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Junge Menschen sehen sich durch die Klimakrise einer Einschränkung ihrer Entfaltungs- und Lebensmöglichkeiten gegenübergestellt. Diese explorative Studie verdeutlicht, wie sowohl die Wahrnehmung der Klimakrise, die Verantwortungsattribution, die wahrgenommene Handlungswirksamkeit und die einschlägigen Sozialisationserfahrungen milieuspezifisch strukturiert sind. Informiert durch das Projekt Schools4Future wurden vier Leitfadeninterviews mit Schüler*innen zur Wahrnehmung und Deutung der Klimakrise geführt. Im dreischrittigen Kodierprozess der Grounded Theory konnten Muster der Betroffenheit, der Verantwortungsattribution und der Handlungsstrategien von vier jugendlichen Klimaaktivist*innen aus akademischen und prekären Herkunftsmilieus rekonstruiert werden. Während die sozial bevorteilten Jugendlichen sich als Betroffene und unter dem Fehlverhalten vorangehender Generationen leidende Gruppe wahrnehmen, sehen die sozial benachteiligten Jugendlichen die Klimakrise als ein systemisches Versagen neben anderen. Der medial so vertraute Aktivismus geht von dem gehobenen Milieu aus und verbindet sich mit Konsum als distinktive Praxis des klimafreundlichen Handelns. Im prekären Milieu zeigen sich andere Formen des stillen, konkreten und intrinsisch motivierten Engagements sowie das (schulische) Engagement als Investition in den individuellen, sozialen Aufstieg. Konsistenter Weise sehen sich die akademischen Jugendlichen als bevorteilt in der Bearbeitung der Klimakrise, dethematisieren aber, was die jungen Menschen aus dem sozial schwachen Milieu deutlich diagnostizieren: Der ökologische Fußabdruck ihres Konsums ist ungleich höher als der der benachteiligten Jugendlichen.
Young people see themselves confronted with a restriction of their development and life possibilities due to the climate crisis. This explorative study illustrates how both the perception of the climate crisis, the attribution of responsibility, the perceived effectiveness of action and the relevant socialization experiences are structured in a milieu-specific way. Informed by the Schools4Future project, four guided interviews were conducted with students on their perception and interpretation of the climate crisis. In the three-step coding process of Grounded Theory, patterns of concern, attribution of responsibility and action strategies of four adolescent climate activists from academic and precarious backgrounds could be reconstructed. While the socially advantaged youth perceive themselves as affected and suffering from the misbehavior of previous generations, the socially disadvantaged youth see the climate crisis as a systemic failure among others. The activism presented in the media emanates from the upscale milieu and combines with consumption as a distinctive practice of climate-friendly action. In the precarious milieu, other forms of silent, concrete, and intrinsically motivated engagement are evident, as is (school) engagement as an investment in individual, social advancement. Consistently, academic youth see themselves as advantaged in dealing with the climate crisis, but neglect what young people from the precarious milieu clearly diagnose: The ecological footprint of their consumption is disproportionately higher than that of disadvantaged youth.
Klimaschutz als Privileg? : milieuspezifische Handlungsbefähigung von Schüler*innen in Bezug auf den Klimawandel / Amelie Straßen. Wuppertal : Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH, Juni 2023