Kruzifixe in der äthiopischen Kunst


Hausarbeit, 2002

33 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Geschichte Äthiopien

3. Die Entstehung des Christentums und seiner Kirche
3.1. Die Kirche und die Bildung
3.2. Die Struktur der Kirche

4. Die Kreuze
4.1. Das Vortragskreuz
4.2. Das Handkreuz
4.3. Das Anhängerkreuz

5. Die Materialien

6. Die Herstellung

7. Literatur

8. Anhang

1. Einleitung

Die Themen der äthiopischen Kunst stammen vorwiegend aus dem religiösen Bereich. Es gibt sehr viele dem europäischen Betrachter bekannte Darstellungen, dazu besitzen die Äthiopier auch eigene Themen und Heilige, es werden außerdem noch einige Szenen und Figuren abgewandelt und bevorzugt. Die Kunst „ist volksnah und weithin bäuerlich und dient der religiösen Belehrung und Begeisterung." (Raunig 1973: 17) Kruzifixe haben in der äthiopischen Kunst schon eine lange Tradition. Im Gegensatz zu den restlichen Gebieten in Afrika, in welchen das Christentum meist durch Europäer gelangte, war Äthiopien schon seit dem 4. Jahrhundert christlich. Auf diese lange Tradition wurden sich auch später, in der Zeit der Missionierungen, berufen und es entstand auch dort ein Christentum, welches vor dem europäischen Christentum autonom wurde. Die erste Kreuzdarstellung war auf den Münzen von König Ezana abgebildet. Da Äthiopien auch lange Zeit vom christlichen Europas abgegrenzt war entwickelte sich in diesem Land auch ein eigener Kreuzkult, denn „kein anderes Volk hat so viel Phantasie und Glaubensinbrunst in die Darstellung des Kreuzes gelegt, wie jene äthiopischen Bauer und Krieger, ... " (Raunig 1973: 19). Die äthiopischen Kreuze sind im Vergleich zu den europäischen viel formenreicher, teilweise so stark verziert und in solch außergewöhnlicher Form, dass es für uns manchmal schwierig wird überhaupt ein Kreuz zu erkennen. Aber genau dies macht diese Kreuze so interessant. In den folgenden Texten habe ich versuch das wichtigste über die Kreuze in Äthiopien zusammen zutragen, was teilweise schwierig wurde, da in den Büchern über Christentum in Afrika meist nur auf die Religion eingegangen wird und in Büchern über Kunst in Afrika überwiegend traditionelle Kunst erläutert wird und weniger die christliche.

2. Die Geschichte Äthiopien

Äthiopien gehört mit zu den ältesten Wohngebieten der Menschheit. um 700 v.Chr. sind Sabäer von Saudi-Arabien über das Westufer des Roten Meeres nach Äthiopien gekommen und gründeten im Hochland des heutigen Nordäthiopien das aksumische Reich. Sie wurden stark von den Einwohnern dieser Gegend beeinflusst und so entwickelte sich aus der semitischen Sprache eine neue Sprache, das Ge'ez oder Äthiopisch. Ge'ez wird auch oft das Latein Äthiopiens genannt, da es die Wurzel einer ganzen Sprachfamilie bildet, von ihr stammt auch das Amharisch ab, die offizielle Sprache des heutigen

