Pulu, „Abhandlungen und Auflistungen“, sind monographische Schriften des traditionellen China, die sich auf ein konkretes ‚Objekt‘ gelehrter Aufmerksamkeit innerhalb eines Spektrums von materieller Kultur bis Naturkunde spezialisieren. Sie sind verschiedensten Themen gewidmet, von Bronzegefäßen, Tuschsteinen, Tee, Bambus, Orangen und Chrysanthemen bis hin zu Tigern, Vögeln, Goldfischen und Grillen. Erste Texte dieser schillernden Gattung entstanden bereits im 5. Jahrhundert. Einen Höhepunkt erreichte das Genre im 11. Jahrhundert, und es gewann in den nachfolgenden Jahrhunderten weiter an Popularität. Diese Arbeit ist die erste umfassende Bestandsaufnahme des pulu-Schrifttums. Auf der Grundlage von rund 1200 Titeln werden formale Typen herausgearbeitet und thematische Grenzen zu benachbarten Schriftgattungen des traditionellen China gezogen. Einzeluntersuchungen von Titeln verschiedenster Thematik veranschaulichen die Ergebnisse und analysieren die Rechtfertigungen gelehrter Autoren, sich mit diesen Marginalia zu beschäftigen sowie ihre Auseinandersetzung mit der stetig wachsenden pulu-Tradition. Ein Abriss der Geschichte der bibliographischen Klassifikationen im traditionellen China dient als Hintergrund, um die Odyssee der pulu durch die Ordnungssysteme des Wissens zu beleuchten und die Modifikationen herauszuarbeiten, die durch ihre Präsenz notwendig wurden.