Fürstenberg/Ravensbrück als politisch-militärischer Standort

Auswirkungen auf den Alltag sowohl von Angehörigen der Sowjetischen Streitkräfte als auch der deutschen Bevölkerung in der Region


Magisterarbeit, 2008

179 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Vorbemerkung

Einleitung

1 Das Thema und mein Bezug dazu
1.1 Sowjetische Besatzungszone und DDR
1.2 Die Sowjetischen Streitkräfte
1.3 Fürstenberg/Ravensbrück
1.4 Auswirkungen auf den Alltag sowohl von Angehörigen der Sowjetischen Streitkräfte als auch der deutschen Bevölkerung in der Region
1.5 Die zeitliche Begrenzung zwischen Mai 1945 bis Ende

2 Theoretischer Rahmen, Thesen und Fragestellungen
2.1 Die Schichten in Raum und Zeit
2.2 Konnektive Struktur
2.2.1 Exkurs: Ich-Identität und Wir-Identität
2.2.2 Konnektive Struktur
2.3 Thesen und Fragestellungen
2.3.1 Die Schichten in Raum und Zeit
2.3.2 Konnektive Struktur und Identitäten

3 Forschungswege, Methoden und Quellen
3.1 Experteninterviews
3.1.1 Akquise
3.1.2 Charakteristik
3.1.3 Formen des vorhandenen Interviewmaterials
3.1.4 Zugang zu Expertinnen und Experten sowie aufgetretene Probleme
3.2 Erkundungsgänge im verlassenen Feld
3.2.1 Charakteristik
3.2.2 Resultate
3.2.3 Reflexionen zur Methode
3.3 Recherchen in Archiven
3.3.1 Auswahl der Archive
3.3.2 Vorliegende Resultate und Probleme
3.4 Quellenkritik – Quellenanalyse
3.4.1 Experteninterviews
3.4.2 Archivalische Quellen
3.4.3 Textquellen
3.4.4 Bildquellen
3.4.5 Dinge als Quellen
3.4.6 Internet als Quelle

4 Fürstenberg/Ravensbrück als politisch-militärischer Standort der UdSSR – Überblick

5 Die Schichten in Raum und Zeit – Einblicke
5.1 Röblinseesiedlung
5.1.1 Historie
5.1.2 Infrastruktur
5.1.3 Wohnverhältnisse
5.1.4 Der Zustand Ende
5.2 Ravensbrück
5.2.1 Historie
5.2.2 Infrastruktur
5.2.3 Wohnverhältnisse
5.2.4 Der Zustand Ende
5.3 Fazit

6 Konnektive Strukturen – Einblicke
6.1 Der 23. Februar als mythologisiertes Ritual
6.1.1 Material
6.1.2 Zeitdimension
6.1.3 Sozialdimension
6.1.4 Konnektive Struktur und die Wirkung in den Alltag der Akteure
6.2 Spendenaktion für den Park der Freundschaft
6.2.1 Material
6.2.2 Zeitdimension
6.2.3 Sozialdimension
6.2.4 Konnektive Struktur und die Wirkung in den Alltag der Akteure
6.3 Der Klub „Rote Nelke“
6.3.1 Material
6.3.2 Zeitdimension
6.3.3 Sozialdimension
6.3.4 Konnektive Struktur und die Wirkung in den Alltag der Akteure
6.4 Fazit
6.4.1 Die konnektive Struktur des Interferenzbereiches im Betrachtungszeitraum
6.4.2 Die konnektive Struktur heute
6.4.3 Zusammenfassung

7 Ausblick

Abkürzungen

Anlagen
Anlage 1: Die Interviewten
Anlage 2: Aus dem Interview mit Christine Hartwig
Anlage 3: Aus dem Interview mit Boris Orlov
Anlage 4: Stadtplan von Fürstenberg
Anlage 5: Fotoanalysemodell
Anlage 6: Schreiben vom 22.08.1966 an Oberstleutnant Peršin
Anlage 7: Betrachtungen zur ersten Ausstellungskonzeption

Quellenverzeichnis
Literatur
Archive
Webseiten
Weiterführende Quellen
Literatur zu Fürstenberg/Ravensbrück
Filmreportagen

Abbildungsverzeichnis

Danksagung

Und eines Tages waren sie alle weg – unauffällig, ganz still und leise.

Neis, Kurt: Fürstenberg – Eine Perle ohne Glanz?, Im Selbstverlag 2007, S. 247

Alles unter KGB-Kontrolle. Sonderabteilung. In jeder Kompanie gab’s ein oder zwei Menschen und niemand kennt nicht, wer ist das.

Interview mit Boris Orlov vom 20.05.2007

Vorbemerkung

Ich möchte Sie in eine vergangene Welt entführen. Diese historisch ausgerich­tete europäisch-ethnologische Arbeit über den Alltag und dessen Strukturen in Fürstenberg an der Havel und der Siedlung Ravensbrück (im Folgenden Fürs­tenberg/Ravensbrück) zwischen dem 30. April 1945 und dem 26. Dezember 1993, ergänzt durch ethnologische Betrachtungen und Reflexionen, ist das Mittel zum Zweck. Sie spiegelt trotz aller Bemühungen um Objektivität meine Erlebnisse, Gefühle und Interpretationen wider. Wahrscheinlich war und bin ich selbst zu sehr involviert in diese Welt, um nicht subjektiv zu sein.

Es ist unmöglich, sich dem Alltag der sowjetischen Militärangehörigen[1] und der Fürstenberger/Ravensbrücker Bevölkerung zu widmen, ohne mit der Zeit bis 1945 in Berührung zu kommen. Den zeitlichen Schichten des Ortes[2] hängen gleichermaßen architektonische und erinnerte an. So ist es nicht verwunderlich, in den Interviews immer wieder zeitliche Sprünge zu erleben. Es passt zu dem, was ich bei Erkundungen in Fürstenberg/Ravensbrück selbst erfühlt habe: Auf den Liegenschaften, welche ehemals durch die GSSD genutzt wurden, stieß ich fortlaufend auf Gedenktafeln, kam zu Gebäuden und Orten, welche an die Zeit vor Mai 1945 erinnern und von denen ich mich nur zu leicht mitreißen ließ.

Beim Lesen der Regionalbeilage der Tageszeitung „Märkische Volksstimme“[3] entsteht der Eindruck einer heilen Welt der Freundschaft und Verbundenheit zwischen den Angehörigen der GSSD und den Bürgern im Kreis Gransee.[4] Die anderen Materialien, wie z. B. die Interviews und Dokumente, hinterlassen we­sentlich ambivalentere Eindrücke.

Die GSSD war eine Besatzungsmacht. Ich werde keine Vergleiche zu den ka­sernierten Streitkräften der USA, Großbritanniens und Frankreichs in der BRD anstellen. Meiner Erkenntnis nach standen sich Streitkräfte beider Machtsys­teme gegenüber und bedingten sich gegenseitig, zunächst als direkte Kriegs­folge, später als ideologisch konträre Systeme, die sich beide im Recht glaub­ten.

Auf den ersten Blick scheint es, dass die Erfahrungen meiner Interviewpartne­rinnen und -partner[5] ganz ähnlich sind. Lediglich die Zugehörigkeit entweder zur Gruppe der GSSD oder der Fürstenberger/Ravensbrücker Bevölkerung spielt die entscheidende differenzierende Rolle. Ein zweiter analytischer Blick legt gravierende Differenzen zwischen den Erinnerungswelten offen, wobei die unterschiedlichsten Faktoren eine Rolle spielen. So entstehen für die Rezi­pienten grundverschiedene Perspektiven auf die Vergangenheit.

Einleitung

Zunächst werde ich über den aktuellen Forschungsstand der Thematik berich­ten und dann auf den Aufbau meiner Arbeit eingehen.

Die Geschichte Fürstenbergs/Ravensbrücks zwischen 1945 bis zur Gegenwart wird im Text- und Bildband „Fürstenberg/Havel. Eine Perle ohne Glanz?“ aus Sicht des Autors behandelt. Der Autor Kurt Neis hat dieses über 800 Seiten starke Buch im Selbstverlag herausgegeben. Mir liegt die 5. Auflage aus dem Jahre 2007 vor. Es existiert bereits die 6. Auflage. Kurt Neis hat seine Erinne­rungen niedergeschrieben und diese mit ca. 900 Abbildungen illustriert. Etwa 130 Seiten widmet er der „sowjetischen Besatzungszeit“, wobei sich in fast al­len Kapiteln des Buches Episoden finden, die davon berührt sind. Das zweite Werk befasst sich mit der Geschichte des Ortes von 1871 bis zum Jahre 2000 und ist von Wolfgang Stegemann und Wolfgang Jacobeit unter dem Titel „Fürstenberg/Havel – Ravensbrück. Im Wechsel der Machtsysteme des 20. Jahrhunderts“ mit dem Untertitel „Beiträge zur Alltags- und Sozialgeschichte einer Region zwischen Brandenburg und Mecklenburg“ im Jahre 2004 erschie­nen. Es existiert eine Reihe von Texten, die von Anwohnern beigesteuert wur­den und sich mit der Thematik der Anwesenheit der GSSD unter unterschiedli­chen Gesichtspunkten befassen. Florian von Buttlar, Stefanie Endlich und An­nette Leo haben in „Fürstenberg – Drögen. Schichten eines verlassenen Ortes“ Texte zusammengestellt, die sich ausführlich mit der einstigen Sicherheitspoli­zeischule bzw. dem späteren GSSD-Objekt befassen. Allen aufgeführten Wer­ken ist gemein, dass sie Zeitzeugen zu Worte kommen lassen und dass sie einen hauptsächlich historischen Ansatz haben. Weiterhin gibt es eine Reihe von Werken, die sich in erster Linie mit dem ehemaligen Frauenkonzentrati­onslager auseinandersetzen, z. B. der Begleitband zur Ausstellung zum 40. Jahrestag der Eröffnung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück am 12. September 1959 „Die Sprache des Gedenkens. Zur Geschichte der Gedenkstätte Ravensbrück 1945 – 1995“, herausgegeben 1995 von Insa Eschebach, Sigrid Jacobeit und Susanne Lanwerd. Für das Verständnis der historischen Zusammenhänge sowie für die Geschichte der heutigen Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück waren sie gleichermaßen hilfreich. Verschie­dene Werke beschäftigen sich mit der Anwesenheit der GSSD, ohne an einen bestimmten Ort gebunden zu sein. Sie sind insbesondere für allgemeine Anga­ben hilfreich, z. B. berichten Ilko-Sascha Kowalczuk und Stefan Wolle in „Roter Stern über Deutschland. Sowjetische Truppen in der DDR.“ über die Truppen­stärken u. ä. Fotografisch ausgerichtete Bücher geben allgemeine Informatio­nen sowohl über den Alltag als auch über den Abzug der GSSD-Angehörigen, z. B. „Die Russen gehen“ von Frank Gaudlitz und Thomas Kumlehn. Ein Werk mit einem ethnologisch-kulturwissenschaftlichen Ansatz wie die vorliegende Arbeit ist mir bislang nicht bekannt. Ich habe für das Sammeln der Materialien sowie für deren Analysen ethnologische und volkskundliche Methoden gewählt. Insgesamt stehen die Auswertungen unter einem qualitativen Ansatz. Bei al­lem, was besprochen wird, ist demnach zu beachten, dass ich keine quantitati­ven Umfragen durchgeführt und ausgewertet habe. Soweit ich Resultate meiner Untersuchungen verallgemeinere, ist mir bewusst, dass es immer Ausnahmen gibt. Die gesammelten Materialien habe ich anhand von Fragestellungen analy­siert, die auf kulturwissenschaftlichen Theorien basieren, auf die ich an ent­sprechender Stelle eingehen werde. Ganz besonders möchte ich darauf hin­weisen, dass ich, bedingt durch meine Fragestellungen, nur ausgewählte As­pekte betrachte. Ich suche u. a. nach gemeinsamen Normen und Werten, was folglich zu übereinstimmenden Meinungen und gemeinsamen Handlungen führt. Dadurch kann insgesamt der Eindruck einer „Schönfärberei“ entstehen. Ich will bewusst der üblichen Berichterstattung[6] etwas Menschliches entgegenset­zen. Ich will zeigen, dass es gewöhnliche zwischenmenschliche Beziehungen gegeben hat und gibt und worauf sie sich begründen. Ein wichti­ges Resultat meiner Analysen ist, dass immer zwischen der militärischen Insti­tution GSSD und den einzelnen Akteuren zu unterscheiden ist. Das ist beim Lesen der Arbeit unbedingt zu berücksichtigen.

Der weitere Aufbau der Arbeit gliedert sich wie folgt: In Kapitel eins erläutere ich das Thema und meinen Bezug dazu. Dabei gehe ich auf die einzelnen As­pekte des Titels der Arbeit nacheinander ein. Ich gebe jeweils einen Überblick und positioniere mich anschließend selbst dazu.

Das zweite Kapitel beinhaltet den theoretischen Rahmen und meine Thesen sowie Fragestellungen. Zunächst stelle ich ein Modell vor, anhand dessen ich mein Thema bearbeite. Dann gehe ich auf die Theorie über Schichten in Raum und Zeit ein und anschließend auf das Konzept der konnektiven Struktur. Zu­letzt folgen meine Thesen zu beiden Theoriebereichen.

Meine Forschungswege, Methoden und Quellen stelle ich in Kapitel drei vor. Die Forschungswege waren bestimmt durch Experteninterviews, Erkundungs­gänge im verlassenen Feld sowie durch Recherchen in Archiven. Zu den Ex­perteninterviews beschreibe ich, wie ich die Gesprächspartner akquiriert habe, welche Charakteristik die Interviews hatten, in welchen Formen das Interview­material vorliegt, wie der Zugang zu den Befragten verlief sowie welche Prob­leme auftraten. Für die Erkundungsgänge im verlassenen Feld lege ich deren Charakteristik dar, sage etwas zu den Resultaten und schließe mit Reflexionen zur Methode selbst ab. Bei den Archivrecherchen erläutere ich, unter welchen Gesichtspunkten ich ausgewählt habe, in welchen Archiven ich warum arbeitete und gehe abschließend auf vorliegende Resultate und Probleme ein. Diesen Ausführungen schließen sich Betrachtungen zur Quellenkritik und Quellenana­lyse an. Dabei bearbeite ich jede Quellenart gesondert – Experteninterviews, archivalische Quellen, Textquellen, Bildquellen, Dinge als Quelle sowie Internet als Quelle. Nach der kritischen Auseinandersetzung folgen Angaben darüber, wie ich die jeweilige Quelle analysiert und in die Arbeit einbezogen habe.

