Das Integrationsmanagement


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2011

17 Seiten


Leseprobe


Die Frage des Integrationsmanagements kann man auf gruppen-, individual oder organisationskultureller Ebene erörtern. Nach einer kurzen, national- und allgemeinkulturellen Feldabsteckung wird die intrakulturelleIntegrationsfrage, wie sie derzeitinnenpolitisch en vogueist,lösungsorientiert mit Hilfe verschiedener Modelle erörtert. Die Integrationsherausforderung betrifft alle Organismen, Organisationen und Institutionen,da sie zusammen mit der Diversifikation die beidenbiologischen Arme unzähliger beobachtbarer Prozesse bildet. Es handelt sich um das komplementäre zentripetale Pendant zu den zentrifugalen Prozessen, die beide zusammen ein ganzheitlicheres Bild der Realität ergeben.

Aufstieg und Niedergang großer Weltreiche vergangener Epochen, wie beispielsweise des Römischen Reiches, deren kulturelle Diversität nur mit zentralistischer Autorität und Gewalt zusammengehalten wurde, zeugt von der herausragenden Bedeutung der kulturellen Diversität, die alle anderen Faktoren in ihrer Bedeutung zu überleben scheint. Die ehemalige Sowjetunion, sowie Titos Jugoslawien sind in unserem Tage beide diesem kulturellen Determinismus zum Opfer gefallen und das große Reich der Mitte kann nur noch mit großem zentralistischem Aufwand – inklusive militärischem wie in der Tibetfrage ersichtlich – seine über fünfzig Ethnien umfassendes Reich zusammenhalten.

Zahlreiche Bürgerkriege, die seit dem zweiten Weltkrieg häufig als Stellvertreterkriege der nicht mehr führbaren großen Kriege geführt wurden, enthalten die Kulturvariable in ihrer komplexeren Motivationsstruktur. Wer sich mit der „One China“-Politik anlegt, der Einheit Chinas, die unter der eisernen Faust des Kaisers Tsin Huang CheTi vor überdreitausendzweihundertJahren realisiert wurde, stößt in China auf wenig Wohlwollen. Frankreich, England und Spanien können ihre kulturelle Diversität, die der neuzeitlichen Immigration historisch vorausgeht, nur durch ihre historische,sprachlich-kulturelle Leuchtkraft zähmen. Es deutet auf die Brisanz der Kulturfrage hin, darauf, dass man die Ideologien überdauernde Kulturvariable nicht unterschätzen sollte. Es sollte eine Warnung gegen kurzfristig angelegte leichtfertige Kultur- und Integrationspolitik sein.

Und auf der individualkulturellen Ebene ist die kulturelle Frage nicht wenigerkritischals auf der Gruppenebene. Die kulturelle Prägung ist nun mal ein Identitätsfaktor par excellence, dessenBeeinträchtigung den Menschen aus dem Gleichgewicht werfen kann. Dennoch sollte sie weder zum Fetisch noch zum Management Fad (Mode) werden.

Sie ist ein Machtfaktor in der Strategie der Gruppen und ein Integritätsfaktor der Individuen. Macht, Sicherheit, Permanenz, Orientierung menschliche Strukturierung und Identität, Entscheidungsmaßstäbe, Wertepräferenzen, Normen und Verhaltensmuster sind einige Attribute, die im sozialanthropologischen Begriff Kultur im allgemeinen mitschwingen, welche auf individueller Ebene insbesondere über die Dynamik der Gruppenzugehörigkeiten des Individuums entstehen.

Wer eine wahrhaft brillante Kultur im Gegensatz zu einer nur selbstverherrlichenden Scheinkultur in die Wege leiten kann, wird zumnatürlichen Anziehungs- und Integrationspol, gleich einem mächtigen Baum, der das Nisten vieler bunter Vögel gestattet.

Die Welt ist im Zuge der Globalisierung in einem weltweiten kulturellen Lernprozess begriffen, der auf eine diversitätsintegrativesynergetische Balance hinausläuft, sofern er angemessen gemanagt wird. Er kann zu einem Hebel für die menschliche Evolution im allgemeinen werden, da er eine Erweiterung des Bewusstseinshorizonts aller involviert, der in einer Menschheitsfamilie oder aber im planetaren Chaos gipfeln kann, wenn kulturelle, demographische und ökonomische Variablen sich gegenseitig potenzieren.Deshalb ist es erforderlich, schon beizeiten eine angemessene Kulturpolitik zu betreiben, die eine Quadratur des Kreises, bestehend inder Konvergenz myriadenfacher individueller und Gruppendiversität und der Einheit des Menschen in der Gestalt einer hochdifferenzierten Einheit der Menschheit mit höherer Performance als monokulturelle Gesellschaften zum Ziel hat.

Der Kreislauf Diversität, Kreativität, Innovation, Wohlstand kann dabei als Maßgabe erfolgreichgemanagter Interkulturalität dienen. Doch kein noch so grandioses Diversitätsszenario legitimiert die Unterminierung der kulturellen Selbstverständlichkeit über Jahrhunderte gewachsenen kultureller Organizität, Integration und Harmonie; ihre seelisch psycho-physiologische Integrität. Wenn unter dem Strich eine Beeinträchtigung des Seelenfriedens der Menschen herauskommt, ist der Prozess möglicherweise nur dirigistisch zu steuern oder gar umzukehren, denn er wäre unabsehbar und untragbar in seinen Konsequenzen. Multidimensionale Komplexität tut sich auch hier wie anderswo im globalen Management unserer planetaren Epoche vor unseren Augen auf, die nachhaltig im Interesse des Menschen, der Autochthonen, wie auch der Migranten, zu managen ist.

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Integrationsmanagement
Autor
Jahr
2011
Seiten
17
Katalognummer
V178558
ISBN (eBook)
9783656005872
ISBN (Buch)
9783656006190
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
MIgrationsmanagement, intrakulturelles Diversitätsmanagement, Innenpolitik
Arbeit zitieren
D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deissler (Autor:in), 2011, Das Integrationsmanagement, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178558

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