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In der Besetzung des japanischen und des koreanischen Bewerbungskomitees kamen die unterschiedlichen Herangehensweisen an die WM-Bewerbung zum Ausdruck.158Ehrenpräsident des südkoreanischen Komitees war Yi Hong-gu, der u.a. als ehemaliger Botschafter in England, stellvertretender Premierminister und Kopf der Partei Sin Ha n’g uktang tätig war. Vizepräsident des Bewerbungskomitees war der einflussreiche Politiker und Sohn des Hyundai-Konzerngründers Chŏng Mong-jun. Weitere Posten waren mit Personal aus dem Außenministerium besetzt und auch die Botschaften wurden in die Bewerbungsaktivitäten einbezogen. Zu jeder Botschaft der Länder, die Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees stellen, wurde ein Sekretär entsandt, der dort gezielt die Bewerbung unterstützen sollte.
Die Besetzung des japanischen Bewerbungskomitees sprach hingegen eine andere Sprache. Dort waren Funktionäre des Japanischen Fußballverbandes stark vertreten. Naganuma Ken, der Präsident des Japanischen Fußballverbandes, und Okano Shun’ichirō, Präsident des Bewerbungskomitees, waren erfolgreiche Ex-Fußballer, die seit dem Ende ihrer aktiven Karriere als Geschäftsleute tätig waren. Im Vergleich zu dem weltmännischen Chŏng Mong-jun wirkten sie jedoch wie einfache Angestellte, schrieb Oliver Butler. Erst als Reaktion auf das koreanische Komitee wurde der Politik mehr Platz eingeräumt, indem der ehemalige Premierminister Miyazawa Kiichi als Ehrenvorsitzender ernannt wurde.
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Ein großer Unterschied bestand auch in der Unterstützung, die den Bewerbungskomitees von der jeweiligen Regierung zuteilwurde. Die südkoreanische Regierung zögerte nicht, ihre Zustimmung zur WM-Bewerbung zu geben. Präsident Kim Yŏng-sam traf nicht nur einflussreiche Mitglieder der FIFA und nahm Chŏng Mong-jun mit auf Europareise. Er ging auch täglich mit WM-T-Shirt und WM-Mütze ausstaffiert joggen. Das japanische Bewerbungskomitee hingegen konnte nicht auf solche Unterstützung zurückgreifen. Es hatte sogar Schwierigkeiten, die Zusage der Regierung zur Bewerbung zu bekommen. Obwohl das Komitee bereits 1992 darum gebeten hatte, kam die Zusage erst eine Woche vor dem Bewerbungsschluss im Februar 1995.
Die starke politische Orientierung und die große Unterstützung der Regierung zeigen, dass die WM in Südkorea als wichtiges nationales Projekt wahrgenommen wurde. Die japanische Herangehensweise legt hingegen nahe, dass die Ausrichtung der WM nicht als zentrales politisches Anliegen verstanden wurde, sondern eher im Bereich des Sports angesiedelt war.
Auch inhaltlich spielten politische Argumente bei der koreanischen Bewerbung eine Rolle. Zwei Punkte wurden hervorgehoben: Die WM-Ausrichtung im geteilten Korea wurde als Beitrag zum Weltfrieden und zur koreanischen Wiedervereinigung dargestellt. Die indirekte Argumentation, mit der Vergabe an Südkorea könne die FIFA einen Beitrag zum Weltfrieden leisten, zielte auf die Eitelkeit ihres Präsidenten Havelange, dessen Ambitionen auf den Friedensnobelpreis allgemein bekannt waren. Daneben wurde das Unrecht der japanischen Kolonialherrschaft über Korea in den Vordergrund gerückt, um die japanische Bewerbung zu diskreditieren.159
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Das japanische Bewerbungskomitee verzichtete auf politische Elemente und ging auch nicht auf die Argumentation des Konkurrenten ein. Es blieb bei der Betonung des sportlichen und technologischen Charakters seiner Bewerbung.160Im Gegensatz zu den koreanischen Bewerbungsbroschüren, so Sugden und Tomlinson, lasen sich die japanischen eher wie Urlaubsbroschüren.161
Nicht nur der Inhalt der Bewerbungen, sondern auch die Vorgehensweise der beiden Komitees wurde unterschiedlich beschrieben. Die koreanische Kampagne wurde von Beobachtern eher negativ gesehen. Von Anfang an sei sie im Ton aggressiv und kompromisslos gewesen und sie sei mit einer Intensität geführt worden, die selbst den japanischen Gegner überrascht habe.162Sie sei „schmutzig“ gewesen, und es habe Gerüchte über Stimmenkauf gegeben.163