Kapitel vier gibt einen Überblick über die historische Entwicklung Fürsten­bergs/Ravensbrücks im von mir betrachteten Zeitraum. Der Fokus liegt dabei auf der politisch-militärischen Bedeutung des Ortes.

Einblicke in die Schichten in Raum und Zeit gebe ich anhand der von mir aus­gewerteten Materialien in Kapitel fünf. Ich habe dafür die Räume Röblinsee­siedlung sowie die Ravensbrücker Siedlung gewählt. Für beide Räume gebe ich einen Überblick über die jeweilige historische Entwicklung. Dem schließen sich Ausführungen zur Infrastruktur, zu den Wohnverhältnissen sowie zum Zu­stand Ende 2007 an. Das Kapitel endet mit einem Fazit mit Bezug auf meine aufgestellte These.

Einblicke in die konnektiven Strukturen gebe ich im Kapitel sechs. Ich wählte hierfür drei Themen: den sowjetischen Feiertag 23. Februar, die Spendenaktion für den Park der Freundschaft sowie die Arbeitsgemeinschaft der Staatlichen Sowjetischen Mittelschule Nr. 27 Klub „Rote Nelke“. Nach einer Vorstellung des jeweiligen Materials analysiere ich die konnektive Struktur in Bezug auf Zeit- sowie Sozialdimension und gehe anschließend auf die Auswirkungen der Kon­nexionen im Alltag der Akteure ein.

Im Fazit betrachte ich die konnektive Struktur im Betrachtungszeitraum sowie in der Gegenwart. Eine Zusammenfassung nimmt Bezug auf meine These.

In Kapitel sieben gebe ich einen Ausblick auf mögliche Forschungsfelder und darüber, wie ich persönlich am Thema weiterarbeiten könnte.

Im Anhang befinden sich Angaben zu den Interviewten, zwei bearbeitete und gekürzte Interviews sowie weitere Materialien, auf die ich im Laufe der Arbeit jeweils hinweise.

Im Text verwende ich für alle russischsprachigen Namen und Begriffe die wis­senschaftliche Transliteration nach ISO9. In Klammern stehen i. d. R. die russi­sche Schreibweise sowie die Übertragung ins Deutsche. Die deutsche Trans­kription steht als Erläuterung in der Fußnote, sollte diese von der Transliteration abweichen.

1 Das Thema und mein Bezug dazu

In den nächsten fünf Abschnitten geht es mir um eine Annäherung an das Thema und darum, meinen Bezug unter verschiedenen Gesichtspunkten zu erklären. Anhand von Eckdaten soll eine überblicksartige Einführung in die historischen politisch-gesellschaftlichen Gegebenheiten bereitgestellt werden. Für diesbezügliche weitere Informationen verweise ich auf speziellere Quellen, wie z. B. die von mir hinzugezogene Literatur, die im Laufe der Arbeit zitiert wird und die im Literaturverzeichnis aufgeführt ist. Die Schilderungen meines jeweiligen Bezugs habe ich eingerückt, um sie vom übrigen Text zu unterschei­den.

1.1 Sowjetische Besatzungszone und DDR

Die folgenden Informationen sind bei Verena Artz entnommen, sofern nichts anderes angegeben ist.[7]

Am 16. April 1945 startete die Rote Armee ihre letzte große Offensive gegen das faschistische Deutschland. Etwa zweieinhalb Millionen Soldaten zogen von der Oder gegen das Dritte Reich. Am 1. Mai war Hitlers Regime vernichtet. Am 8. Mai unterzeichneten Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff und Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg in Ber­lin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation.[8] Die SMAD wurde mit Beschluss des Sowjetischen Rates der Volkskommissare am 6. Juni geschaffen.[9] Auf der Potsdamer Konferenz, die insgesamt vom 17. Juli bis 2. August 1945 dauerte, bestätigten die Unterzeichner Iosif V. Stalin (UdSSR), Harry S. Truman (USA) und Clement R. Attlee (Großbritannien) die Aufteilung Deutschlands in militäri­sche Besatzungszonen[10]. Damit entstand u. a. die Sowjetische Besatzungs­zone. Unter dieser politischen Konstellation wurde der Zusammenschluss von SPD und KPD zur SED am 21./22. April 1946 vollzogen. Im Frühjahr/Sommer 1947 erfolgte die Kasernierung der Sowjetarmee.[11] Am 23. Mai 1949 wurde auf dem Territorium der drei westlichen Besatzungszonen das Grundgesetz ver­kündet, womit die Gründung der BRD vollzogen wurde. Danach erfolgte auf dem Gebiet der SBZ am 7. Oktober 1949 die Gründung der DDR. Damit war offiziell die Besatzung beendet. Die SMAD in ihrer Eigenschaft als Militärregie­rung wurde am 10. Oktober 1949 von der Sowjetischen Kontrollkommission abgelöst. Bei der SKK handelte es sich um ein Instrument zur Kontrolle der Regierung der DDR. Die Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit er­folgte am 8. Februar 1950. Im Juli 1952 wurden auf der 2. Parteikonferenz der SED[12] der Beginn der Kollektivierung der Landwirtschaft und der Vorrang der Schwerindustrie festgelegt. Die Konzentration der Produktion auf die Schwerin­dustrie, worunter insbesondere die Rüstungsindustrie fällt, trug u. a. erheblich zur Unzufriedenheit in der Bevölkerung bei, da eine Erhöhung des ohnehin niedrigen Lebensstandards dadurch nicht möglich war. Am 17. Juni 1953 kam es zu einem DDR-weiten Arbeiteraufstand, der durch DVP und Sowjetische Streitkräfte niedergeschlagen wurde. Als Reaktion auf die Unruhen bestätigte die Regierung im Juli den „Neuen Kurs“, welcher die Hebung des Lebensstan­dards zum Hauptziel hatte. Im Januar 1954 verzichtete die UdSSR auf weitere Reparationen.[13] Als Gegengewicht zur 1949 gegründeten North Atlantic Treaty Organization (NATO) wurde im Mai 1955 die Warschauer Vertragsorganisation gegründet. Im September 1955 wurde die Anerkennung der DDR durch die UdSSR vertraglich bestätigt. Die Botschaft der UdSSR löste die SKK ab. Im Januar 1956 ging aus der bisherigen Kasernierten Volkspolizei die Nationale Volksarmee hervor. Nach dem Tod von Wilhelm Pieck wurde das Amt des Staatspräsidenten abgeschafft. Walter Ulbricht wurde am 12. September 1960 erster Staatsratsvorsitzender und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungs­rates. Bereits seit 1953 war er Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED. Damit lagen die wichtigsten politischen Ämter in seiner Hand. Am 13. August 1961 wurde mit der systematischen Abriegelung der Grenzen nach Westberlin und Westdeutschland begonnen. 1965 wurde zwischen der DDR und der UdSSR ein Handelsabkommen vereinbart, wonach die UdSSR vor allem Rohstoffe, die DDR im Gegenzug maschinelle Anlagen und Ausrüstungen zu liefern hatte. Am 6. April 1968 trat eine neue Verfassung in Kraft, die die DDR als „sozialistischen Staat deutscher Nation“[14] mit Führungsanspruch der SED festschrieb. Im Viermächte-Abkommen vom 3. September 1971 garantierte die UdSSR erstmals den ungehinderten Personen- und Güterverkehr zwischen der BRD und Westberlin. Am 1. August 1973 verstarb Walter Ulbricht. Willy Stoph wurde Vorsitzender des Staatsrats, Horst Sindermann Vorsitzender des Minis­terrats. Im Oktober wurde ein Wohnungsbauprogramm verabschiedet, das bis 1990 das Wohnungsproblem lösen sollte. „1973 besaßen 70 % der Haushalte einen Fernseher, 54 % eine Waschmaschine und 16 % ein Auto. […] 6 % be­saßen ein Telefon.“[15] Anstelle des Begriffs „deutsche Nation“ trat 1974 in der Verfassung der DDR die Formulierung, dass die DDR „für immer und unwider­ruflich“[16] mit der UdSSR verbunden ist. Das „Protokoll für den Warenaustausch“ hob die Festpreisregelung für Erdöllieferungen aus der UdSSR auf. Bis dahin erhielt die DDR Erdöl etwa 50 % unter dem Weltmarktpreis. Am 29. Oktober 1976 wurde Willi Stoph zum Ministerpräsidenten und Erich Honecker, bereits SED-Generalsekretär, zum Staatsratsvorsitzenden und erneut zum Vorsitzen­den des Nationalen Verteidigungsrates „gewählt“. Im November 1980 wandte sich Erich Honecker schriftlich an Leonid I. Breschnew mit der Anregung, ge­meinsame Schritte gegen die Streikbewegung in Polen zu unternehmen.[17] 1981 sicherte die UdSSR der DDR vertraglich Erdöllieferungen zu, die 90 % des Be­darfs deckten. Im Januar 1984 durften einige Bürgerinnen und Bürger ausrei­sen, die politisches Asyl u. a. in der Botschaft der USA in Berlin beantragt hat­ten. Im April wurde Bürgern die Ausreise in die BRD verweigert, die Gleiches in der BRD-Botschaft in Prag versucht hatten. Am 23. April 1985 reiste Erich Ho­necker zu einem Treffen mit dem seit März amtierenden neuen Generalsekretär des ZK der KPdSU Mihail S. Gorbačëv[18] nach Moskau. Im Januar 1986 gründe­ten Ost-Berliner Bürgerrechtler die „Initiative Frieden und Menschen­rechte“, die in der oppositionellen Szene der DDR bald an Einfluss gewann. Im Februar 1987 erklärte sich Erich Honecker entschieden dagegen, Reformbe­wegungen nach dem sowjetischem Vorbild „Glasnost´“ und „Perestroîka“[19] einzu­leiten. Die erste Montagsdemo fand am 4. September 1987 in Leipzig statt. Es wurde u. a. für mehr Reisefreiheit demonstriert. Die Montagsdemos breiteten sich rasch DDR-weit aus und die Teilnehmerzahl stieg kontinuierlich. US-Präsident Ronald Reagan und Mihail S. Gorbačëv unterzeichneten am 8. Dezember 1987 den „Washingtoner Vertrag über nukleare Mittelstreckensys­teme“, der im Kern die weltweite Vernichtung aller US-amerikanischen und sowjetischen atomwaffenfähigen Mittelstreckenraketen bis Juni 1991 be­schloss.[20] Dieser Schritt leitete die Endphase des Kalten Krieges ein. Am 18. November 1988 wurde der Vertrieb der sowjetischen Zeitschrift „Sputnik“ in der DDR verboten. Am 7. Mai 1989 kam es nach den Kommunalwahlen zu De­monstrationen. Den Behörden wurde Wahlfälschung vorgeworfen. Am 11. September 1989 öffnete Ungarn seine Grenze zu Österreich. An den Feierlich­keiten anlässlich des 40. Jahrestages der Gründung der DDR am 7. Oktober nahm auch Mihail S. Gorbačëv teil. Er wies seine Truppen an, nicht in die Aus­einandersetzungen zwischen Opposition und Regierung der DDR einzugreifen. Am 18. Oktober wurde der Staats- und Parteichef Erich Honecker von allen Ämtern entbunden. Am 7. November trat die gesamte Regierung der DDR zu­rück. Bis 24:00 Uhr waren am 9. November 1989 alle Grenzübergänge in Berlin geöffnet. Der Fall der Berliner Mauer war vollzogen. Am 18. März 1990 fand die erste und letzte freie Wahl zur Volkskammer statt, aus der Lothar de Maizière (CDU) als neuer Ministerpräsident der DDR hervorging. Am 1. Juli trat die Wirt­schafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen der DDR und der BRD in Kraft. Die DDR verlor damit die Hoheit über ihre Finanz- und Geldpolitik und ihre Wirtschafts- und Rechtsordnung. Mit dem Volkskammerbeschluss über den Beitritt der DDR zur BRD[21] existiert seit dem 3. Oktober 1990 nur noch ein deutscher Staat, die Bundesrepublik Deutschland. Unter Teilnahme von Bun­deskanzler Helmut Kohl und dem russländischen[22] Präsidenten Boris N. El´cin[23] wurden die letzten 2.000 russländischen Soldaten am 31. August 1994 in Berlin verabschiedet.[24] Am 8. September erfolgte die Verabschiedung der US-amerikanischen, britischen und französischen Soldaten.[25] Aus heutiger Sicht spricht man bis Ende der 1980er Jahre von einer militärischen Besatzung. Das Verhalten der UdSSR in politischen und militärischen Angelegenheiten auf dem Territorium der DDR entsprach keinesfalls einer Anerkennung deren Sou­veränität.

