuchspersonen ihrem Sinneseindruck gemäß antworteten oder aber dem Gruppendruck nachgaben und ihre Meinung der der anderen anpassten. (Sader, 1998, S. 160ff; Thomas, 1992, S. 97ff)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Versuchskarten des Asch Experiment (Asch, 1995, S. 3)

Es werden somit Situationen geschaffen, in welchen die Teilnehmer Urteile unter Bedingungen abgeben, in denen die physikalische Realität absolut klar ist, der Rest der Gruppe jedoch angab, diese Realität anders wahrzunehmen. Dies führt zu der Auseinandersetzung des nichtwissenden Probanden mit dem daraus resultierenden inneren Konflikt. Er muss sich entscheiden, ob er sich der Gruppe anschließt, sich also konform verhält oder ob er bei seiner Antwort und somit unabhängig bleibt (Asch, 1952, S. 450-455; Asch, 1955, S. 3-5; Gerrig & Zimbardo, 2008, S. 675-677).

2.2.2 Ergebnisse

Bei einem Drittel der Versuchspersonen bewirkte der Gruppendruck eine Änderung ihrer Angaben in mehr als sechs von zwölf Fällen. Nur ein Viertel der Probanden widerstand dem Druck der Gruppe und behielt ihre Meinung in allen zwölf Fällen bei. In den insgesamt abgegebenen Urteilen befanden sich 32% Fehlurteile, aber auf der anderen Seite waren immerhin 68% Urteile entgegen die Mehrheitsmeinung (Thomas, 1992, S. 99).

Asch unterscheidet in beiden Gruppen- die, die der Gruppenmehrheit widerstanden haben und die, die ihr nachgaben- in verschiedene Kategorien von Menschen. In der Gruppe, die dem Druck standhielt, befanden sich vor allem Menschen mit starkem Selbstvertrauen, die ihre Meinung klar und deutlich zum Ausdruck brachten, ohne die Gruppe anzugreifen. Die Kategorie der Introvertierten reagierte nach Asch nicht frei und spontan, sondern als handelte sie, um ihre Individualität zu wahren. Eine andere Gruppe glaubte, nur durch unabhängiges Urteilen der Aufgabe gerecht zu werden, sie zeigten starke innere Anspannung und Zweifel.

2.3 Fragestellung und Hypothese

Auf der Grundlage des soeben beschriebenen Konformitätsexperiments von Asch aus dem Jahr 1951 und den bisherigen Überlegungen ergab sich die folgende zentrale Forschungsfrage: Haben soziale Einflüsse Auswirkung auf die Konformität eines Individuums?

Die daraus abgeleitete Hypothese wurde wie folgt definiert: Es gibt unterschiedliche Auswirkungen auf die Konformität eines Individuums hinsichtlich sozialer Einflüsse.

Die abhängige Variable, sind die Reaktionen/ Antworten (hier: abgegebenen Schätzwerte) der Probanden, welche sich aus der unabhängigen Variable, die Intensität der Beeinflussung (vier Fragebögen mit unterschiedlichem Grad der Beeinflussungsintensität) ergeben.

3 Die Methode

3.1 Stichprobe

Die untersuchte Stichprobe bestand aus insgesamt 258 Teilnehmern, die gewertet werden konnten. Durchgeführt wurde diese mithilfe eines selbststrukturierten Online-Fragebogens, auf dem Portal LamaPoll. Um eine ausreichende Anzahl von Teilnehmern zu erreichen, wurden die Fragebögen an viele FOM-Standorte über den Online-Campus verschickt. Desweiteren wurde auch die bekannte soziale Plattform Facebook mit einbezogen, um die Untersuchung bezüglich sozialer Einflüsse noch genauer durchleuchten zu können. Es wurden männliche wie auch weibliche Probanden befragt. Durch den Versand des Fragebogens an unterschiedliche FOM Standorte in ganz Deutschland lag der Fokus der Befragten hauptsächlich auf Studenten und daher einem Durchschnittsalter von 31 Jahren.