Äthiopiens. Das Neugegründete Reich hatte seine Blütezeit vom ersten bis zum zehnten Jahrhundert n.Chr. Es betrieb Handel mit vielen Ländern meist über den Seeweg, der Haupthandelspartner war Ägypten, aber auch Arabien, Indien und Persien, was man aus dem "Periplus des Erythräischen Meeres“, einen Handelshandbuch aus frühchristlicher Zeit, entnehmen kann. Außerdem hatte das aksumitische Reich auch einen hohen technischen Stand erreicht. Auch in die Zeit des aksumitischen Reiches fiel die Bekehrung zum Christentum, ca. 330 n. Chr. (Raunig 1973:23) oder um 360 n. Chr. (nach Thiel 1984). Das Christentum fasste dann auch sehr schnell Fuß in Äthiopien, im 6. Jahrhundert zählte es der griechisch-ägyptische Schriftsteller Cosmas Indicopleustes zu der frühchristlichen Welt. Trotz der raschen Verbreitung der neuen Religion bestand immer eine Koexistenz mit anderen Religionen, wie dem Islam und dem Judentum. Der starke jüdische Einfluss zeigt sich heute noch. In jeder Kirche befindet sich ein Tabot welch sehr an die Bundeslade erinnert. Im 10. Jahrhundert setze dann der Zerfall des aksumitischen Reiches ein und die politische Macht verlagerte sich weiter in das Landesinnere, das zum Großteil schon christlich war. Im 12. und 13. Jahrhundert regierte die Zagwe - Dynastie in der Provinz von Lasta. Der bekannteste Herrscher dieser Dynastie war Kaiser Lalibela, sein Regierungssitz befand sich der der Stadt Roha, welche später nach ihm benannt wurde. Zu seiner Zeit war Lalibela christliches Zentrum, in dem nicht nur bemerkenswerte Felsenkirchen errichtet wurden, sondern auch ein eigener Kreuztyp entstand (siehe Bild 1). Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde der letzte Herrscher der Zagwe - Dynastie abgesetzt und ein Herrscher der Provinz Schoa bestieg den Thron. Kaiser Yekuno Amlak behauptete von König Salomon und der Königin von Saba, die nach Überlieferungen Äthiopien verließ, um von der Weisheit des biblischen Herrschers zu lernen, abzustammen. Auch leitete Kaiser Haile Selassie, der bekannteste Kaiser von Äthiopien, seine Abstammung von dieser berühmten Linie her. Seit dieser Zeit bestand die Regelung, dass der Abuna, Oberhaupt der äthiopischen Kirche, ein Ausländer sein musste. Meist war dies ein Ägypter, von der Kirche von Alexandrien geweiht. Die neue Herrschaftsperiode brachte auch ein Wiederaufblühen der Literatur mit sich, was man auf den zunehmenden Einfluss und Reichtum der Kirche zurückführen kann. Auch die Kebra Nagast (dt.: Herrlichkeit der Könige) wurde in dieser Zeit von Ishaq in Ge' ez geschrieben. Sie beinhaltet die legendenhafte Geschichte des Besuches der Königin von Saba bei König Salomon. Im Mittelalter, ab der Regierungszeit von Kaiser Yekuno Amlaks, war Äthiopien eine Agrazivilisation. Die Herrscher dieser Periode hatten keinen festen Regierungssitz, sondern reisten die meiste Zeit in Zeltlager durch ihr Land. Man versuchte auch vermehrt diplomatische Beziehungen mit den christlichen Ländern Europas herzustellen, da man sie als verbündete im Kampf gegen den muselmanischen Nachbarn betrachtete. Was sich im frühen 16. Jahrhundert als sehr nützlich erwies, denn in dieser Zeit wurde ein Großteil des christlichen Hochlandes von Ahmad Ibn Ibrahim EI Ghazi, einen muselmanischen Krieger mit dem Spitznamen Gran der Linkshänder überrannt, welcher schließlich 1543 mit Hilfe portugiesischer Truppen geschlagen wurde. Dieser Krieg leitete einen neuen Abschnitt in der Geschichte Äthiopiens ein, denn ab dieser Zeit versuchten die Herrscher viele Bündnisse mit dem Ausland zu schließen, was seinen Höhepunkt im 17. Jahrhundert fand, in dem einige portugiesischen Jesuiten ihre Missionstätigkeit in Äthiopien begannen. Sie brachten indische Künstler mit, die ihre Einflüsse in Gebäuden und auch in der Malerei dieser Zeit hinterließen. Diese Zeit endete jedoch abrupt, als Kaiser Fasilides 1623/1633 die Jesuiten vertrieb, um so die Selbständigkeit des äthiopischen Glaubens zu sichern. Im Jahr 1636 begann mit der Gründung der Stadt Gondar eine neue Epoche in der äthiopischen Geschichtsschreibung. Sie war zwei Jahrhunderte Hauptstadt und politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. In dieser Epoche beabsichtigten die Herrscher engere Verbindung mit dem Osten und lehnten den Kontakt mit dem katholische Europa ab. Auch künstlerisch ist die Periode von Bedeutung, in ihr erhielten die Gemälde nicht nur eine naturalistischere Prägung sonder es wurde auch eine neue Kreuzform entwickelt (siehe Bild 2 und Bild 3). Später setzeein Bürgerkrieg ein, in dem die einzelnen Provinzherren mehr an Macht gewannen und die Provinzen immer autonomer wurden, was dazu führte, dass sie sich gegenseitig zerstören wollten. Diese Zeit der Provinzherrschaften dauerte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, auch wenn drei Kaiser versuchten Äthiopien wieder zu vereinen und zu erneuern. Erst unter Menelik 11. (1889-1913) wurde das Reich auch von Europa anerkannt.

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Details

Titel
Kruzifixe in der äthiopischen Kunst
Hochschule
Universität Münster
Note
2,5
Autor
Jahr
2002
Seiten
33
Katalognummer
V131611
ISBN (eBook)
9783640374281
ISBN (Buch)
9783668089112
Dateigröße
4459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kunst Äthiopien christliche Kunst Kreuze Handwerk Ethnologie
Arbeit zitieren
Kristin Müller-Wenzel (Autor:in), 2002, Kruzifixe in der äthiopischen Kunst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131611

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