Die Mitglieder des japanischen Bewerbungskomitees sahen den Bewerbungsprozess eher als einen sportlichen Wettbewerb, urteilte Butler. Diese Auffassung habe sich in ihrem Sprachgebrauch widergespiegelt, indem sie vom Bewerbungswettkampf wie von einem sportlichen Wettkampf sprachen, betonte Butler. Zu den möglichen Auswirkungen des Wettkampfes befragt, habe Okano Shun’ichirō geantwortet, in einem sportlichen Wettkampf sei es unausweichlich, dass es Gewinner und Verlierer gäbe. Aber, habe er gefragt, sollte es so sein, dass deswegen zwischen den Kontrahenten der Hass zunehme? Er persönlich glaube, dass Gegner, die bei einem Wettkampf ihr Bestes gegeben haben, danach ein tieferes Verständnis füreinander erreichen. Butler betonte, dass Okanos Worte nicht leichtfertig als leere Rhetorik abgetan werden dürften. Da Okano, wie viele andere Mitglieder des japanischen Bewerbungskomitees, aus dem Profisport komme, sah Butler darin einen Ausdruck ihres tatsächlichen Denkens.164Während das Fair Play des japanischen Bewerbungskomitees lobend hervorgehoben wurde, wurden dessen Grenzen sichtbar. Die südkoreanische Bewerbung war vielleicht „schmutzig“, aber sie war effektiv. „The Japanese did not realize“, hielt Butler fest, „ that in the contest for power within FIFA, FIFA rules would become irrelevant.“165
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Die Entscheidung, wer Ausrichter der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2002 werden würde, fiel am 1. Juni 1996 in Zürich. Schon vor diesem Datum wiesen der japanische und der südkoreanische WM-Diskurs Unterschiede auf. Während keine der untersuchten japanischen Monatszeitschriften auf das Thema einging, erschien in der koreanischen STA in der Mai-Ausgabe 1996 ein Artikel. Diese Tatsache weist auf die wesentlich größere Bedeutung der WM für Südkorea hin, wo die Entscheidung mit Spannung erwartet wurde.
Der Artikel des Chefredakteurs der STA, Yi Che-gwŏn, trug den Titel: „Es ist noch zu früh, die Korken knallen zu lassen.“166Demnach herrschte kurz vor der Entscheidung in Südkorea eine freudig erregte Stimmung voller Erwartung, ja fast schon eine Siegesgewissheit, in der niemand es wagte, Zweifel zu artikulieren. Es sei, als habe man zu früh die Champagnerkorken knallen lassen, schrieb Yi.167Südkorea sah der Entscheidung in dem Bewusstsein entgegen, einen sehr erfolgreichen Bewerbungswettkampf geführt zu haben. Obwohl es seine Bewerbung drei Jahre später als Japan verkündet habe und aus einer schlechteren Ausgangsposition gestartet sei, habe Korea größeres diplomatisches Geschick bewiesen und sei deshalb bis in die Endrunde gekommen, urteilte Yi.168Bestätigung für seinen Kurs fand Korea in der Beurteilung durch eine Inspektionsgruppe der FIFA im Oktober 1995, die feststellte, Südkorea habe Japan übertroffen.169Der Bewerbungsboom sei ferner durch die Überlegenheit der Südkoreaner gegenüber Japan bei den Qualifikationsspielen der asiatischen Mannschaften für die Olympischen Spiele in Atlanta 1996 weiter angeheizt worden, meinte Yi.170Zu dieser Entwicklung habe beigetragen, dass Präsident Kim Yŏng-sam die WM-Bewerbung aktiv unterstützte, indem er Verbindungen in Diplomatie, Wirtschaft und Sport einsetzte, um eine Bewerbungsatmosphäre zu schaffen.171
