In ihrer ideologiekritischen Arbeit betrachtet Behrendt den beziehungstheoretischen Zusammenhang zwischen kulturwirksamen Naturvorstellungen und deren lebensweltlichen Ausdrücken. Dazu widmet sie sich dem Desiderat der natürlichen Geburt als Explikation einer als intrinsisch gut und heilsam imaginierten Natur. Sie widmet sich den Fragen, welche Naturvorstellungen das Ideal einer natürlichen Geburt sprachlich (re-)produziert und welches, ideengeschichtlich vermitteltes Weltempfinden sich darin ausdrückt. Anhand des Phänomens zeichnet Behrendt Ambivalenzen und Konflikte der identifizierten Natürlichkeitsideale nach. Sie zeigt, dass das Festschreiben bestimmter Erfahrungsqualitäten als Natur kulturelle Versuche darstellen, ein unverfügbares Geschehen symbolisch verfügbar zu stellen. Damit verhandelt Behrendt eine Kritik der Natur als Erfahrungsgegenüber, wie es die Resonanztheorie Hartmut Rosas beschreibt. Nicht zuletzt wirft sie die Frage auf, inwiefern der emanzipatorische Impetus des selbstbestimmten Gebärens den Unterdrückungsmoment der Medikalisierung durch eine feste Ordnung der Natur ersetzt hat.

Die Autorin: 
Gianna Behrendt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Universität Jena und systemische Beraterin. Nach ihrem Studium der Kulturwissenschaften und Gesellschaftstheorie promovierte sie bei Hartmut Rosa über den Naturbegriff der Resonanztheorie. Ihre Arbeitsbereiche umfassen Gesellschaftstheorie und Psychoanalyse, Kritische und feministische Theorie, spätmoderne Weltbeziehungen und Phänomene des Unverfügbaren. .