3.2 Untersuchungsdesign

Der Fragebogen beginnt mit einer Coverstory, der Angabe zu Geschlecht und Alter der Testperson bzw. des Befragten und legt den eigentlichen Fokus auf eine allgemeine Berlin-Umfrage. Dazu wurden sieben unterschiedliche Fragen zu der Stadt gestellt. Beispielweise „Welches Stadion dient als Heimspielstätte für den 1.FC Union Berlin" oder „Welche Baumart wurde in Berlin am häufigsten gepflanzt?". Die Coverstory wie auch die sieben Fragen zu Berlin dienten jedoch als Ablenkung zur letzten Frage des Fragebogens. Hier handelte es sich um eine Schätzfrage, wie viel Gummibärchen sich auf einem im Fragebogen abgebildeten Glas befinden. (Die richtige Antwort liegt bei 50 Gummibärchen.) Die Coverstory, wie auch die Fragen mit Fokus auf Berlin, sollten dafür sorgen, dass mögliche Störvariablen von vorne rein ausgeschaltet werden und es zu keinem sozial erwünschten Antworten kommt.

Der Fragebogen wurde in vier verschiedenen Varianten erstellt, wo jede der Varianten einen anderen Grad an Beeinflussungsintensität bei der Schätzfrage aufweist. So hatte in Variante 1 der Fragebogen noch keine Beeinflussung, um einen Vergleich später erkenntlich machen zu können. Wo hingegen in der Fragebogen Variante 2 bei der Schätzfrage eine zusätzliche Angabe enthalten war, die wie folgt lautete: „Vorstudie: In der vorherigen Umfrage schätzten 80 % auf durchschnittlich 40 Gummibärchen.". In der Fragebogen Variante 3 wurde diese Angabe noch höher und damit unrealistischer angesetzt: „Vorstudie: In der vorherigen Umfrage schätzten 86 % auf durchschnittlich 70 Gummibärchen.". Als vierte Variante wurde das soziale Netzwerk Facebook verwendet und das Bild in einer geschlossenen Gruppe gepostet. Hier lag die Beeinflussung bei einer bestimmten Anzahl von eingeweihten Personen, welche auf die Schätzfrage eine bewusst falsche jedoch gleiche Antwort geben sollten.

Die vier Fragebögen noch einmal im Überblick:

Variante 1 Ersterhebung des Fragebogens (ohne Beeinflussung)

Variante 2 Durchlauf des Fragebogens unter Angabe erdachter Werte (Beeinflussung gegeben)

Variante 3 Durchlauf des Fragebogens unter Angabe veränderter erdachter Werte

Variante 4 Einfluss durch aktiv beeinflusste Kommentare bei Facebook

Aus rechtlichen Gründen wurde die Abbildung entfernt. (Anm. d. Red.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Facebook Post in geschlossener Gruppe (Bild + Beispiel-Kommentare)

3.3 Untersuchungsdurchführung

Nach einem Probedurchlauf und dem Versand des Fragebogens an ausgewählte Testpersonen, wurden die vier verschiedenen Varianten an unterschiedliche FOM Standorte per Mail über den FOM Online-Campus verschickt. Dies nahm insgesamt vier Wochen in Anspruch mit dem Ergebnis von 258 gültigen Teilnehmern. Zuerst wurden die Fragebögen Variante 1 und 2 verschickt. Nach den ersten Durchläufen und Ergebnissen viel auf, dass keine eindeutige Konformität durch den Fragebogen 2 ermittelt werden kann, da die Beeinflussungsintensität sowie der damit in Verbindung stehende Wert, dem richtigen und realistischen Wert zu nah kam. Um eine eindeutige Konformität kenntlich machen zu können und eine Annäherung an einen unrealistischen Wert aufgrund von Konformität aufzeigen zu können, musste dieser Wert noch unrealistischer angesetzt und mit einer höheren Prozentzahl, von denen die diesen Wert angeblich zugestimmt hatten, sein. Anstatt einem Wert von „40 Gummibärchen im Glas", wurde der Wert von „70 Gummibärchen im Glas" angegeben und die Prozentzahl, von ursprünglich 80 % auf 86 %,angehoben.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Konformität und Gruppendruck. Die Aktualität des Asch-Experiments
Hochschule
FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Berlin früher Fachhochschule
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
13
Katalognummer
V962526
ISBN (eBook)
9783346349293
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konformität, Gruppendruck, Hausarbeit
Arbeit zitieren
Lea Göppert (Autor:in), 2017, Konformität und Gruppendruck. Die Aktualität des Asch-Experiments, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/962526

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