Während auf diese Weise die äußeren Faktoren günstig beeinflusst wurden, bewies auch der Präsident des koreanischen Bewerbungskomitees, Chŏng Mong-jun, beim Taktieren innerhalb der FIFA großes Geschick. Dank seines Amtes als FIFA-Vizepräsident, das er seit Mai 1994 innehatte, gelang es ihm, die Parteinahme des FIFA-Präsidenten Havelange für den Kandidaten Japan gegen die beiden auszuspielen und Stimmen der europäischen Länder auf die Seite Koreas zu ziehen.172Gleichzeitig wurden Versuche unternommen, den FIFA-Präsidenten trotz seines offenen Bekenntnisses zu Japan für den Konkurrenten einzunehmen. Das koreanische Bewerbungskomitee versuchte, Havelange beim Wort zu nehmen, denn dieser hatte geäußert, er hoffe auf eine Ausrichtung auf der wiedervereinigten koreanischen Halbinsel. Havelanges potenzieller Beitrag zum Weltfrieden wurde von den Koreanern ebenso hervorgehoben wie die Tatsache, dass er sich dadurch vom Image eines Despoten, der die FIFA fast diktatorisch lenke, befreien könne. So wurde nicht nur Verheißung, sondern auch Druck aufgebaut, für den Fall, dass Havelange der koreanischen Forderung nicht nachkommen wolle.173
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Der Chefredakteur der STA ging auf die Möglichkeit einer gemeinsamen Ausrichtung ein. Er berichtete, dass der Präsident des Asiatischen Fußballverbandes ASF im März 1996 an die Konföderationsvorsitzenden der Kontinente geschrieben und sie um eine gemeinsame Ausrichtung gebeten habe, um den Zusammenhalt des asiatischen Kontinents nicht zu gefährden. Der Präsident der Europäischen Fußballunion UEFA, Lennart Johansson, habe daraufhin geantwortet, dass „die europäischen Mitglieder des Exekutivkomitees [der FIFA] alle rückhaltlos eine gemeinsame südkoreanisch-japanische Ausrichtung unterstützen.“174 Diese Zusage wurde in den koreanischen Medien unter Berufung auf am Bewerbungsprozess Beteiligte als wichtiger Wendepunkt im Bewerbungswettkampf beschrieben.175
Da die Ausrichtung der Weltmeisterschaft, an der 32 Länder teilnehmen, eine große Bürde für ein Land sei und einer der beiden Bewerber mit einer Absage einen „tödlichen Schlag“ erleide, verstehe Europa eine gemeinsame Ausrichtung als ein „moralisches Gebot“, interpretierte Yi Che-gwŏn.176Er forderte von der FIFA eine Entscheidung in „einem Streit zwischen moralischem Gebot (Südkorea) und materiellem Nutzen (Japan)“.177
Yi ging ferner auf die Wahrscheinlichkeit einer gemeinsamen Ausrichtung ein und zitierte einen hochrangigen Zuständigen des koreanischen Bewerbungskomitees:
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„Der südkoreanische Standpunkt einer alleinigen Ausrichtung besteht unverändert, aber angenommen, kurz vor der Entscheidung sollte man zu der Einschätzung kommen, dass Südkorea keine guten Chancen habe, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man die letzte Karte einer gemeinsamen Ausrichtung spielen würde, größer, als sich einen tödlichen Schlag versetzen zu lassen und unterzugehen. Wir wissen, dass im umgekehrten Fall auch Japan eine gemeinsame Ausrichtung nicht ausschließen würde, sollte es im letzten Moment im Nachteil sein.“178 |
Ob diese Andeutung im Gegensatz zu oder im Einklang mit seiner eigenen, am Anfang des Artikels gegebenen Einschätzung, es sei „sonnenklar, dass zuletzt eine der beiden Seiten auf der demütigenden Position des Verlierers stehen muss,“ steht, erörterte Yi Che-gwŏn nicht.179
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Die Vergabe der WM 2002 war mehr als nur die Abwägung der Frage, welcher der beiden Kandidaten die besseren Bedingungen zu bieten hatte. Während eine alleinige Ausrichtung dem Gastgeberland größte Aufmerksamkeit und größte Verdienstmöglichkeiten verschafft, da sich die Veranstaltungen und Einnahmen auf das eine Land konzentrieren, müssen bei einer gemeinsamen Ausrichtung Aufmerksamkeit und Verdienstmöglichkeiten geteilt werden. Dennoch hatte eine gemeinsame Ausrichtung der WM 2002 für alle Beteiligten auch Vorteile. Der Konkurrenzkampf zwischen Japan und Südkorea hatte sich immer stärker zugespitzt. Beide Länder hatten enorme Summen in die Bewerbung investiert und eine Absage der FIFA wäre für beide ein großer (Ansehens-) Verlust gewesen. Diese Spannungen wurden auch in der FIFA wahrgenommen. Mit einer Vergabe an beide Bewerber vermied sie es, die Niederlage des einen der beiden Bewerber verantworten zu müssen.