Ich habe von September 1988 bis November 1990 in Potsdam gelebt und am „Institut für Lehrerbildung Rosa Luxemburg“ studiert. Die markantesten Erinnerungen habe ich an einen äußerst energisch auftretenden Professor für Marxismus-Leninismus sowie an die gemischten Gefühle, die ich bei der Teilnahme an den Montagsdemonstrationen hatte. Dass die Angst bei mir überwog, resultierte aus den Drohungen, die uns seitens einiger Professoren deutlich ausgesprochen wurden. Aber noch etwas prägt meine Erinnerungen an Potsdam:[26] Wenn wir (meine Kommilitonin­nen und ich) samstags mittags nach dem letzten Seminar nach Hause wollten, mussten wir mit dem Bus vom Potsdamer Busbahnhof nach Fal­kensee fahren, um dort in einen Anschlusszug umzusteigen. Mit dem Wochengepäck rannten wir also vom Institut zu diesem Busbahnhof. Hätten wir den Bus verpasst, dann hätten wir in Falkensee festgesessen. An der entsprechenden Haltestelle wogte bereits eine Menschenmenge. Bei den meisten handelte es sich um rothaarige korpulente Damen, die in eine Wolke von Parfüm und Knoblauch gehüllt russisch sprachen und ebenfalls in diesen Bus wollten, um sich und ihre Einkäufe in ihre Woh­norte Richtung Falkensee transportieren zu lassen. Ich glaube, ich hatte es immer geschafft, in den Bus zu kommen. Bis zur Haltestelle am Bahn­hof in Falkensee waren die sowjetischen Einkäuferinnen nach und nach ausgestiegen, wodurch manchmal sogar Sitzplätze frei wurden. Das Unangenehme der Fahrt war übrigens jahreszeitenunabhängig: Im Som­mer war die Luft zum Schneiden, man klebte Haut an Haut aneinander, im Winter war man zwar durch dicke Bekleidung geschützt, jedoch umso mehr eingeengt. Aus dem Bus, in dem man ja etwas erhöht saß oder so­wieso stand, konnte man über die Mauern der sowjetischen Kasernen in Potsdam sehen. Ich erinnere mich an junge Männer mit kindlichen Ge­sichtern, die auf den Höfen marschierten und Uniformen trugen. Es waren immer viele in einer Formation. Manchmal sah ich sie auch in weißen Unterhemden im Dauerlauf „marschieren“. Ich dachte immer: „Mein Gott, die sind so alt wie du, so weit weg von ihrer Heimat und sehen so traurig aus.“

1.2 Die Sowjetischen Streitkräfte

Die folgenden Informationen sind hauptsächlich dem Werk Torkes entnom­men:[27] Gemäß dem Parteiprogramm der KPdSU und Lenins Aprilthesen von 1917 sollte das stehende Heer abgeschafft und durch eine „allgemeine Bewaff­nung des Volkes“ ersetzt werden. Nach der Oktoberrevolution vom 7. Novem­ber 1917[28] wurden alle militärischen Titel, Orden und Dienstabzeichen abge­schafft. Die Truppen sollten sich ihre Vorgesetzten wählen. Am 28. Januar 1918[29] wurde die „Sozialistische Rote Arbeiter- und Bauernarmee“, kurz und im Folgenden „Rote Armee“, gegründet. Geplant war eine Freiwilligenarmee aus der Arbeiter- und Bauernschaft. Noch im Frühjahr 1918 wurde diese Idee auf­gegeben und eine reguläre Armee aufgebaut, wobei die besitzenden Schichten von der Dienstpflicht ausgeschlossen waren. Es wurden strenge Disziplinvor­schriften erlassen und eine „straff organisierte Militärverwaltung geschaffen“[30]. 1935 wurden die seit der Oktoberrevolution abgeschafften Offiziersränge wie­der eingeführt. Seit 1936 war der Armeedienst für alle Pflicht, auch für die bis dahin ausgeschlossenen Bevölkerungskreise der besitzenden Schichten. Für die Durchsetzung der Parteiideologie setzte Iosif V. Stalin[31] ab 1937 politische Militärkommissare ein. Im August 1940 wurden die politischen Militärkommis­sare kurzzeitig abgeschafft, um nach dem Überfall Deutschlands auf die UdSSR 1941 gleichberechtigt neben dem Kommandeur wieder in das System eingegliedert zu werden. Mit der Wende des Krieges 1942 wurden die Voll­machten der politischen Militärkommissare zurückgenommen. Sie waren nun für den politischen Bereich zuständige Stellvertreter des Kommandeurs. „1942 wurden erste Garderegimenter aufgestellt, 1943 die (alte) Unterteilung in Mannschaften, Unteroffiziere, Offiziere und Generalität wieder eingeführt.“[32]

Am 9. Juni 1945 wurde der Befehl Nr. 1 des Oberkommandierenden der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland und des Oberkomman­dierenden der Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen [GSBT, Anm. d. Verf.] in Deutschland unterzeichnet. Dieses Datum wird als Tag der Bildung der Westgruppe betrachtet.[33]

Man benannte noch 1945 die Rote Arbeiter- und Bauernarmee in „Sowjetische Streitkräfte“ um. Diesen Namen trugen die Truppen bis 1991.[34] Danach sprach man von den „Streitkräften der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS)“.[35] Bereits am 25. März 1954 wurde die GSBT in GSSD umbenannt. Die UdSSR weist mit diesem Schritt noch einmal offiziell auf das Ende der Besatzungszeit hin.[36]

Mit der Präsenz sowjetischen Militärs bin ich aufgewachsen. Ein wichtiger Aspekt war dabei, dass wir gemeinsam mit meinen Großeltern in einem Haus lebten, welches das letzte in einer Nebenstraße des Dorfes war. Dahinter begannen sofort Felder und Wälder. Aufgrund dieser Lage kam es vor, dass bei uns z. B. manchmal im Winter Offiziere ans Fenster klopften und darum baten, sich aufwärmen zu dürfen. Wir Kinder waren außerdem oft unterwegs, um bei den Soldaten, die bei der Ernte im Spät­sommer aushalfen, Abzeichen zu tauschen oder auch nur neugierig und schüchtern ein wenig unsere Russischkenntnisse zu erproben. In meiner Erinnerung ist dabei weniger das Militär als latente Gefahr präsent, son­dern die jungen Gesichter der Soldaten. Sie hatten etwas Geheimnisvol­les an sich, und ich erinnere mich, dass ich diese Soldaten immer traurig fand. Nun steht diesem verklärten, romantischen Blick aus meiner Kind­heit die Tatsache gegenüber, dass ich mich wissenschaftlich mit dem Thema auseinandersetze. Dadurch könnte sich einiges von dem „Ge­heimnisvollen“ aufklären. In dieser Arbeit geht es mir vordergründig um die Menschen. Nicht zuletzt meine eigenen Erfahrungen haben mich dazu bewogen, mich mit ihrem Leben zu befassen. Vielleicht halfen mir diese Erinnerungen beim Erkunden, Verstehen und Nachvollziehen von Alltagshandlungen.

1.3 Fürstenberg/Ravensbrück

Fürstenberg/Ravensbrück liegt an der nördlichen Grenze des Landes Branden­burg und zählt heute etwa 4.400 Einwohner.[37]

Erstmals 1287 urkundlich erwähnt, blickt Fürstenberg/Havel auf eine interessante Historie zurück. Wohl Mitte des 12. Jahrhunderts errichteten die Markgrafen von Brandenburg auf der Hauptinsel der Stadt eine Burg als vorgeschobenen Stützpunkt auf slawischem Gebiet. In deren Schutz entstand bald eine deutsche Ansiedlung, ein Ort an der Grenzburg, der „vordersten Burg", von den Bewohnern „Vorstenberghe" genannt. Durch ihre Lage an den Grenzen von Mecklenburg und Brandenburg war die Stadt nicht nur Schifferstadt sondern auch Handelsstützpunkt. Bis zum Bau der Schleuse im Jahre 1836 war Fürstenberg/Havel Umschlagplatz für die Waren vom Schiff aufs Fuhrwerk und umgekehrt. Bekannt war es für seine Buttermärkte. Mit dem Bau der „Berliner Nordbahn" im Jahre 1877 verlor die Stadt ihre Bedeutung als Handels- und Umschlagplatz, jedoch entdeckten die Berliner Sommerfrischler Fürstenberg/Havel mit seinen vielen Seen und seiner reizvollen Landschaft. Die Wasserstadt Fürstenberg/Havel entwickelte sich zu einem beliebten Luftkurort und Urlaubsziel.[38]

Mehr Informationen sind auf der offiziellen Homepage Fürstenbergs zur Ge­schichte der Stadt nicht zu finden. Um etwas über die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück zu erfahren, muss man auf deren Homepage bzw. auf literarische Quellen zurückgreifen. Warum das so ist, ist ein weiteres Themenfeld, dem ich mich im Rahmen dieser Arbeit nicht widmen kann.

Die Periode, in der Fürstenberg ein beliebtes Ausflugsziel war, wurde durch die Kriegsvorbereitungen und schließlich durch den Zweiten Weltkrieg selbst jäh und für fast sechs Jahrzehnte unterbrochen. Erst Ende 1993, nachdem alle 28 militärisch genutzten Liegenschaften[39] übergeben waren, konnte und musste sich die Stadt dem Thema Tourismus wieder widmen. Konnte, weil viele touris­tisch attraktive Gegenden bis dato nicht zugänglich waren. Musste, weil es bis heute kaum andere Verdienstmöglichkeiten für die Bevölkerung gibt.[40] Einiges von dem, das auf der Homepage ausgeklammert wird, sei hier zu Fürsten­berg/Ravensbrück aufgeführt, wobei ich auf die Zeit zwischen Mai 1945 und Dezember 1993 später genauer eingehen werde:

1929 erwarb das Rüstungsamt des Heeres die Faserstoff GmbH und die dazu­gehörige Spinnerei AG Fürstenberg. Die Firmen wurden durch die Direktoren, die gleichzeitig der SS angehörten, in eine Munitionsfabrik umfunktioniert.[41] Im November 1938 begannen die Bauarbeiten für das Frauenkonzentrationslager in Ravensbrück. 1939 wurde das Versuchsgut der „Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung GmbH“ in Ravensbrück am Weidendamm ge­baut.[42] Im Frühjahr 1941 entstand der Standort Fürstenberg-Drögen. Ursprüng­lich als Holzverarbeitungswerk, dann als Sprengstofffabrik geplant, nahm hier 1942 schließlich die Sicherheitspolizeischule Drögen ihren „Lehrbetrieb“ auf.[43] Nach dem am 20. Juli 1944 gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler wurden in Drögen diverse Verdächtige gefangen gehalten, verhört und gefoltert.[44] Im Som­mer 1942 errichtete man das sogenannte Jugendschutzlager Uckermark, welches sich in unmittelbarer Nähe zum Frauenkonzentrationslager befand. Ebenfalls unweit des KZ-Geländes erbaute die Firma Siemens & Halske 20 Werkhallen.[45] Fürstenberg/Ravensbrück wurde am 30. April 1945 von der Ro­ten Armee befreit und militärisch besetzt.[46] Am 26. Dezember 1993 verließen die letzten Einheiten den Ort.[47]

Ich kenne Fürstenberg seit meiner frühesten Kindheit. Dazu sei erwähnt, dass ich 1971 geboren bin und bis zum Tod meiner Großmutter 1987 re­gelmäßig in Fürstenberg war. Meine Großmutter erledigte dort Arztbesu­che und Einkäufe. Wir selbst lebten etwa 15 km entfernt von Fürstenberg. Ravensbrück kam während und nach meiner Schulzeit als Ort des Ge­denkens hinzu, d. h. es kam nicht der Ort Ravensbrück als Lebensraum, sondern als ehemaliges Frauenkonzentrationslager und Gedenkstätte hinzu. Von September 1988 bis etwa Oktober 1990 fuhr ich wöchentlich mit dem Zug von Fürstenberg nach Potsdam. 1990 zog ich in eine andere Stadt um, so dass sich Fürstenberg und Ravensbrück zu diesem Zeit­punkt meiner Erfahrungswelt entziehen. Erst im Jahre 2002 beschäftigte mich die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück erneut, diesmal bewusst und im Rahmen eines Seminars unseres Instituts. Es folgte 2005 ein Projekt zum 60. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen Frauenkonzent­rationslagers Ravensbrück. Dabei entstand die Idee, mich mit der Zeit nach 1945 näher zu befassen, vor allem in Bezug auf die sowjetische mi­litärische Nutzung.

1.4 Auswirkungen auf den Alltag sowohl von Angehörigen der Sowjetischen Streitkräfte als auch der deutschen Bevölkerung in der Region

Neben den bereits geschilderten persönlichen Bezügen zum Thema gibt es weitere Gründe, warum ich mich für den Alltag der Menschen in Fürsten­berg/Ravensbrück interessiere. Der erste ist der, dass es quasi vier Ausprä­gungen von Alltag gab. Es gab in Fürstenberg/Ravensbrück den sowjetisch-militärischen, den sowjetisch-zivilen, den deutschen und den gemeinsamen sowjetisch-deutschen Alltag. Zweitens ist dieser Alltag Teil der Biografien der Bewohner in Fürstenberg/Ravensbrück. Drittens ist er Teil der Biografien für diejenigen Bürger der ehemaligen UdSSR, die am Ort ihren militärischen Dienst leisteten, die als Zivilangestellte arbeiteten oder die als Familienangehörige dort lebten. Viertens: Auch für Menschen wie mich, die nicht direkt in Fürstenberg oder Ravensbrück gelebt haben, sondern die nur temporär anwesend waren, ist der Alltag Teil ihrer Erinnerungswelt. Fünftens beschäftigen sich die bisher vorliegenden Veröffentlichungen über Fürstenberg bzw. Ravensbrück noch recht wenig mit dem Alltag der Menschen, insbesondere mit dem „gemeinsa­men“ sowjetisch-deutschen Alltag. Zuletzt möchte ich sechstens mit meiner Arbeit Anregungen und Anhaltspunkte für weitere diesbezügliche Forschungen bereitstellen.

1.5 Die zeitliche Begrenzung zwischen Mai 1945 bis Ende 1993

Generell werden sich meine Ausführungen auf Ereignisse innerhalb der o. g. Zeitspanne beziehen. Es gibt innerhalb dieser Jahrzehnte viele Zäsuren, die sich teilweise schwerwiegend auf die Lebensumstände auswirkten. Die Eckda­ten 30. April 1945 und 26. Dezember 1993 selbst bilden dabei vielleicht die am weitestgehenden Einschnitte. Es handelt sich einerseits um gravierende ge­samtgesellschaftliche Veränderungen, andererseits um die zeitliche Fixierung der Anwesenheit der GSSD in Fürstenberg/Ravensbrück und somit der ge­meinsam bewohnten Vergangenheit. Die Natur der Sache gebietet es, dass ich hin und wieder den Blick über diese Fixpunkte hinaus schweifen lasse.

