Das Wiener Burgtheater, ein Überblick über historische Dimensionen, sowie über den Skandal um den "Heldenplatz" unter Direktor Claus Peymann


Hausarbeit, 2004

21 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Geschichte des Wiener Burgtheaters
2.1 Von den Anfängen bis zur Einweihung des „neuen Hauses“
2.2 Von den Anfängen des 19. Jahrhunderts bis zum Brand von 1945
2.3 Von der Rückkehr an den Ring bis heute

3. Heldenplatz – Eine Inhaltsangabe

4. Der Skandal als Medienspektakel

5. Fazit und abschließende Bemerkungen

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Hauarbeit ist im Kontext des Seminars „Kulturstädte“ entstanden, in dem eine Vielzahl kulturell bedeutender Großstädte vorgestellt und zu spezifischen Fragen untersucht wurde. Dabei wurden von den einzelnen ReferentInnen verschiedene Schwerpunkte gesetzt, von der Architektur bis hin zu Aspekten des kulturellen Marketings.

Diese Hausarbeit hat sich die Stadt Wien zum Thema genommen, wobei nur eine zentrale und bedeutende Institution im Fokus liegt: das Wiener Burgtheater. Diese Einschränkung soll eine tiefer gehende Betrachtung ermöglichen. Aus diesem Grund werden nur einige ausgewählte Teilaspekte betrachtet.

Zu Beginn wird ein Blick auf die mehr als 220 Jahre lange Geschichte des Traditionshauses geworfen, um die große Bedeutung der Bühne zu verdeutlichen. Dabei werden nur die Daten erwähnt, die eine Relevanz haben, entweder im Bezug auf heutige Verhältnisse oder für nachhaltige Veränderungen im betrachteten Zeitraum. Insbesondere die verschiedenen Direktoren sollen genannt werden und die unter ihrer Leitung entstandenen, entscheidenden Veränderungen.

Beim Blick auf die ausgewählte Literatur fällt der Name Ernst Haeusserman auf. Haeusserman war von 1959 bis 1968 Direktor an der Burg und hat eine ausführliche, wenn auch oft sehr subjektive Geschichte der Bühne veröffentlicht, die viele Informationen für die vorliegende Arbeit erbracht hat.[1]

Im Anschluss soll ein einzelnes Ereignis vorgestellt werden, das die Sensibilität zur neueren Geschichte verdeutlicht. Es handelt sich um den Skandal, der sich 1988 um Thomas Bernhards Stück „Heldenplatz“ entbrannt hat. Aus diesem Anlass wird das Stück kurz vorgestellt und auch die Direktionszeit Claus Peymanns, der das Stück als Beitrag zum 100. Jahrestag des Burgtheaters in Auftrag gegeben hat, wird thematisiert. Es folgt eine kritische Betrachtung der damaligen Presseveröffentlichungen zu diesem Ereignis, wobei insbesondere zwei Fragen im Vordergrund stehen: Zum einen, wie es zu dem Skandal kam und aus welcher Personenkonstellation er entstanden ist, zum anderen, ob und inwiefern Presse und Burgtheater bei der Forcierung eines Skandals zusammengearbeitet haben. Die Brisanz der Inszenierung des „Heldenplatz“ wird in einem Zitat des österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim deutlich: „Ich halte dieses Stück für eine grobe Beleidigung des österreichischen Volkes…“[2]

Abschließend sollen in einem Fazit die wesentlichen Ergebnisse und Aspekte der beiden Fragen, sowie weitere Ergebnisse zusammenfassend betrachtet werden. Alle österreichischen Presseartikel, die zum „Heldenplatz“ veröffentlicht wurden, lassen sich gesammelt nachlesen in der fast 300-seitigen Dokumentation „Heldenplatz“, die 1989 vom Burgtheater herausgebracht wurde.[3] In dieser Hausarbeit finden sich aber in erster Linie Artikel die in der Bundesrepublik Deutschland erschienen sind.