Auch für den Asiatischen Fußballverband war eine japanisch-südkoreanische Ausrichtung eine gute Alternative, da so die Konkurrenz zweier Mitglieder des eigenen Verbandes gelöst werden konnte. Gleichzeitig bestand die Chance, dass sich ein asiatisches Land mehr für die WM qualifiziert, weil die Gastgeber automatisch qualifiziert sind. Zwei asiatische Ausrichter versprachen ferner, dem Fußballsport in Asien noch größere Aufmerksamkeit zu verschaffen.180
Eine gemeinsame Ausrichtung konnte auch für die beiden Bewerber positive Aspekte bieten. Für Japan war attraktiv, dass Spannungen mit Südkorea abgebaut werden konnten. Eine von Dritten verordnete Zusammenarbeit bot die Möglichkeit, die Beziehungen mit Südkorea auf die Zukunft auszurichten, ohne Entschuldigungen oder Kompensationen für die Vergangenheit leisten zu müssen. Da die meisten Japaner bis kurz vor der Entscheidung der Meinung waren, dass ihre Bewerbung der koreanischen überlegen sei, kam eine gemeinsame Ausrichtung einer sportlichen Geste gleich. Das Teilen der WM-Ausrichtung erhöhte demnach die moralische Autorität Japans und stärkte die Reputation in ähnlicher Weise, wie es Entschuldigungen und Kompensationen taten. Nicht zuletzt hatte eine gemeinsame Ausrichtung den Vorteil, dass so die wirtschaftliche Hierarchie der beiden Länder im interregionalen Wettbewerb erhalten blieb, wohingegen eine alleinige Ausrichtung durch Südkorea den Abstand zu Japan verringern konnte.181
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Für Südkorea hätte eine gemeinsame Ausrichtung den Vorteil, dass nicht die volle Anzahl der notwendigen Stadien gebaut werden müsste. Obwohl das koreanische Bewerbungskomitee sich mit aller Kraft für eine alleinige Ausrichtung einsetzte, scheint es seit einer Regierungsentscheidung im Jahr 1994 einen gewissen Druck hin zu einer gemeinsamen Ausrichtung gegeben zu haben. Butler legt dar, dass der Grund für diese Entscheidung wohl die Einschätzung war, dass die Investitionen für eine alleinige Ausrichtung nicht geleistet werden könnten. Das heimliche Ziel sei daher eine gemeinsame WM mit Japan gewesen. Als Hinweis wertet Butler, dass der mögliche Kandidat Mexiko sich Anfang 1995 zurückgezogen habe, nachdem es von den Koreanern über ihre Absichten informiert worden sei. Ferner habe es in Südkorea nie Proteste von den 16 potenziellen Ausrichtungsstädten gegeben. Im Falle einer unvorhergesehenen gemeinsamen Ausrichtung wären sie von der Tatsache überrascht worden, dass nur die Hälfte der Spiele in Südkorea stattfinden und einige von ihnen aus diesem Grunde leer ausgehen würden. Die Proteste der japanischen Städte wurden deshalb als Zeichen dafür gewertet, dass die Entscheidung dort überraschend gekommen war. Gegenüber der FIFA, so Butler, sei das Ziel einer gemeinsamen Ausrichtung jedoch nicht erwähnt worden. Südkorea erweckte den Eindruck, die WM alleine ausrichten zu wollen, zeigte aber Flexibilität in der Frage, eventuell mit Japan zu kooperieren, vor allem gegenüber der UEFA, die eine gemeinsame Ausrichtung unterstützte.182
Japan hingegen erschien in seiner strikten Ablehnung einer gemeinsamen Ausrichtung „unflexibel und stur“.183Das Beharren Japans gründete nicht nur auf den Statuten der FIFA, sondern auch auf Äußerungen des FIFA-Präsidenten. Dieser hatte offen die japanische Bewerbung unterstützt und Japan in dem Glauben bestärkt, der Favorit zu sein.184Druck kam in Japan auch von den potenziellen Ausrichtungsstädten, die jeweils mit rund 235 Millionen Yen an Japans Bewerbung um eine alleinige Ausrichtung beteiligt waren. Andererseits scheint es auch in Japan abweichende Meinungen gegeben zu haben. Butler spricht davon, dass sich um das Jahr 1994 auch im japanischen Außenministerium Fürsprecher einer gemeinsamen Ausrichtung fanden. Grund dafür sei die Verschlechterung der japanisch-südkoreanischen Beziehungen seit dem Beginn des WM-Bewerbungswettkampfes gewesen.185
