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Moderne Gesellschaften stehen seit je vor der Herausforderung, das Zusammenleben unterschiedlicher Konfessionen, Ethnien usw. zu ermöglichen. Leitbilder wie das der multikulturellen Gesellschaft gerieten dabei jüngst in die Kritik. Zu Recht, so Carlo Strenger, habe der Westen mit der Idee der Political Correctness doch ein "Eigentor" geschossen, da er nun selbst zum Ziel von Intoleranz werde
Dieser kluge Essay hat einen irritierenden Titel, der schon mitten ins Thema führt. Verachtung ist in Zeiten der "political correctness" keine ohne Weiteres vertretbare Haltung mehr. Der israelische Psychologe, der sich seit Jahren mit der Motivlage islamistischer Terroristen beschäftigt, streitet vehement für die Werte der europäischen Aufklärung. Nichts und niemand darf von fundierter Kritik mit nachvollziehbaren, wissenschaftlichen und vernunftmäßig begründbaren Argumenten ausgenommen werden. "Zivilisiert" ist diese "Verachtung" deshalb, weil sie nicht auf Menschen(-gruppen) und ihr Recht auf Meinungsäußerung zielt, sondern gegen deren Meinungen und Werthaltungen. Den linksliberalen Autor treibt die Angst um, dass durch die ängstliche Zurückhaltung fortschrittlicher Intellektueller bei der Verteidigung westlicher Freiheitswerte reaktionären, populistischen und rechtsradikalen Kräften der Weg bereitet wird. Deren Verachtung ist nun nicht "zivilisiert", sondern fremdenfeindlich, dehumanisierend und oft gewalttätig. Ein wichtiger Diskussionsbeitrag, der breit angeboten werden sollte! (2 S) (Jochen Dudeck)