2 Theoretischer Rahmen, Thesen und Fragestellungen

Die Wissenschaften, die menschliches Handeln und Denken deuten und erklären wollen, müssen mit einer Beschreibung der Grundstrukturen der vorwissenschaftlichen, für den – in der natürlichen Einstellung verharren­den – Menschen selbstverständlichen Wirklichkeit beginnen. Diese Wirk­lichkeit ist die alltägliche Lebenswelt. Sie ist der Wirklichkeitsbereich, an der der Mensch in unausweichlicher, regelmäßiger Wiederkehr teil­nimmt.[48]

Die gemeinsame alltägliche Lebenswelt der GSSD-Angehörigen sowie der Deutschen in Fürstenberg/Ravensbrück ist nicht mehr beobachtbar. Trotzdem möchte ich Einblicke in die von Greverus beschriebenen Grundstrukturen der damaligen Wirklichkeitswelt ermöglichen. Einblicke deshalb, weil der Versuch, ein Gesamtbild zu vermitteln, von vornherein aufgrund des Umfanges an vor­handenem Material und möglichen Quellen scheitern muss. Der Begriff „Alltag“ schließt Feste, Zeremonien und Feierlichkeiten aus. Diese stehen außerhalb alltäglicher Handlungsabläufe. „Im Fluß der Alltagskommunikation bilden solche Feste […] Inseln vollkommen anderer Zeitlichkeit bzw. Zeitenthobenheit.“[49] Die Feste im betrachteten Ort- und Zeitrahmen spielen eine wichtige Rolle – näm­lich im Hinblick auf die Auswirkungen, die sie auf die Kontakte und somit auf den Alltag der Befragten hatten.[50] Aus diesem Grund werde ich sie nicht gänz­lich außer Acht lassen.

Um die folgenden theoretischen Überlegungen besser zu veranschaulichen, habe ich ein Modell entwickelt, welches die vielfältigen Beziehungen und Ver­flechtungen stark abstrahiert und damit auf deren Grundstrukturen und –rich­tungen reduziert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Schematische Darstellung von Mikro- und Makroebene

Legende:

Makroebene Politisch-gesellschaftliche Gegebenheiten in Fürstenberg/Ravensbrück zwischen Mai 1945 bis Dezember 1993

Mikroebene Die in Fürstenberg/Ravensbrück lebende Bevölkerung

Subebene 1 Angehörige der GSSD, sowjetische Zivilangestellte sowie Familienangehörige, die zwischen Mai 1945 und Dezember 1993 in Fürstenberg/Ravensbrück lebten.

Subebene 2 Deutsche Bevölkerung in Fürstenberg/Ravensbrück zwischen Mai 1945 und Dezember 1993

Pfeile Gegenseitige, von außen kommende, nach außen gehende Interaktionen, Infiltrationen, Zuschreibungen und Deutungen

Unter Makroebene verstehe ich die im von mir betrachteten Ort von Mai 1945 bis einschließlich 1993 herrschenden politischen und gesellschaftlichen Gege­benheiten, inklusive der aufgetretenen Veränderungen. Die Mikroebene steht für die in diesem Zeitraum in Fürstenberg/Ravensbrück agierende Gesamtge­sellschaft. Sie unterteilt sich in zwei Subebenen: in die der Angehörigen der GSSD inklusive deren Familien sowie den Zivilangestellten (Subebene 1) und in die der deutschen Bevölkerung von Fürstenberg/Ravensbrück (Subebene 2). Beide Subebenen haben einen interferierenden Bereich, und beide gehen über die Makroebene „Fürstenberg/Ravensbrück zwischen Mai 1945 und Dezember 1993“ hinaus, was jeweils mit kleinen Flächen angedeutet ist. Die Pfeile deuten Korrelationen an, deren Spannbreite von einfachen persönlichen Kontakten bis zu bewusster ideologischer Manipulation reichen kann. Die gesammelten Mate­rialien ermöglichten es mir, einen kleinen Einblick in jede dieser Subebenen zu erhalten. Besonders aus den Interviews geht hervor, dass sich der Interferenz­bereich meines Modells aus vielen kleinen, oftmals voneinander unabhängigen Interferenzbereichen zusammensetzt. Das darf nicht unbeachtet bleiben, wenn ich im Folgenden von dem Interferenzbereich spreche.

Den kulturtheoretischen Ansätzen, auf die ich unter 2.1 und 2.2 eingehen werde, schließen sich unter 2.3 die Thesen und Fragestellungen an.

2.1 Die Schichten in Raum und Zeit

Immanuel Kant schreibt beiden Kategorien, dem Raum und der Zeit, apriori­schen Charakter zu. Beide Begriffe haben Anschauungscharakter, sie seien keine Begriffe des Denkens. Alles Räumliche müsse auch zeitlich betrachtet werden, wobei das Zeitliche nicht unbedingt räumlich fixiert werden müsse.[51] Vereinfacht gesagt setzt Kant voraus, dass Raum und Zeit in der Vorstellung der Menschen vorhanden seien und auf Grund dieser Vorstellungen erfahrbar werden. Der Raum sei äußerlich erfahrbar, die Zeit sinnlich. Auch Downs und Stea verdeutlichen, dass beide Konzepte untrennbar miteinander verbunden sind:

Die Welt, in der wir aufgewachsen sind, die Teil unseres Selbst wurde, und die man so lebhaft in Erinnerung hat, ist verschwunden. Das Bild, das man sich gemacht hat, trifft auf die Welt, die man jetzt vorfindet, nicht mehr zu.[52]

Übertragen auf das hier besprochene Thema habe ich schnell festgestellt, dass sich der Raum Fürstenberg/Ravensbrück über die von mir betrachtete Zeit so­wohl städtebaulich als auch landschaftlich mehrmals enorm verändert hat. Das zog teilweise tiefgreifende Änderungen der Lebensräume und somit des Alltags der Bevölkerung nach sich. Die Angehörigen der GSSD nahmen andere Räume wahr als die deutsche Bevölkerung. Und sie nahmen Räume anders wahr als die deutsche Bevölkerung. Viel Raum wurde der Wahrnehmung der deutschen Anwohner entzogen. Besonders von sowjetischer Seite war es nicht erwünscht, dass die Menschen zu viel vom und aus dem deutschen Raum wahrnahmen[53] und umgekehrt. Es ging u. a. darum, dass die Menschen nicht allzu viel vom vergleichsweise hohen Lebensstandard der deutschen Nachbarn erfahren sollten.[54] Weiterhin zogen die wichtigen militärischen Aufgaben einen hohen Abschirmungsgrad nach sich. Die Angst vor Spionage war allgegenwär­tig. Beide Gruppen nutzten unterschiedliche Räume. Gemeinsam zugänglicher Raum bzw. ein räumlicher Interferenzbereich war ebenso vorhanden. Dabei gab es immer wieder territoriale Verschiebungen innerhalb des zeitlichen Interferenzbereiches zwischen Mai 1945 und Dezember 1993.

Bauten aus der sowjetischen Nutzungszeit werden entfernt, soweit sie das Erinnern an die NS-Zeit stören. Gleichwohl werden in allen Bereichen Spuren aus der Sowjetzeit erhalten, um die verschiedenen zeitlichen Schichten des Ortes zu veranschaulichen.[55]

Dieses Beispiel demonstriert fast plakativ die Besonderheiten des Ortes Fürs­tenberg/Ravensbrück. So waren u. a. auf dem Gelände des ehemaligen Frau­enkonzentrationslagers Ravensbrück sowjetische Einheiten stationiert. „Räum­lich“ bezieht sich meine Arbeit in erster Linie auf die Röblinseesiedlung in Fürstenberg sowie auf das Gelände der heutigen Mahn- und Gedenkstätte Ra­vensbrück, „zeitlich“ gibt sie Einblicke von Mai 1945 bis Dezember 1993.

2.2 Konnektive Struktur

Um Grundstrukturen der damaligen Wirklichkeitswelt sichtbar zu machen, ar­beite ich mit dem Konzept der konnektiven Struktur von Jan Assmann. Zum Verständnis des Konzeptes leite ich es über einen Exkurs zur Ich- und Wir-Identität her.

2.2.1 Exkurs: Ich-Identität und Wir-Identität

Dieter Sturma hat sich in seinem Beitrag „Person und Zeit“ philosophisch mit dem Thema der personalen Identität auseinandersetzt.[56] Er grenzt die körperli­chen Eigenschaften einer Person von denen ab, durch welche Personen erst und in Zusammenhang mit den körperlichen Eigenschaften eindeutig identifi­zierbar werden und sich von anderen abgrenzen. Eine Person sei „sowohl ein raumzeitliches Objekt als auch ein handelndes Subjekt im sozialen Raum“.[57] Identität setze sich demnach aus verschiedenartigen Komponenten zusammen. Jan Assmann entwickelte folgendes Modell für Identität[58]:

Identität

„Ich“ „Wir“

individuell personal kollektiv

„Identität ist eine Sache des Bewußtseins, d. h. des Reflexivwerdens eines un­bewußten Selbstbildes. Das gilt im individuellen wie im kollektiven Leben.“[59] Nach Assmann unterliegen beide, die Ich- sowie die Wir-Identität, ständigen Zirkulations- und Wandlungsprozessen. Zirkuliert werde der Bestand „gemein­samer Werte, Erfahrungen, Erwartungen und Deutungen, der die ,symbolische Sinnwelt‘ bzw. das ,Weltbild‘ einer Gesellschaft“[60] bilde. Die Zirkulation erfolge durch Kommunikation und Interaktion mittels gemeinsamer Sprache, gemein­samen Wissens und gemeinsamer Erinnerung. Die Zirkulations- und Wand­lungsprozesse stehen, so Assmann weiter, in ständiger Korrelation zueinander. Sie nehmen dabei Bezug auf die jeweiligen Gegebenheiten, in denen sie ent­standen seien. Wenn sich z. B. der Bestand an gemeinsamen Erfahrungen durch gesellschaftliche Ereignisse verändere, ändere sich direkt der Zirkulati­onskontext. Das ziehe eine Wandlung von Identitäten nach sich. Anhand des folgenden Beispiels möchte ich die Aussagen Assmanns verdeutlichen: Die Ausübung gesellschaftlich determinierter politischer Ämter kann normal und allgemein akzeptiert sein. Ändern sich die gesellschaftlichen Bedingungen, so ändern sich u. U. auch die Identitäten derjenigen, die solche Ämter ausgeübt haben, sowohl im eigenen als auch im Fremdbewusstsein. Dies wiederum führt zu einer neuerlichen Wandlung der Zirkulationsprozesse, da Sachverhalte in veränderter Form ausgelegt und artikuliert werden.

Die Ich-Identität differenziert Assmann in die individuelle und die personale Identität. Die individuelle Identität beziehe sich auf die biografischen „Eckdaten“ zwischen Geburt und Tod, auf die „Leibhaftigkeit des Daseins“ sowie auf die Grundbedürfnisse eines Lebens. Damit schreibt Assmann der individuellen Identität einiges mehr zu als seinerzeit Sturma. Im Bewusstsein des Einzelnen entstehe ein Bild, durch welches er sich von allen anderen Individuen unter­scheide. Normalerweise[61] sei jeder Einzelne Träger dieses Bewusstseins über seine individuelle Identität. Daraus schließe ich umgekehrt, dass gleichzeitig im Bewusstsein der Anderen die eigene individuelle Identität einer Person vorhan­den ist. Individuelle Identität ist „das am Leitfaden des Leibes entwickelte Be­wußtsein seines [des Einzelnen, Anm. d. Verf.] irreduziblen Eigenseins, seiner Unverwechselbarkeit und Unersetzbarkeit.“[62]

Personale Identität sei nach Assmann auf die „natürliche Evidenz eines leibli­chen Substrats“[63] bezogen. Bei der personalen Identität gehe es vor allem um Aspekte der Eingliederung des Einzelnen in ein Sozialgefüge, der sozialen Rollen, der Anerkennung sowie um seine in diesem Zusammenhang relevanten Eigenschaften und Kompetenzen. Der Umgang mit Anderen stehe im Vorder­grund, welcher jeweils auch ein Umgang mit dem Selbst sei. Personale Identität sei nur durch Kommunikation und Interaktion zu erwerben. Sie könne nur als eigen bewusst werden, in dem Begegnungen mit anderen Individuen stattfin­den. „Personale Identität ist ein Bewußtsein von sich, das gleichzeitig ein Be­wußtsein der anderen ist: der Erwartungen, die sie an einen richten, der Ver­antwortung und der Haftung, die sich daraus ergibt.“[64] Insbesondere die Erwar­tungshaltung der Anderen und die Erfüllung oder Nichterfüllung dieser Erwar­tungen bestimmen Rolle und Akzeptanz des Einzelnen im sozialen Gefüge.

Individuelle Identität entsteht nach Assmann durch Individuationsprozesse, per­sonale Identität durch Sozialisationsprozesse. Beide Seiten der Ich-Identität seien „soziogen“ und kulturell determiniert.[65] Identität, auch die Wir-Identität, „ist immer ein gesellschaftliches Konstrukt und als solches immer kulturelle Identi­tät.“[66]

Um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt nicht die kollektive Identität einer Gruppe.[67] Ich präferiere den Begriff Wir-Identität aus folgenden Gründen: Das Personalpronomen „wir“ suggeriert meiner Beurteilung nach keine Homogenität innerhalb einer Gruppe, wie es beim Begriff „kollektiv“ der Fall sein kann. Die Verwendung von „wir“ impliziert automatisch die Zusammensetzung aus ein­zelnen „Ichs“. Jedes Ich steht für den Träger seiner Ich-Identität. Damit ist der von Straub geschilderte Hauptkritikpunkt[68] bei der Verwendung des Begriffs „kollektive Identität“ von vornherein ausgeschlossen, nämlich die Gefahr, eine kollektive Identität pseudowissenschaftlich in den Interferenzbereich hinein­zuinterpretieren. Das komme auch aus ideologischer Sicht nicht in Frage.