Wichtiger als solche Überlegungen waren Entwicklungen, die sich innerhalb der FIFA abspielten. In der FIFA spielte sich ein Machtkampf ab, der sich seit den 1990er Jahren zwischen dem Präsidenten Havelange und dem Präsidenten der UEFA, Lennart Johansson, zugespitzt hatte.186 Seit Havelange 1974 Präsident der FIFA geworden war, hatte er seinen Machtbereich ausgebaut. Mitte der 1990er Jahre wurde Unzufriedenheit laut und 1994 wurde Havelange von Johansson in der Präsidentschaftswahl herausgefordert. Obwohl Havelange die Wahl gewann, trug sein Verhalten dazu bei, dass mehr Mitgliedsländer auf Distanz zu ihm gingen. 1994 wurde der Südkoreaner Chŏng Mong-jun in das Exekutivkomitee der FIFA gewählt, das über die Vergabe der WM entschied. Chŏng wurde zu einem der heftigsten Kritiker Havelanges, indem er den Forderungen der UEFA nach Demokratisierung und mehr Transparenz eine Stimme verlieh. Im Gegenzug unterstützten die Europäer die koreanische WM-Bewerbung. Der Machtkampf wirkte sich auf die Vergabeentscheidung aus. Ein Sieg Japans bei der Abstimmung des Exekutivkomitees hätte Unterstützung für Havelange und seinen Führungsstil signalisiert. Ein Sieg Südkoreas hingegen wäre ein Schlag gegen Havelange und eine Entscheidung für Reformen in der FIFA gewesen. Es ist nicht klar, ob und inwieweit Japan sich dieser Entwicklungen bewusst war, denn das Vertrauen, dass Havelange seinem Favoriten zum Sieg verhelfen würde, war groß.
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Während die Unterstützung innerhalb der UEFA für Japan sank, konnte sich Japan auch der Stimmen der Afrikanischen Fußballföderation nicht mehr sicher sein. Japan hatte zwar viele Mittel aufgewendet, um den Fußball in afrikanischen Ländern zu fördern, aber die UEFA ist ein wichtiger Arbeitgeber für afrikanische Fußballspieler, für die hohe Transferzahlungen geleistet werden. Ferner versprachen die Forderungen der UEFA nach mehr Macht für die Konföderationen und nach mehr WM-Geldern für die nationalen Verbände mehr Vorteile, als Havelange und Japan bieten konnten. Andererseits war den Europäern durchaus die Rolle bewusst, die japanische Firmen als Sponsoren europäischer Fußballwettbewerbe spielen. Ein Sieg für Korea wäre ein schwerer Schlag für die neu gegründete japanische Profi-Liga J. League gewesen, wodurch das Interesse der Japaner am Fußballsport und damit auch der Fluss von Sponsorengeldern nach Europa ernsthaft hätte gefährdet werden können. In dieser Situation war eine gemeinsame WM-Ausrichtung eine gute Alternative. Ohne einen Verlierer hervorzubringen, war die Entscheidung dennoch ein Schlag gegen Havelange, der sich zuletzt beugen musste.
Die Entscheidung der FIFA, die WM 2002 an die beiden Bewerber Japan und Südkorea zu vergeben, kam für die Öffentlichkeit unerwartet. Während die Nachricht in Japan Enttäuschung auslöste und als Niederlage aufgefasst wurde, wurde sie in Südkorea als Sieg gefeiert. Die Diskussionen, die daraufhin in den japanischen und koreanischen Zeitschriften geführt wurden, hatten den Versuch gemeinsam, Bedeutung und Probleme der gemeinsamen Ausrichtung auszuloten. Auf beiden Seiten wurden wichtige Themen des in den kommenden sechs Jahren geführten WM-Diskurses vorweggenommen.