2. Die Geschichte des Wiener Burgtheaters

2.1 Von den Anfängen bis zur Einweihung des „neuen Hauses“

Das Wiener Burgtheater hat zwei Daten, an denen es Geburtstag feiern kann: Die Geschichte des zweitältesten Sprechtheaters der Welt beginnt am 23. März 1776, mit einem Handbillet, in dem Kaiser Joseph II. das Burgtheater als „teutsches Nationaltheater“ begründet.[4] Das heutige Bauwerk an der Ringstraße, von Gottfried Semper und Karl Freiherr von Hasenauer erbaut, wird aber erst am 13.10.1888 fertig gestellt.[5]

Mit der Theaterwelt des 18. Jahrhunderts ist der Name des „Theatermanagers“ Carl Joseph de Sellier verknüpft, er bringt in einer Zeit, in der noch Hexenprozesse geführt werden, die Mehrheit der Bühnen Wiens unter seine Kontrolle. Aus finanziellen Gründen gibt er jedoch schließlich auf, so dass Franz Graf Eszterházy 1752 der erste kaiserliche Oberhofdirektor wird und damit eine Trinität von Geld, Amt und Instruktion begründet, die lange Zeit andauern soll.[6] In der Burg spielt man Voltaire, Racine, Corneille und Moliére, und nachdem das Kärtnertortheater 1761 abbrennt, sieht man auch wieder deutsche Komödianten, die allerdings oftmals „verballhornt“ werden, was beispielsweise Lessing mehrfach zu spüren bekommt. So schaffen es die Schauspieler immer wieder Figuren wie den Hanswurst, den Bernardon oder den Bramarbas in den Stücken zu zeigen.[7]

In der Folge wechseln die Leitungen des Burgtheaters innerhalb weniger Jahre mehrfach, bis zum 23. März 1776. Ab diesem Datum reorganisiert Joseph II. das Theater als Nationaltheater, in dem fortan nur noch „gute regelmäßige Originale und wohlgeratene Übersetzungen“[8] aufgeführt werden sollen. Man spielt u. a. Lessing und Iffland und zeigt drei große Opern von Mozart, dessen „Entführung aus dem Serail“ 1782 am Burgtheater uraufgeführt wird. Nachdem zunächst ein Schauspieler-Parlament die Regie übernimmt, wird ein so genannter „Fünferausschuss“ mit der inhaltlichen Leitung des Theaters beauftragt, der als „Regiekollegium“ bis 1990 wirkt.[9]

Durch politische Umbrüche, die auch mit der französischen Revolution und dem Krieg mit Frankreich (1792-1813) zusammenhängen, wird dann Baron Peter von Braun an die Spitze des Hauses gestellt. Der darauf folgende Zuschauerrückgang wird durch die Berufung August von Kotzebues und die endgültige Verbannung von Balletten, Singspielen und Opern aufgefangen. Durch viele Uraufführungen, wie z. B. auch Goethes „Iphigenie auf Tauris“, durch hohe „Douceurs“ als Anreiz gute Stücke zu finden, durch Preisausschreiben und Appelle an die Dichter, versucht man schon zu dieser frühen Zeit den hohen Standard des Burgtheaters in literarischer Hinsicht zu erreichen, den es in schauspielerischer bereits inne hat.[10]

Mit dem Beginn der frühindustriellen Epoche und der Ablösung des Hochbarock, kommt es unter Joseph Schreyvogel von 1814 bis 1832 zu einer Leitung des Burgtheaters, die die Bühne in den Rang einer der besten europäischen, literarischen Spielstätten erhebt. Zudem wird das Burgtheater zur „Domäne der Schauspieler“[11]. Mit dem Erfolg der „Ahnfrau“ von Franz Grillparzer und der Verpflichtung dieses Dichters erlebt das Burgtheater eine „Schicksalsstunde“[12]. Doch die Abhängigkeit vom Hof hat auch negative Seiten, so entstehen in dieser Zeit äußerst komplizierte Verwaltungsstrukturen mit vielen Querverbindungen und skurrilen Führungspersönlichkeiten.[13]