Jeder Einzelne, so Assmann weiter, könne sich mehreren Wir-Identitäten zuge­rechnet fühlen, könne diese Identitäten aufgeben und/oder neue annehmen. Wir-Identität sei nicht auf die Körperlichkeit eines oder mehrerer Individuen be­zogen.

Die Evidenz kollektiver Identität unterliegt einer ausschließlich symboli­schen Ausformung. Den „Sozialkörper“ gibt es nicht im Sinne sichtbarer, greifbarer Wirklichkeit. Er ist eine Metapher, eine imaginäre Größe, ein soziales Konstrukt. Als solches aber gehört er durchaus der Wirklichkeit an.[69]

Die von Assmann formulierte Definition der Wir-Identität wurde auch von Straub übernommen:

Unter einer kollektiven oder Wir-Identität verstehen wir das Bild, das eine Gruppe von sich aufbaut und mit dem sich deren Mitglieder identifizieren. Kollektive Identität ist eine Frage der Identifikation seitens der beteiligten Individuen. Es gibt sie nicht „an sich“, sondern immer nur in dem Maße, wie sich bestimmte Individuen zu ihr bekennen. Sie ist so stark oder so schwach, wie sie im Bewußtsein der Gruppenmitglieder lebendig ist und deren Denken und Handeln zu motivieren vermag.[70]

Durch Bewusst werdung und durch Bewusst machung können sich Zugehörig­keiten Einzelner zu einer Wir-Identität steigern. Um sich einer Wir-Identität be­wusst zu werden, bedürfe es der Begegnung mit andersartigen Gesellschaften und Lebensformen. Erst wenn bewusst werde, dass es „die Anderen“ gibt, werde auch das „Wir“ bewusst und könne sich zu einer Wir-Identität formieren. Die Bewusst machung von Wir-Identität erfolge z. B. durch Weisheit, Mythen und Riten.[71] Weisheit als Normativ präge und begründe Lebensformen durch Bräuche und Sitten. Mythos als Formativ bewahre die Überlieferungen und be­antworte die Fragen nach dem „wer sind wir“ und „woher kommen wir“. Mythen seien Träger der Lebensdeutungen. Riten vermitteln den Teilnehmern das Wis­sen, welches für die Wir-Identität relevant sei.

2.2.2 Konnektive Struktur

Assmann schreibt jeder Kultur ihre eigene konnektive Struktur zu, der eine permanente Dynamik in Form von Wandlungen und unterschiedlichen Ausprä­gungen innewohne. Eine konnektive Struktur wirke verknüpfend und verbin­dend zwischen den Menschen über zwei Dimensionen: die Zeitdimension und die Sozialdimension. Zeitdimension meine, dass das Gestern an das Heute gebunden wird. Prägende Erfahrungen und Erinnerungen sowie eine gemein­sam bewohnte Vergangenheit spielen eine Rolle für die Gegenwart. Aus dieser gedanklichen Ebene komme es auf der Handlungsebene zur Bildung von ge­meinsamen Handlungslinien. Zur Veranschaulichung wählte ich als Beispiel das Klassentreffen. Menschen durchlebten die Schulzeit miteinander. Die ge­meinsam verbrachte Zeit (Zeitdimension) sowie die damit im Zusammenhang stehenden gemeinsamen Erfahrungen und Erinnerungen sind das, was diese Menschen den Kontakt zueinander aufrechterhalten und pflegen lässt oder nicht.

Sozialdimension bedeute nach Assmann, dass der Mensch an den Menschen durch gemeinsame Erfahrungs-, Erwartungs- und Handlungsräume gebunden werde. Anders ausgedrückt wirken gemeinsame Normen und Werte verbindend zwischen Individuen. Weiter im Beispiel: Einige Leute halten über Jahre den Kontakt zueinander. Andere haben sich nie wieder gemeldet und an keinem Klassentreffen teilgenommen. Erst, wenn über die Schulzeit hinaus aus den gemeinsamen Erfahrungs-, Erwartungs- und Handlungsräumen der ehemaligen Schülergemeinschaft gemeinsame Normen und Werte erhalten bleiben und diese wiederum zu gemeinsamen sich stets wiederholenden Handlungslinien führen, bleibt eine konnektive Struktur über die Jahre erhalten. Die Personen, die sich dem Kreis durch Nichthandeln entzogen, konnten oder wollten, aus welchen Gründen auch immer, keine über die zusammen verbrachte Zeit hi­nausgehenden gemeinsamen Normen und Werte mit den anderen ehemaligen Mitschülern erhalten. Es kam nicht zur Fortführung der Handlungslinien und somit brach die Verbindung ab.

Das Grundprinzip jeder konnektiven Struktur ist die Wiederholung. Da­durch wird gewährleistet, daß sich Handlungslinien nicht im Undendlichen verlaufen, sondern zu wiedererkennbaren Mustern ordnen und als Ele­mente einer gemeinsamen „Kultur“ identifizierbar sind.[72]

Die Handlungsebene beinhalte gemäß Assmann sowohl die gemeinsam erlebte Alltagswelt als auch rituelle Handlungen und Feste. Die Elemente der Be­wusst machung von Wir-Identität Weisheit, Mythos und Ritus lassen sich fol­gendermaßen zuordnen: Weisheit wirke in der alltäglichen, Mythos und Ritus wirken in der zeremoniellen Kommunikation.[73] Assmann spricht von der „Ord­nung“, die „rituell in Gang gehalten und reproduziert“[74] werden müsse. Feste und Riten sorgen bei regelmäßiger „Wiederkehr für die Vermittlung und Weiter­gabe des identitätssichernden Wissens und damit für die Reproduktion der kulturellen Identität. Rituelle Wiederholung sichert die Kohärenz der Gruppe in Raum und Zeit.“[75] Es gebe Grenzen, Ausgrenzungen und klar strukturierte Ab­läufe von Ritualen. Die zeremonielle Kommunikation spiele eine große Rolle. So sei die Teilnahme an Zeremonien und/oder Festen eng an die Teilhabe am kulturellen Gedächtnis[76] und damit an die Identifikation mit einer bestimmten Gruppe gebunden. Dabei vermitteln die Mythen diese Ordnung, die Riten stel­len die Ordnung her. Die Ordnung an sich gliedere sich wiederum in den All­tagsaspekt der Lebenswelt sowie in den Festtagsaspekt des identitätsrelevan­ten Bestands an gemeinsamem Wissen. Die konnektive Struktur sei übergrei­fend vorhanden. Wir-Identitäten erhalten sich über die konnektive Struktur[77] einer Kultur.

Meiner Erkenntnis nach ist die konnektive Struktur ein Teil dessen, was Greve­rus als die Grundstrukturen der damaligen Wirklichkeitswelt bezeichnet. Ich werde verbindende Zeitbezüge sowie gemeinsame Normen und Werte nach­weisen und damit gleichzeitig Einblicke in die Alltagshandlungen der Beteiligten geben. Der vorgegebene Umfang der Arbeit erlaubt es mir nicht, auch die Iden­titäten zu untersuchen. Ich gehe aber davon aus, dass das Analysieren der konnektiven Struktur eine Grundlage für diesbezügliche Fortsetzungen ist.

2.3 Thesen und Fragestellungen

2.3.1 Die Schichten in Raum und Zeit

Die zeitlichen „Schichten“, die ich auf den Erkundungsgängen in Fürsten­berg/Ravensbrück erlebte, spielen in den von mir gesammelten Materialien aus der Vergangenheit eine wichtige Rolle, d. h. das sie im Raum und im kommuni­kativem Gedächtnis präsent sind. Daraus ergibt sich die These,

dass die Materialien eine ausschnittsweise ethnografische Beschreibung ermöglichen und somit kleine Einblicke in die räumlichen Alltagsstruktu­ren erlauben.

Diese These lässt sich nur durch „Machen“ beweisen oder widerlegen. Ich möchte eine Vorgehensweise finden, die die Rekonstruktion der räumlichen Alltagsstrukturen ermöglicht.

2.3.2 Konnektive Struktur und Identitäten

In Fürstenberg/Ravensbrück lebten zwischen dem 30. April 1945 und dem 26. Dezember 1993 zwei unterschiedliche Kulturen mehr oder weniger nebenei­nander. Nach Assmann existierten somit entsprechend zwei konnektive Struk­turen, die jeweils der Subebene 1 bzw. 2 angehörten. Mich interessiert insbe­sondere der Interferenzbereich beider Subebenen. Durch den Akt der militäri­schen Besatzung, der zunächst eine Folge des Zweiten Weltkrieges war, kam er quasi seitens der Akteure des Alltags ungewollt zustande. Assmann ordnet jeder Kultur für sich eine konnektive Struktur zu. Leben zwei unterschiedliche Kulturen derartig räumlich und gesellschaftlich interferierend zusammen, wie es in Fürstenberg/Ravensbrück der Fall war, so ist zu schlussfolgern, dass es auch im Interferenzbereich beider Subebenen eine konnektive Struktur gege­ben hat. Der Interferenzbereich unterlag einer eigenen offiziellen Ordnung, die durch Mythen vermittelt und durch Riten hergestellt wurde. So war z. B. die gemeinsame Begehung des 23. Februars das Ritual, die dazu konstruierte Ge­schichte der Mythos.[78] Unter „offizieller Ordnung“ verstehe ich die Ordnung, die seitens der politischen Machthaber oktroyiert wurde, also der UdSSR- sowie der DDR-Regierenden. Bei allen Diskrepanzen, die es zwischen beiden Instan­zen gegeben hat, war die politisch-ideologische Grundhaltung mindestens in der Zeit seit Gründung der DDR 1949 bis zur Gorbačëv-Ära ab 1985 weitge­hend konform.[79] Die offiziell infiltrierte Ordnung konstruierte offizielle und inoffi­zielle Handlungslinien im Interferenzbereich. Inoffizielle Handlungslinien sind die des Alltags der Akteure und folglich gibt es eine „Ordnung des gemeinsa­men Alltags“, die sich von der offiziellen Ordnung unterscheidet. Ich stelle fol­gende These auf:

Ich behaupte, dass der Interferenzbereich der Subebenen 1 und 2 bis heute existiert. Zeitliche Verbundenheit, gemeinsame Normen und Werte reichen bis in die Gegenwart und haben noch immer Bestand im Alltag der Akteure.

Um diese These bearbeiten zu können, ist die Beantwortung folgender Fra­gestellungen nötig:

1. Wo zeigen sich Verbindungslinien, die die Vergangenheit vor dem 30. April 1945 an die Gegenwart des betrachteten Zeitraumes sowie an die heutige Gegenwart binden? Wie wirkten bzw. wirken diese Linien verbindend zwischen den Menschen?
2. Welche gemeinsamen Normen und gemeinsamen Werte sind für den betrachteten Zeitraum sowie für heute identifizierbar?

3 Forschungswege, Methoden und Quellen

Es gibt kein Feld im volkskundlichen Sinne mehr, in welchem ich als teilneh­mende Beobachterin hätte wirken können. Ich musste mir andere, möglichst authentische Vorgehensweisen überlegen. Normalerweise bringt man aus einer Feldforschung ein selbstgeschriebenes Tagebuch, oftmals Interviews, Fotos und Dinge mit. Hier ansetzend wurde mir klar, dass ich auf unterschiedliche Quellen zurückgreifen musste: erstens Experteninterviews mit Zeitzeugen, zweitens Erkundungsgänge und drittens Archive. Mithilfe der daraus resultie­renden Quellenmischung[80] und der Verknüpfung von unterschiedlichen methodi­schen Annäherungen bearbeitete ich meine Thesen.

Ich werde in diesem Kapitel auf die einzelnen Forschungswege und Methoden eingehen. Da jede Methode unterschiedliches Quellenmaterial ergab, schließen sich separat Ausführungen zu Quellenkritik und -analyse an.

3.1 Experteninterviews

3.1.1 Akquise

Die Interviewpartner habe ich hauptsächlich über Anzeigen im „Märker“ und in der „Russkij Berlin“ gefunden. Der „Märker“ ist eine wöchentlich erscheinende Zeitung im Kreis Oberhavel, die an alle Haushalte verteilt wird. Die „Russkij Berlin“ erscheint ebenfalls wöchentlich und spricht die russischsprachige Be­völkerung Berlins an. Weiterhin bin ich verschiedenen Hinweisen nachgegan­gen und habe Menschen kontaktiert, die mir für mein Thema behilflich sein könnten. Eine Zeitzeugin habe ich über das Internetportal „www.furstenberg.ru“ erreicht. Es handelt sich dabei um ein Portal, über welches ehemalige Schüler der damaligen Sowjetischen Staatlichen Mittelschule Nr. 27 in Fürstenberg in Kontakt stehen. Um genaue Angaben über die Umsetzung der „Spendenaktion Park der Freundschaft“ sowie über den Preis von Rosen in der DDR zu erhal­ten, nutzte ich das Telefonbuch und das Internet für die Kontaktaufnahme. Es kam zu kurzen Telefonaten und einem E-Mail-Wechsel, in welchen man mir die notwendigen Informationen gern mitteilte. Interviews im Sinne von Kapitel 3.1.2 habe ich mit diesen drei Personen nicht geführt.

Es war im Rahmen dieser Arbeit aufgrund der zeitlichen Begrenzung nicht möglich, allen Hinweisen nachzugehen und weitere Personen zu befragen.

3.1.2 Charakteristik

Es handelt sich bei den Interviews um Experteninterviews mit insgesamt quali­tativem, biografisch-narrativem Charakter. In Anlehnung an Jochen Gläser und Grit Laudel gelten alle diejenigen als Experten, die über ein „besonderes Wis­sen über soziale Sachverhalte[81] verfügen. Für mein Thema heißt das: Jeder, der über Alltag und soziale Kontexte in Fürstenberg und Ravensbrück in der Zeit von 1945 bis 1993 Auskunft geben kann, gilt als Experte.[82]

Ich entschied mich für das Konzept des dreiphasigen Intensivinterviews nach Anne Honer:

[…] verstehe ich das dreiphasige Intensivinterview […] als nützliches „kompensatorisches“ Erhebungsinstrument, insbesondere wenn das For­schungsideal der Mitgliedschaft am Feldgeschehen Beschränkungen unterworfen bzw. (warum auch immer) verunmöglicht ist.[83]

In Anlehnung zu den von Honer beschriebenen drei Phasen[84] habe ich mich für eine komprimiertere Form entschieden, die sich vorrangig aus der räumlichen Distanz zwischen mir und den Befragten begründet.

