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Kaum ein anderes Schlagwort beherrscht heute den öffentlichen Diskurs so sehr wie die Transparenz. Sie wird vor allem im Zusammenhang mit der Informationsfreiheit emphatisch beschworen. Wer aber die Transparenz allein auf moralischer Ebene thematisiert und sie etwa auf Fragen der Korruption reduziert, verkennt ihre Tragweite. Die Transparenz ist ein systemischer Zwang, der die gesamten gesellschaftlichen Prozesse erfasst und sie einer gravierenden Veränderung unterwirft. Das gesellschaftliche System setzt heute all seine Prozesse einem Transparenzzwang aus, um sie zu operationalisieren und zu beschleunigen. Der Imperativ der Transparenz macht uns außerdem zu Sklaven der Sichtbarkeit. "Han dekliniert das Phänomen Transparenz unter Stichwörtern wie "Beschleunigungsgesellschaft", "Intimgesellschaft" oder "Kontrollgesellschaft" durch, wobei sein Tenor stets der gleiche bleibt: Transparenz führt zu "obszönen" Erscheinungen wie Hyperaktivität, Hyperproduktion und Hyperkommunikation... Seine Beobachtungen sind als Gesellschaftskritik oft zutreffend, in ihrer quasi-apokalyptischen Aneinanderreihung mitunter aber etwas fugenlos kulturpessimistisch... Mit seiner Transparenzkritik knüpft Han an seinen vor zwei Jahren erschienenen Band "Müdigkeitsgesellschaft" an, in dem er eine viel beachtete Kritik an der Leistungsgesellschaft formulierte: Auch Transparenz läuft bei ihm am Ende auf eine neue Form der Selbstkontrolle der Leistungsgesellschaft hinaus" (taz)