Bedingt durch die Umwandlungen des Vormärz wird ab 1849 Dr. Heinrich Laube Direktor am Burgtheater, das er bis 1867 mit Strenge und Disziplin leitet. Dabei bietet er eine hohe Quantität, die allerdings zu Lasten der Qualität geht. Der nächste zu erwähnende Direktor, Franz von Dingelstedt, bringt mit Schillers Wallenstein und den Münchner Gesamtgastspielen, 1854, sowie sämtlichen Königsdramen Shakespeares die große Inszenierung an das Burgtheater.[14] Ein Kenner des Burgtheaters dieser Zeit, Fürst Czartoryski sagt über ihn: „Des Burgtheaters Glück und Ende: Dingelstedt ist der rechte Mann, um in der Zeit der Reklame das Haus nach den modernen Prinzipien zu leiten.“[15]

Am 12. Oktober 1888 findet unter Adolf Ritter von Sonnenthal, einem Nachfolger Dingelstedts, dann die letzte Aufführung im Haus am Michaelerplatz statt. Zwei Tage später wird mit Grillparzers „Esther“-Fragment und „Wallensteins Lager“, wenige 100 Meter entfernt, das „neue Haus“ eingeweiht.[16] Während der Bauzeit des „neuen Hauses“ streiten sich Semper und Hasenauer, die verantwortlichen Bauherren, und Hasenauer macht als „Alleinherrscher“ einige entscheidende Baufehler: So hat das Burgtheater aufgrund einer hochgezogenen Decke, eine sehr schlechte Akustik und das so genannte „Haftel“ beraubt zahlreiche Sitzplätze vollends der Sicht auf die Bühne. Auch die weiße Farbe des Innenraumes sorgt für Unmut und verleiht den Logen den Spitznamen „Badekabinen“. Erst 1897, als man das Theater für ein halbes Jahr schließt, werden die Fehler behoben.[17]

[...]


[1] Haeusserman, Ernst: Das Wiener Burgtheater. Wien, München, Zürich 1975.

[2] Bernhard, Thomas: Heldenplatz. Frankfurt am Main 1988. S. 2. (Paratext)

[3] „Heldenplatz“. Eine Dokumentation. Herausgeber: Burgtheater Wien 1989.

[4] vgl. Herterich, Franz: Das Burgtheater und seine Sendung. Wien o. J. S. 15 f.

[5] vgl. Donat, Robert: Wien und Umgebung. Terni 1974. S. 54.

[6] vgl. Haeusserman, Ernst. S.13 ff.

[7] vgl. ebda. S. 20.

[8] ebda. S. 23.

[9] vgl. ebda. S. 28.

[10] vgl. Haeusserman, Ernst. S. 30 ff.

[11] vgl. Herterich, Franz. S. 25.

[12] Haeusserman, Ernst. S. 37.

[13] vgl. ebda. S. 38 f.

[14] vgl. ebda. S. 43 ff.

[15] ebda. S. 51.

[16] vgl. ebda. S. 54. ff.

[17] vgl. Hennings, Fred: Zweimal Burgtheater. Vom Michaelerplatz zum Franzensring. Wien 1955. S. 50 ff.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Das Wiener Burgtheater, ein Überblick über historische Dimensionen, sowie über den Skandal um den "Heldenplatz" unter Direktor Claus Peymann
Hochschule
Universität Lüneburg  (Universität Lüneburg)
Veranstaltung
Kulturstädte
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V31558
ISBN (eBook)
9783638325257
ISBN (Buch)
9783656732006
Dateigröße
546 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wiener, Burgtheater, Dimensionen, Skandal, Heldenplatz, Direktor, Claus, Peymann, Kulturstädte
Arbeit zitieren
Jan Schüttler (Autor:in), 2004, Das Wiener Burgtheater, ein Überblick über historische Dimensionen, sowie über den Skandal um den "Heldenplatz" unter Direktor Claus Peymann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31558

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