Die erste Phase der Interviews verlief i. d. R. über ein oder mehrere Telefonate (exklusive das erste Kontakttelefonat) und war unterschiedlich intensiv. Nach­dem mein Gesprächsanliegen genügend bekannt war, erfuhr ich Aspekte, die für den Gesprächspartner relevant sind. Ich versuchte konkrete Fragen zu ver­meiden, wobei das am Telefon umso schwerer fällt, da die Erwartungshaltung der Gesprächspartner dahingehend, dass ihnen Fragen gestellt werden, abso­lut und durchgehend vorhanden war. Darüber hinaus spielt sich die Kommuni­kation am Telefon rein über die Sprache ab und es fehlen wichtige Aspekte wie Mimik und Gestik. Trotz dieser ungewöhnlichen Umstände hatte ich das Gefühl, nach einiger Zeit die von Honer für die erste Phase beschriebenen quasi-nor­malen Gespräche[85] zu führen.

Die zweite Phase schloss sich der ersten in Form eines persönlichen Gesprä­ches an, wiederum bis auf eine Ausnahme. Diese Interviews hatten eine Dauer von einer bis zu 2,5 Stunden. Da ich die Gesprächspartner bis auf drei Aus­nahmen in ihren Wohnungen aufsuchte, fiel es nicht schwer, das quasi-normale Gespräch mit Bezug auf die vorangegangenen Telefonate wieder aufzuneh­men. Der vertraute Ort, die Befragten in der Rolle der Gastgeber und ich in der des Gastes gaben der Situation einen Rahmen, in welchem sich die Befragten, wenigstens rein äußerlich, ihren Gewohnheiten gemäß bewegen konnten. Trotzdem bleibt festzuhalten und bei der Analyse unbedingt zu berücksichtigen, dass es sich bei Interviewsituationen immer um künstlich erzeugte Gesprächs­situationen handelt.

Bis auf eine Ausnahme führte ich die dritte Phase wieder telefonisch durch. Nach dem Transkribieren, der Auswertung der Interviews, der Sichtung und Auswertung weiterer vorhandener Materialien ergaben sich gezielte Fragen, die ich mit den Gesprächspartnern klärte. Da diese Vorgehensweise vorher abge­sprochen war, gehe ich davon aus, dass es für die Teilnehmenden eine relativ normale Situation war.

3.1.3 Formen des vorhandenen Interviewmaterials

Bis auf eines habe ich alle Interviews von Angesicht zu Angesicht geführt. Ich betone das, weil es gerade bei den ehemals sowjetischen Informanten nicht selbstverständlich ist. Die meisten von ihnen leben heute in postsowjetischen Ländern. Von fünf Interviewpartnern liegen zusätzlich eigene Verschriftlichun­gen vor. In zwei Fällen handelt es sich um Bücher, in drei weiteren Fällen um eigens für mich und zu diesem Zweck angefertigte Texte.

Insgesamt habe ich mit 14 Personen gesprochen. Bei zwei Gesprächen waren je zwei Personen mindestens zeitweilig anwesend. Ein Interview führte ich ge­meinsam mit meinem Mann. Somit liegen 12 Interviews vor. Davon sind neun auf Tonträger aufgezeichnet und transkribiert. Während zwei Interviews fertigte ich Protokolle an. Ein Interview führte ich ausschließlich telefonisch und fertigte auch dabei Protokolle an. Ob ich mit oder ohne Aufnahmegerät arbeitete, ergab sich jeweils aus der Interviewsituation. Zu einer Befragten fuhr ich nach Hause, ihr dreijähriger Sohn war anwesend. Mir schien es sinnvoll, auf eine Tonauf­zeichnung zu verzichten, da wir zu häufig unterbrochen werden würden, was sich dann auch bestätigte. Mit einer anderen Person traf ich mich auf dem Hauptbahnhof in Berlin und wir gingen dort in ein Café. Der Geräuschpegel war so hoch, dass eine Aufzeichnung unmöglich war. Bei einem weiteren Infor­manten handelt es sich um einen Historiker aus Leidenschaft. Er hat zu Fürs­tenberg und Ravensbrück keinen direkten Bezug, hat weder in der betreffenden Zeit noch danach dort gewohnt oder gearbeitet. Die Informationen waren somit eher allgemein historischer Natur. Soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt habe ich die Namen aller Gesprächspartner sowie die der von den Gesprächs­partnern erwähnten Personen geändert.

In dieser Arbeit ist nicht relevant, welchen Dialekt jemand spricht.[86] Die Trans­kripte, die in starker Dialektform vorliegen, sind nur schwer lesbar. Die Wieder­gabe dieser Interviews im Dialekt würde für Nichtkenner der Berliner Mundart eine Verzerrung der Interviewsituation konstruieren, die nicht der eigentlichen Situation entspräche, da mir dieser Dialekt vertraut ist. Ein Interview wurde zweisprachig durchgeführt. Dabei sind die deutschen Passagen mitunter schwer verständlich. Aus diesen Gründen habe ich mich dafür entschieden, wenn nötig die Interviews soweit sprachlich zu bearbeiten, dass Lesbarkeit und Verständnis gewährleistet sind.

Von einigen Informantinnen und Informanten erhielt ich eine Vielzahl von Fotos und Dokumenten, die man mir entweder sofort beim Gespräch überließ oder, in einem Fall, nachträglich per Post und mit Text schickte. Mit einer Gesprächs­partnerin konnte ich bei einem zweiten Treffen ein Fotointerview[87] führen. Sie hatte mir während des ersten Termins diverse Fotografien überlassen, die ich digitalisieren konnte und als Drucke zum zweiten Gespräch mitbrachte. Anhand dieser Sammlung sprachen wir über die Inhalte der Fotos.

3.1.4 Zugang zu Expertinnen und Experten sowie aufgetretene Probleme

Einige Aspekte haben mir den Zugang zu den einstigen Akteuren des verlasse­nen Feldes sicherlich erleichtert:

1. Ich war als Kind und Jugendliche selbst Teil dieses Feldes, wenngleich ich nicht direkt in Fürstenberg, sondern etwa 15 km davon entfernt gelebt habe.
2. Ich kenne Fürstenberg/Ravensbrück aus meinen Erinnerungen als Kind und Jugendliche.
3. Das Thema meiner Arbeit wurde von den Menschen, mit denen ich ge­sprochen habe, mit Offenheit und Begeisterung angenommen.
4. Ich beherrsche die russische Sprache, habe ein Jahr in der RF[88] ge­lebt und habe einen russischen Ehemann. Die letzte Tatsache ist des­halb wichtig, weil mir mitunter erst dadurch der Zugang möglich wurde, wie die folgenden Ausführungen erläutern werden.

Auf folgende Schwierigkeiten bin ich gestoßen:

1. Ich kann insbesondere bei den Interpretationen des Quellenmaterials nicht durchgängig objektiv sein. Ich kann nur versuchen, mir meiner Subjektivität immer wieder bewusst zu werden.
2. Die Komprimierung des honerschen Konzeptes lässt vor allem die erste Phase des Interviews teilweise allzu sehr verknappen, so dass im zweiten Gespräch oft Elemente der ersten Phase vorhanden sind bzw. die erste und zweite Phase fast gänzlich zusammenfallen. Das hat zur Folge, dass eine Interpretation der Informationen aus Phase eins mitunter nur sehr begrenzt möglich war, z. B. während einer Ge­sprächspause.
3. Vor allem bei den männlichen Interviewpartnern, die der GSSD ange­hörten, hatte ich generell das Empfinden, dass es ein Problem war, dass Fragen gestellt wurden. Obwohl sich auch diese Personen selbst bei mir meldeten, war die Offenheit teilweise sehr eingeschränkt. Ein potentieller Gesprächspartner hat im zweiten Kontaktgespräch den Hörer aufgelegt, als ich ihn nach seinem vollen Namen fragte. Meine russländischen Verwandten[89] erklärten mir, dass die Angst vor den Ge­heimdiensten auch heute präsent ist. Daher vermied ich es bei fol­genden Rückmeldungen, persönliche Daten zu erfragen. Mit dem Sol­daten Vadim K. hatte ich einen festen Termin vereinbart, den er einen Tag vorher absagte. Daher kann ich in seinem Falle nur auf die Tele­fonnotizen zurückgreifen. Ich habe außerdem geschlechtsspezifische Einschränkungen empfunden. So nahm ich die postsowjetischen Frauen mir gegenüber als wesentlich offener als die Männer wahr. Weitaus direkter, da mitten im Forschungsfeld, hat dies Susanne Mül­ler erfahren, die die Vorbereitungen zum Abzug an vielen Orten foto­grafisch festgehalten hat. Schließlich musste sie ihr Vorhaben aufge­ben, mit dem letzten Zug gen Osten zu reisen und dort die Ankunft festzuhalten: Sie hätte sich als Frau in nicht abzuschätzende Gefahren begeben.[90] Letztendlich erklärten sich auch nur zwei von den fünf Män­nern, die sich bei mir gemeldet hatten, zu einem Gespräch bereit. Zum Vergleich: Es hatte sich eine Frau gemeldet, mit der ich auch ge­sprochen habe. Eine zweite habe ich selbst kontaktiert und wir haben uns zwei Mal getroffen sowie oft telefoniert.

3.2 Erkundungsgänge im verlassenen Feld

3.2.1 Charakteristik

Als Erkundungsgang bezeichne ich Exkursionen, die ich in und um Fürsten­berg/Ravensbrück durchgeführt habe. Dabei habe ich solche Orte aufgesucht, die von Mai 1945 bis einschließlich 1993 seitens der ansässigen deutschen Bevölkerung nicht oder unter Einschränkungen mit strengen Kontrollen betret­bar waren, also Orte, die „besetzt“ waren. Ich war auch in der Stadt selbst un­terwegs, meist zu Fuß, manchmal mit dem Fahrrad. Ich habe Notizen erstellt und Fotos gemacht von Gebäuden, Absperrungen und Dingen, die zurückge­lassen wurden. Ich war nur tageweise vor Ort, d. h. ich habe nicht in Fürsten­berg/Ravensbrück gewohnt, sondern bin morgens mit der Bahn angekommen und am späten Nachmittag wieder abgefahren.

3.2.2 Resultate

Als Resultate meiner Erkundungsgänge liegen „Notizen vom verlassenen Feld“, „Fotos vom verlassenen Feld“ sowie „Dinge“ vor. „Verlassen“ ist das Feld in zweierlei Hinsicht: Erstens sind die politisch-gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht mehr vorhanden und zweitens fehlt die Infrastruktur der Subebene 1. Ich ging davon aus, dass die Akteure nicht mehr im räumlichen Interferenzbereich anwesend sind und somit die menschliche Gemeinschaft fehlt, der sich ein Feldforscher normalerweise anzunähern versucht. Das ist jedoch differenziert zu betrachten: Es gibt keine GSSD mehr und somit keine Angehörigen dieser Gruppe in Fürstenberg/Ravensbrück. Das heißt jedoch nicht, dass es nicht Menschen gibt, die man als Akteure im Feld bezeichnen kann. Im betrachteten Zeitraum waren diese Menschen am Ort Fürstenberg/Ravensbrück persönlich anwesend und somit persönlich im räumlichen Interferenzbereich der Subebe­nen 1 und 2 präsent. Das Fehlen des konkreten räumlichen Interferenzberei­ches in Form der ehemals vorhandenen Infrastruktur in Fürsten­berg/Ravensbrück schließt jedoch Interferenzen nicht generell aus, wie diese Arbeit zeigen wird. „Verlassen“ beinhaltet auch, dass etwas verbleibt: die ge­meinsam bewohnte Vergangenheit, konserviert in Erinnerungen, Fotos, Doku­menten, Dingen und Räumen. Die Notizen sind nicht vergleichbar mit Feldnoti­zen, wie sie aus einer teilnehmenden Beobachtung hervorgehen und u. a. durch John Lofland wie folgt beschrieben wurden:

[…] Dazu gehören Dinge wie etwa: wer und wieviele anwesend waren, die konkrete Beschaffenheit des Ortes, wer was zu wem gesagt hat, wer sich wie bewegte, und eine allgemeine Charakterisierung der Ergebnis­abfolge.[91]

Bei den von mir produzierten Texten handelt es sich um die Erfassung der Ein­drücke und Empfindungen, die ich hatte, als ich die von der GSSD verlassenen Orte betrat. Einzig die Beschreibung der konkreten Beschaffenheit dieser Orte bleibt erhalten, wie bei Lofland beschrieben, allerdings mit der Prämisse, dass ich über die zum Zeitpunkt meiner Erkundung vorhandene Beschaffenheit be­richte. Es fehlen Schilderungen von Abläufen, Handlungsweisen, Ergebnissen und Folgen dieser Handlungsweisen, Beschreibungen von Personen und deren sozialem Umfeld, von kulturellen Verhaltensweisen und zwischenmenschlichen Interaktionen.

Die meist enormen räumlichen Ausmaße der ehemals sowjetische genutzten Liegenschaften sind nicht fotografisch zu erfassen. Deshalb entschloss ich mich, Relikte aufzunehmen. Relikte, die sich in einem Stadium zwischen inten­sivster Nutzung und Konversion[92] befinden. Die entstandenen Fotos sind eine Sammlung von Stillleben. Es gibt keine lebendigen Gesichter. Dafür zeigen sie Gebäude oder deren Überreste, Landschaft, Innenräume sowie Dinge. Es ging mir nicht um eine quantitative Erfassung von z. B. Garagengebäuden. Vielmehr habe ich versucht, mit den Fotos noch Erhaltenes, Quasi-Typisches festzuhal­ten.

