Seit gut zwanzig Jahren werden wir überschwemmt von Anglizismen und ökonomischem Rezeptwissen, wann und wo auch immer gesellschaftliche Entwicklungen zur Debatte stehen. An den Hochschulen, in den Feuilletons, den Wirtschaftsteilen der grossen und kleinen Zeitungen, in den Verwaltungsetagen, den Parlamenten und sogar am Stammtisch wird der gleiche Jargon verwendet. Alles muss wachsen, alles wird gezählt, alles verlangt nach Management: die Firma, das Wissen, die Innovation, das Personal, aber auch die Zukunft, das Selbst und das eigene Leben. Der Slang made in USA ist allgegenwärtig.
Das ist nicht nur ein Ärgernis für Sprachpuristen, sondern dahinter steckt das Problem von konkurrierenden Deutungen des Sozialen, wobei die Dominanz ökonomischer Sprachspiele kaum mehr zu übersehen ist.
Dieses Buch schildert den Niedergang der traditionellen Staatswissenschaften und den Triumphzug einer internationalisierten Ökonomie in Auseinandersetzung mit dem hybriden Feld der Betriebswirtschaftslehre und anderen sozialwissenschaftlichen Interpretationsangeboten. Dabei steht die Schweiz im Zentrum, allerdings weniger als Sonderfall, denn vielmehr als Labor, wo sich auf kleinstem Raum die vielfältigen Konkurrenzlinien nachzeichnen lassen. Da ist zunächst der Streit der Fakultäten um universitäre Positionen und institutionelle Mittel zu nennen. Dann gibt es die Konkurrenz der Fächer und Disziplinen um akademische Statuspositionen, Studierende, finanzielle Ausstattung und Forschungsmittel. Und schliesslich handelt es sich in einem allgemeinen Sinn um das politische Streben nach interpretatorischer Vormacht, nach der als legitim anerkannten öffentlichen Auslegung der Welt. Die konkurrierenden Deutungen des Sozialen sind stets verknüpft mit gesellschaftspolitischen Weltanschauungen und Institutionen, wie die vorliegende Rekonstruktion der Geschichte der historischen und juristischen Wissenschaften sowie der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in der Schweiz eindrücklich zu belegen vermag.