Die Dinge, die ich vorgefunden habe, waren zum größten Teil mehr oder weni­ger unbeweglicher Art. Es handelt sich z. B. um Gebäude, Müllhalden, Zäune, Mauern usw. Ich habe das fotografisch festgehalten, was ich vorgefunden habe. Dabei bin ich insofern systematisch vorgegangen, als dass ich möglichst viele Dinge aufgenommen habe.

3.2.3 Reflexionen zur Methode

Es handelt sich um ausgewählte, mit Prioritäten belegte Räume im Ort, denen ich Erkundungsgänge widmete. Die Prioritäten setzte nur teilweise ich selbst. Entscheidend war weitestgehend, inwieweit mir der Zugang zu Räumen mög­lich war. Viele Liegenschaften sind noch nicht ohne Genehmigungen und teil­weise nur mit Begleitung betretbar.

Wie bereits erwähnt darf man an meine Notizen nicht die Erwartungen wie an ein herkömmliches Feldtagebuch im ethnographischen Sinne stellen. Aus fol­genden Gründen halte ich sie trotzdem für ein wichtiges Dokument meiner Re­cherchearbeiten:

1. Bei jeder Fahrt nach Fürstenberg/Ravensbrück hatte ich das Gefühl, mich mehr und mehr auf diese mir heute so fern erscheinende Welt zuzubewegen. Entsprechend empfand ich abends, dass ich langsam wieder in „meine“ Welt zurückkehrte. Natürlich hatte ich dabei eine gewisse Erwartungshaltung: Ich wollte die Vergangenheit finden. Ich suchte nach Überresten der Besatzungszeit. Ich sah das Stadtbild vor mir, wie ich es erinnere. Schließlich wusste ich am Abend, dass ich meine Zeitreise beende.
2. Es handelt sich um einmalige Momentaufnahmen einerseits meiner Eindrücke und Empfindungen, andererseits der Beschaffenheit des jeweiligen Ortes zum Zeitpunkt der Besichtigung. Ich gehe davon aus, dass meine eigenen Erinnerungen einen Einfluss darauf hatten, was mich beeindruckt hat und was ich empfunden habe. Die Momentauf­nahmen der Orte haben ein breites Spektrum: Es reicht von bereits völlig beräumten und brachliegenden Flächen über noch vorhandene und vom Zerfall bedrohte Gebäude bis hin zu kostspielig sanierten Villen. Einmalig sind diese Momentaufnahmen, weil ich, sollte ich solch einen Erkundungsgang nach der hier vorliegenden Arbeit wiederholen, andere Erwartungen und daraus resultierend auch andere Eindrücke und Empfindungen haben würde. Einerseits hat die intensive Beschäf­tigung mit dem Thema meinen Blick verändert, andererseits ändern sich die Orte, denn die Konversionsmaßnahmen sind nicht beendet.
3. Schließlich ist mir, vielleicht intensiver als bei unmittelbaren Feldfor­schungen, sehr bewusst, worüber ich nicht mehr schreiben kann.

Innerhalb der Räume habe ich subjektiv die Ausschnitte gewählt, die ich foto­grafierte. Aus diesen mir vorliegenden Fotografien musste ich nochmals eine Auswahl für diese Arbeit treffen. Hinzu kommt, dass vieles der fotografischen Dokumentation wert gewesen wäre, jedoch nicht mehr vorhanden ist. Außer­dem sind viele ehemals militärisch genutzten Orte bis heute nicht zugänglich. Relevant ist also auch das, was ich nicht mehr und noch nicht fotografieren konnte. Einen kleinen Ausgleich bieten die Fotos aus den Privatarchiven.

3.3 Recherchen in Archiven

3.3.1 Auswahl der Archive

Für die Archivwahl zog ich die bereits erläuterte Kategorisierung der erlebten Alltagswelt in Makro- und Mikroebene hinzu. Um möglichst beide Ebenen zu beleuchten, entschied ich mich für folgende Informationsquellen:

Im Archiv der „Märkischen Volksstimme“[93] habe ich die Regionalbeilagen für den Kreis Gransee von 1954 bis einschließlich 1994[94] eingesehen.

Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam erhielt ich Einblicke in das Archiv der Bezirksbehörde der DVP Potsdam sowie in das des VPKA Gransee. Ich konnte einen Eindruck darüber gewinnen, wie z. B. Feste und Gedenkrituale von polizeilicher Seite organisiert, welche Delikte strafrechtlich verfolgt wurden und welche Personenkreise nicht in den Archiven auftauchen.

In der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück hatte ich Einblicke in interne Un­terlagen, welche die Bebauung des Geländes betreffen, in diversen Schriftver­kehr sowie in Dokumente, die sich auf gesellschaftspolitische Aktivitäten bezie­hen.

Im Depot der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück konnte ich mir Fotos von Dingen ansehen, die von den sowjetischen Nutzern nach ihrem Abzug zurück­gelassen wurden. Die Dinge selbst sind verpackt und eingelagert.

Die Interviewten gaben mir meistens einen Einblick in das, was ich Privat­archive nenne. Diese Archive umfassen Fotos, Dinge, Tagebuchaufzeichnun­gen und Dokumente.

3.3.2 Vorliegende Resultate und Probleme

Die von mir für relevant gehaltenen Dokumente liegen in Form von Kopien vor, einige auch digitalisiert. Alle Fotos, auch die, die mir von den befragten Perso­nen überlassen wurden, liegen in digitalisierter und in konventioneller Form vor. Dokumente aus Privatarchiven liegen in digitalisierter Form vor.

Problematisch war in allen Archiven die Unvollständigkeit der Unterlagen. Die Privatarchive nehmen ihrer Art gemäß in dieser Skala den obersten Platz ein. In den anderen Archiven fehlten mehrmals solche Dokumente, die mir über eine bereits vorhandene Vorinformation hätten weiterhelfen oder die diese Vorinformation hätten belegen können.

3.4 Quellenkritik – Quellenanalyse

Ein wichtiger Aspekt ist meine eigene Ambivalenz, die ich in diesem Zusam­menhang nicht unerwähnt lassen kann. Einerseits habe ich das Gefühl, dass ich „zu spät“ bin, um Alltagsforschung zu diesem Thema zu betreiben. Anderer­seits gibt es eine Fülle von Material, welches kaum zu bewältigen ist. Neben der oben erläuterten Tatsache, dass das Feld fehlt, habe ich mich auch aus diesem Grunde für eine Quellenmischung entschieden. Ich habe alle Materia­lien unabhängig von der Quelle gleichrangig behandelt. Da die Materialien in­haltlich im Zusammenhang stehen und ich stets vergleichende Analysen ans­tellte, habe ich i. d. R. mehrere Materialien zusammengefasst und gemeinsam interpretiert.

Mit dieser Arbeit liefere ich gleichermaßen neues „Material“, z. B. selbsterstellte Grafiken oder der Text an sich. Außerdem habe ich eine Landkarte des Nor­dens der DDR in Abbildung 2 sowie einen aktuellen Stadtplan von Fürsten­berg/Ravensbrück in Anlage 4 hinzugefügt. Diese Materialien dienen tatsäch­lich nur der Anschauung und wurden von mir nicht weiter analysiert.

3.4.1 Experteninterviews

Das Feld fehlt – eine Tatsache, die mir während meiner Arbeit immer wieder schmerzlich bewusst wurde. Die Interviews können das nicht ersetzen. Aber sie sind hilfreich. Der gravierende Hauptunterschied zu Interviews, die üblicher­weise im Feld, also unmittelbar, geführt werden, besteht darin, dass es sich ausschließlich um weit zurückreichende Erinnerungen handelt. Die Gespräche beziehen sich auf eine Zeit, die, nehmen wir nur das Jahr 1993, 15 Jahre zu­rückliegt.

[…] einem Tableau gleich entfaltet sich ein buntes, schillerndes Gewirr von einzigartigen Geschichten und bezeugt, auf welch unterschiedliche Weise die Lebensbedingungen auf die Individuen wirken können.[95]

Obwohl sich alle Interviewten in ihren Erinnerungen auf die gemeinsam erlebte Vergangenheit innerhalb der oben skizzierten Makroebene beziehen, hat jede Person ihre ganz eigene Perspektive, ihre individuelle Sichtweise, die eng mit dem jeweiligen nahen sozialen Umfeld, mit eigenen lebensgeschichtlichen Be­gebenheiten sowie mit den persönlichen Voraussetzungen zusammenhängt. Diese einzigartige Perspektive und ihre Entstehungshistorie sind es vor allem, die die Individualität[96] des Einzelnen ausmachen und die sie für eine Arbeit wie die hier vorliegende so unverzichtbar machen. Die Herangehensweise unter der Prämisse der Individualität schließt Widersprüche ein. So kann es vorkom­men, dass unterschiedliche Aussagen zu einer bestimmten Fragestellung oder zu einem Ereignis vorliegen, je nach dem, welche Voraussetzungen der ein­zelne Informant in sich trägt. Bildungsgrad, soziales Milieu, Gruppenzugehörig­keiten sowie Geschlecht sind wichtige Aspekte, die zu unterschiedlichen Deu­tungsmustern[97] und Normorientierungen führen können. Es geht nicht um das Finden einer allgemeingültigen Wahrheit. Es geht vielmehr darum, die unter­schiedlichen Perspektiven, die die Informanten haben, herauszuarbeiten und das ihnen innewohnende Einzigartige hervorzuheben:

[...]


[1] Ich verwende hier den Terminus „sowjetisch“, da diese Bezeichnung auf die von mir betrachtete Zeit hauptsächlich zutrifft. Die UdSSR existierte von 1922 bis 1991. Im Dezember 1991 be­schlossen die höchsten russländischen, ukrainischen und weißrussischen Repräsentanten, dass die UdSSR aufhört zu existieren und die GUS gegründet wird. Siehe www.russische-botschaft.de/Informationen/geschichte.htm, Stand: 20.03.2008.

[2] Brauer, Stefanie/Oswalt, Philipp: Ehemaliges Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Stadt Fürstenberg an der Havel, Broschüre zum Internationalen landschaftsplanerischen Wettbewerb 1998, Berlin 1998, S. 6.

[3] Die „Märkische Volksstimme“ erschien von 1952 bis zum 03.10.1990 als Organ der SED-Bezirks­leitung Potsdam.

[4] Zum größten Teil gehört der ehemalige Kreis Gransee heute zum Landkreis Oberhavel.

[5] Im folgenden Text werde ich grundsätzlich die männliche Personenbezeichnung verwenden. Einbezogen sind dann ebenfalls weibliche Personen.

[6] Bei den meisten Publikationen geht es um die militärischen und politischen Aspekte, z. B. beim erwähnten Werk von Kowalczuk, Ilko-Sascha/Wolle, Stefan: Roter Stern über Deutschland. Sowjetische Truppen in der DDR, Berlin 2001.

[7] Artz, Verena: pocket zeitgeschichte. Deutschland 1945 – 2005, Bonn 2007.

[8] Nach Moskauer Zeit fand die Unterzeichnung nach Mitternacht, also erst am 09.05. statt. Iosif V. Stalin ließ am 09.05. die Kapitulation Deutschlands in der UdSSR offiziell bekanntgeben. Dort begeht man bis heute den 09.05. als Tag des Sieges. Siehe http://www.museum-karlshorst.de/html/sammlung/html/legenden1945.shtml, Stand: 15.03.2008. Die unterzeichnete Urkunde ist ebenfalls unter der angegebenen Quelle einzusehen.

[9] Naimark, Norman M.: Die Russen in Deutschland. Die sowjetische Besatzungszone 1945 bis 1949, Berlin 1999, S. 19 ff.

[10] Potsdamer Abkommen, Punkt III und Naimark, Norman, M., S. 17.

[11] Kowalczuk, Ilko-Sascha/Wolle, Stefan: Roter Stern, S. 94.

[12] www.dhm.de/lemo/html/1952/index.html, Stand: 16.03.2008. In der Quelle ist anstelle der arabi­schen eine römische Ziffer angegeben. Parteikonferenzen wurden jedoch mit arabischen Ziffern gekennzeichnet, Parteitage dagegen mit römischen, siehe abermals www.dhm.de/lemo/objekte/pict/Nachkriegsjahre_photo1ParteikonferenzSED/index.html, Stand: 16.03.2008.

[13] Mit den Reparationen gegenüber der UdSSR war hauptsächlich der Osten Deutschlands belas­tet. Siehe dazu auch Neis, Kurt: Fürstenberg/Havel. Eine Perle ohne Glanz?, Im Selbstver-lag 2007, S. 131.

[14] Artz, Verena, pocket zeitgeschichte, S. 61.

[15] Ebd., S. 75.

[16] Ebd., S. 75.

[17] Aus dieser Streikbewegung resultierte die Gründung der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność, die 1982 verboten wurde.

[18] Auch Mikhail S. Gorbatschow.

[19] „Glasnost´“ bedeutet Transparenz, Öffentlichkeit, „Perestroîka“ Umgestaltung.

[20] Das Dokument wird auch als INF-Vertrag (Intermediate Range Nuclear Forces) bezeichnet.

[21] Der Beschluss wurde am 23.08.1990 mit 294 zu 62 Stimmen angenommen.

[22] Russländisch bedeutet die Zugehörigkeit zur aus der UdSSR hervorgegangenen GUS bzw. zur Russländischen Föderation und ist die Übertragung des Begriffs rossijskij [pоссийский]. Korrekt übertragen heißt die Staatenbezeichnung Rossijskaâ Federaciâ [Российская Федерация] „Russländische Föderation“. Russisch bedeutet Zugehörigkeit zur ethnischen Gruppe der Rus­sen. Ich verwende im Text den jeweils korrekten Begriff. Diesen Hinweis erhielt ich freundlicher­weise von der Politikwissenschaftlerin Frau Dr. Elena Parchina-Stein.

[23] Auch Boris N. Jelzin.

[24] Kowalczuk, Ilko-Sascha/Wolle, Stefan: Roter Stern, S. 238.

[25] US-amerikanische Streitkräfte sind bis heute in Deutschland stationiert. Basisinformationen unter www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/UsaVereinigteStaaten/Bilateral.html#t4,Stand: März 2008.

[26] Die folgende Beschreibung ist sehr klischeehaft, entspricht aber so meinen Erinnerungen.

[27] Torke, Hans-Joachim (Hg.): Historisches Lexikon der Sowjetunion 1917 – 1991, München 1993, S. 324 ff.

[28] Nach dem bis 1918 in Russland benutzten julianischen Kalender lag der Tag auf dem 25.10.1917.

[29] Nach julianischem Kalender 15. Januar 1918.

[30] Torke, Hans-Joachim (Hg.): Historisches Lexikon, S. 325.

[31] Seit 1922 war Iosif V. Stalin Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU, seit 1941 Vorsit­zender des Rates der Volkskommissare, seit 1946 Vorsitzender des Ministerrats der UdSSR und in den Jahren 1941 bis 1945 auch Oberster Befehlshaber der Roten Armee. Er behielt diese Ämter bis zu seinem Tod 1953.

[32] Torke, Hans-Joachim (Hg.): Historisches Lexikon, S. 325 f.

[33] Generaloberst Burlakow, M. P. et al., übers. von Morozowa, L. E./Langstein-Soljus, T. W.: Sowjetische Truppen in Deutschland 1945 – 1994, Moskau 1994, S. 10 f. Es handelt sich dabei um ein zweisprachiges Werk, in dem alle russischen Texte auch ins Deutsche übertragen wur­den.

[34] Die Uniformen hatten die Aufschrift „SA“ [„CA“], was für „Sovetskaâ Armiâ“ [„Cоветская Aрмия“] stand und wörtlich übersetzt „Sowjetische Armee“ bedeutet.

[35] Torke, Hans-Joachim (Hg.): Historisches Lexikon, S. 326.

[36] Kowalczuk, Ilko-Sascha/Wolle, Stefan: Roter Stern, S. 106 f.

[37] www.stadt-fuerstenberg-havel.de/information/statistik.htm, Stand: 18.05.2006. Anlage 1 meiner Arbeit zeigt einen Stadtplan von Fürstenberg und Ravensbrück.

[38] www.stadt-fuerstenberg-havel.de/information/geschichte.htm, Stand 31.03.2006.

[39] Schäfer, Rudolf/Stricker, Hans-Joachim: Stadtentwicklung Fürstenberg, in: Buttlar, Florian von/Endlich/Stefanie/Leo, Annette (Hg.): Fürstenberg – Drögen. Schichten eines verlassenen Ortes. Berlin 1994, S. 15.

[40] Das erklärte u. a. Joachim Weller im Interview vom 22.11.2007.

[41] Heuschkel, Dirk: Militärgeschichtliches aus Fürstenberg, in: Stegemann, Wolfgang/Jacobeit, Wolfgang (Hg.): Fürstenberg/Havel – Ravensbrück. Im Wechsel der Machtsysteme des 20. Jahrhunderts, Teetz 2004, S. 359.

[42] Neis, Kurt: Perle ohne Glanz?, S. 91.

[43] Buttlar, Florian von: Entstehungs- und Baugeschichte, in: Buttlar, Florian von/Endlich/Stefanie/Leo, Annette (Hg.): Fürstenberg – Drögen. Schichten eines verlassenen Ortes, Berlin 1994, S. 58, ebd., S. 200.

[44] Tuchel, Johannes: Die Sicherheitspolizeischule Drögen und der 20. Juli 1944 – zur Geschichte der „Sonderkommission Lange“, in: Buttlar, Florian von/Endlich/Stefanie/Leo, Annette (Hg.): Fürstenberg – Drögen. Schichten eines verlassenen Ortes, Berlin 1994, S 120 ff.

[45] www.ravensbrueck.de/mgr/deutsch/frauen-kz/index.htm, Stand: 25.03.2008.

[46] Stegemann, Wolfgang: Die Nachkriegszeit 1945 bis 1948 in Zeitdokumenten, in: Stegemann, Wolfgang/Jacobeit, Wolfgang (Hg.): Fürstenberg/Havel – Ravensbrück. Im Wechsel der Machtsysteme des 20. Jahrhunderts, Teetz 2004, S. 223.

[47] „Neue Wasserleitung für Ravensbrück“, in: Märkische Allgemeine Zeitung, Neues Granseer Tagesblatt, Kreis- und Verwaltungsarchiv des Landkreises Oberhavel, 23.12.1993, S. 10.

[48] Greverus, Ina-Maria: Kultur und Alltagswelt. Eine Einführung in Fragen der Kulturanthropolo­gie, Frankfurt am Main 1987, S. 99.

[49] Assmann, Jan: Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität, in: Assmann, Jan/Hölscher, Tonio (Hg.): Kultur und Gedächtnis, Frankfurt am Main 1988, S. 12.

[50] Nach Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 1997, S. 56 ff. sind Riten und Feste primäre Organisationsformen des kulturellen Gedächtnisses.

[51] Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft, in: Sämtliche Werke, Erster Band, Leipzig 1926, S. 66 ff. Kant lebte vom 22.04.1724 bis zum 12.02.1804 in Königsberg und war einer der bedeutendsten Philosophen.

[52] Downs, Roger M./Stea, David: Kognitive Karten. Die Welt in unseren Köpfen, New York 1982, S. 18.

[53] Siehe u. a. Buttlar, Florian von/Endlich, Stefanie: Drögen als Sowjetkaserne, in: Buttlar, Florian von/Endlich/Stefanie/Leo, Annette: Fürstenberg – Drögen. Schichten eines verlassenen Ortes. Berlin 1994, S. 160.

[54] Vgl. dazu die in Kapitel 1.1 aufgeführte Statistik zum Lebensstandard der DDR-Bevölkerung von 1973. Danach besaßen z. B. 70 % der DDR-Haushalte eine Waschmaschine, was bis heute in der RF nicht selbstverständlich ist.

[55] Brauer, Stefanie/Oswalt, Philipp: Ehemaliges Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, S. 6.

[56] Sturma, Dieter: Person und Zeit, in: Forum für Philosophie Bad Homburg (Hg.): Zeiterfahrung und Personalität, Frankfurt am Main 1992, S. 123 ff.

[57] Ebd., S. 131.

[58] Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis, S. 131.

[59] Ebd., S. 130.

[60] Ebd., S. 140.

[61] „Normalerweise“ bedeutet, dass eine im medizinischen Sinne gesunde Psyche vorausgesetzt wird.

[62] Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis, S. 131.

[63] Ebd., S. 132.

[64] Ebd., S. 135.

[65] Ebd., S. 132. Insbesondere Assmanns Einbezug der biografischen „Eckdaten“ begründen die Soziogenität sowie die kulturelle Determination auch der individuellen Identität.

[66] Ebd., S. 132.

[67] Neben ebd., S. 130 ff. siehe auch Straub, Jürgen: Personale und kollektive Identität, in: Ass­mann, Aleida/Friese, Heidrun (Hg.): Identitäten. Erinnerung, Geschichte, Identität, Frankfurt am Main 1998, S. 96 ff.

[68] Straub, Jürgen: Personale und kollektive Identität, in: Assmann, Aleida/Friese, Heidrun (Hg.): Identitäten. Erinnerung, Geschichte, Identität, Frankfurt am Main 1998, S. 99 ff.

[69] Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis, S. 132.

[70] Ebd., S. 132 sowie Straub, Jürgen: Personale und kollektive Identität, S. 102.

[71] Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis, S. 142 ff.

[72] Ebd., S. 17.

[73] Ebd., S. 143.

[74] Ebd., S. 143.

[75] Ebd., S. 57.

[76] Das kulturelle Gedächtnis ist vom kommunikativen Gedächtnis zu unterscheiden. Siehe dazu u. a. Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis, S. 50 ff.

[77] Ebd., S. 16 f.

[78] Genaue Informationen zu diesem Feiertag folgen in Kapitel 6.1.

[79] Kowalczuk, Ilko-Sascha/Wolle, Stefan: Roter Stern, S. 160 ff.

[80] Hartinger, Walter: Volkskundlicher Umgang mit Bildquellen, in: Göttsch, Silke/Lehmann, Alb­recht (Hg.): Methoden der Volkskunde. Positionen, Quellen, Arbeitsweisen der Europäischen Ethnologie, Berlin 2007, S. 93.

[81] Gläser, Jochen/Laudel, Grit: Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse, Wiesbaden 2006, S. 10. Gläser und Laudel vertreten ein allgemeines Verständnis vom Expertenbegriff, bei denen weder der berufliche oder gesellschaftliche Status der Befragten noch die Form der ge­wählten Interviewmethode Einschränkungen darstellen. Vgl. dazu auch Bogner Alexander/Littig, Beate/Menz, Wolfgang (Hg.): Das Experteninterview, Wiesbaden, 2002. Hier wird der Experten­begriff enger gefasst, u. a. in Bezug auf die berufliche Stellung der Befragten.

[82] Gläser, Jochen/Laudel, Grit: Experteninterviews, S. 9.

[83] Honer, Anne: Lebensweltliche Ethnographie, Wiesbaden 1993, S. 73.

[84] Ebd., S. 74 ff.

[85] Ebd., S. 76.

[86] Es werden keine Textanalysen durchgeführt – siehe Punkt 3.4.1.

[87] Hägele, Ulrich: Visual Folklore. Zur Rezeption und Methodik der Fotografie in der Volkskunde, Berlin 2001, S. 294.

[88] Ich beziehe mich bei Vergleichen o. ä. in meinem Text nur auf die RF, nicht auf andere Nachfol­gestaaten der UdSSR.

[89] In der Familie meines Mannes gibt es nicht nur Russen.

[90] Altmann, Ralph: Wie fotografiert man Soldaten?, in: Müller, Susanne: Lebe wohl, Deutschland – встречай нас, Родина. Fotografische Impressionen über Leben und Abzug der russischen Armee, Potsdam 1994, S. 9. Altmann betont, dass es bei keiner Armee der Welt möglich gewesen wäre, als Frau in einem Zug voller Soldaten mitzureisen. Außerhalb der Armee geltende Verhaltensregeln werden im Armeedienst weitgehend ausgeschaltet und durch strenge Disziplinvorschriften ersetzt, was i. d. R. eine Verrohung der Teilnehmenden nach sich zieht. Siehe auch Kowalczuk, Ilko-Sascha/Wolle, Stefan: Roter Stern, S. 132 ff.

[91] Lofland, John: Feld-Notizen, in: Klaus Gerdes (Hg.): Explorative Sozialforschung, Stuttgart 1979, S. 111.

[92] Unter Konversion ist in diesem Zusammenhang die Umwandlung der ehemals von der GSSD genutzten Gebiete zu verstehen. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Konzepte. Je nach bauli­cher Ausgangslage und historischem Hintergrund werden Gebiete naturalisiert, wieder bebaut, in Gedenkorte integriert bzw. als solche gestaltet oder vorhandene Bausubstanzen restauriert bzw. umgestaltet. Der Fortschritt der Realisierung ist an den verschiedenen Orten sehr unterschied­lich.

[93] Das Archiv befindet sich im Kreis- und Verwaltungsarchiv des Landkreises Oberhavel in Oranien­burg.

[94] Es sind Unterlagen von Januar 1954 bis zur Gegenwart vorhanden. Die Zeitung heißt seit dem 3. Oktober 1990 „Märkische Allgemeine“.

[95] Gieschler, Sabine: Leben erzählen. Von der Wiederbelebung einer Kulturtätigkeit in postmoder­ner Zeit, Münster 1999, S. 107.

[96] Individualität meint die Einzigartigkeit des Individuums. Siehe z. B. Straub, Jürgen: Personale und kollektive Identität, S. 79.

[97] Deutungsmuster werden als kollektive Sinngehalte verstanden, die eine normative Kraft, z. B. auf Gruppen, entfalten. Sie sind also zunächst einmal zu verstehen als kulturabhängige Sichtwei­sen von Sachverhalten, Ereignissen und Handlungsweisen. Deutungsmuster haben für Men­schen einen grundlegenden orientierenden Wert. Das wird dann deutlich, wenn sie in Krisensi­tuationen zerbrechen und keine anderen zur Verfügung stehen. Siehe u. a. Oevermann, Ulrich: Die Struktur sozialer Deutungsmuster. Versuch einer Aktualisierung, in: Sozialer Sinn, Heft 1/2001, S. 35 – 81.

Ende der Leseprobe aus 179 Seiten

Details

Titel
Fürstenberg/Ravensbrück als politisch-militärischer Standort
Untertitel
Auswirkungen auf den Alltag sowohl von Angehörigen der Sowjetischen Streitkräfte als auch der deutschen Bevölkerung in der Region
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Europäische Ethnologie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
179
Katalognummer
V131033
ISBN (eBook)
9783640366262
ISBN (Buch)
9783640366019
Dateigröße
13114 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
"Im Fokus der Untersuchung (...) steht der Alltag, nicht der alltägliche militärische Auftrag, (...) vielmehr jener Alltag, dessen spezifische Ausprägungen sich zuallererst als Folge dieser Miliärpräsenz darstellte. (...) Hierzu zählen vordergründig das Anliegen der Arbeit, ´bewusst der üblichen Berichterstattung etwas Menschliches entgegenzusetzen´(S. 11 f.) oder (...) ´die menschliche Seite (!) der gegenwärtigen Beziehungen zu zeigen´(S. 152) (...)." Auszug aus dem Gutachten
Schlagworte
Sowjetunion, Militär, Fürstenberg, Ravensbrück, Alltag, DDR, UdSSR, Interviews, Fotografie, Röblinseesiedlung, qualitative Feldforschung, GSSD, Sowjetische Streitkräfte, Klub Rote Nelke
Arbeit zitieren
Diana Krasnov (Autor:in), 2008, Fürstenberg/Ravensbrück als politisch-militärischer Standort, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131033

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Titel: Fürstenberg/Ravensbrück als politisch-militärischer Standort



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