„Wird die WM glattgehen?“, war die Frage, die nach der Entscheidung in der Luft lag. In der CK 1996/8 wurde sie von dem japanischen Juristen Okonogi Masao und dem koreanischen Journalisten Chi Tong-uk diskutiert. Dabei ging es nur vordergründig um die Probleme, die bei der gemeinsamen Ausrichtung auftreten könnten. Wichtiger war für Okonogi die Frage, welche Bedeutung die Aufgabe für die japanisch-südkoreanischen Beziehungen haben würde. Es wurde deutlich, dass die WM die zwei Länder nicht vor neue Aufgaben stellte. Es waren die alten Themen, die durch die Fußballweltmeisterschaft in einem neuen Kontext erschienen. Okonogi war der Meinung, dass die gemeinsame Ausrichtung ein Plus für das gegenseitige Verhältnis sei. Er sah die Möglichkeit, dass das gemeinsame Arbeiten zu einem Modell internationaler Kooperation im 21. Jahrhundert werden könne. An dieser Aufgabe dürften Japan und Südkorea nicht scheitern. Die gemeinsame Ausrichtung verlange, dass theoretische Konzepte in der Praxis Anwendung finden würden: „Angenommen es wäre so, dass im Jahr 2002 Japan und Südkorea nicht in der Lage wären, ein Sport-Event gemeinsam auszurichten, was wäre dann die Internationalisierung (jap. kokusaika 国際化), von der Japan redet, was wäre dann die Globalisierung (jap. sekaika 世界化), von der Südkorea redet?“, fragte Okonogi.187Er erwartete, dass sich durch die intensive Zusammenarbeit und die dadurch ermöglichten Begegnungen und Erfahrungen das Bewusstsein der beiden Nationen verändern werde. Er ging sogar davon aus, dass sich das Bewusstsein verändern müsse, um den Anforderungen der Globalisierung gerecht werden zu können:
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„Als ein Modell der internationalen Kooperation im 21. Jahrhundert liegt die Bedeutung [dieser WM] darin, dass sie eine gemeinsame Ausrichtung ist. Die gemeinsame Ausrichtung wird sowohl den Japanern als auch den Südkoreanern eine Bewusstseinsreform abverlangen“, |
prophezeite Okonogi.188Bisher, führte er aus, sei in den gegenseitigen Beziehungen die „Engstirnigkeit des Nationalismus“ (jap. sōhō no nashonarizumu no henkyōsa 双方のナショナリズムの偏狭さ) das größte Problem gewesen. Während Japan sich in die „ultra-nationalistische Richtung einer Rechtfertigung der Vergangenheit“ bewege, existiere in Südkorea ein Nationalismus, der anti-japanische Einstellungen für gerechtfertigt halte.189 Diese beiden Einstellungen seien bisher auf sehr unfruchtbare Weise aufeinandergestoßen. Okonogi hoffte, dass die gemeinsame WM einen neuen Rahmen schaffen werde, innerhalb dessen sich ein wünschenswerter Nationalismus entwickeln könne. Dieser sollte die Grundlage der Beziehungen der beiden Völker im 21. Jahrhundert werden, forderte Okonogi.190
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Diese Hoffnungen schienen nicht unberechtigt zu sein, denn sein Gesprächspartner Chi Tong-uk bestätigte, dass die anti-japanische Stimmung in Südkorea sich verbessert habe, seit die Entscheidung zur gemeinsamen WM-Ausrichtung gefallen sei. Er führte diese Entwicklung auf das Gefühl der Koreaner zurück, Japan sportlich überlegen zu sein.191 Für Korea, das Japan gegenüber immer der underdog gewesen sei, sei der Beweis der sportlichen Überlegenheit und das daraus resultierende Selbstbewusstsein eine Möglichkeit, den Minderwertigkeitskomplex gegenüber Japan abzubauen. Dieser sei für das schlechte Verhältnis zu Japan verantwortlich. Erst, wenn die Menschen selbstbewusst seien, würden sie toleranter und die gegenseitigen Beziehungen könnten besser werden, erklärte Chi.192
Okonogi war davon überzeugt, dass durch das gemeinsame Projekt der Minderwertigkeitskomplex der Koreaner gelöst und dass an seine Stelle ein Bewusstsein der Gleichwertigkeit mit Japan treten werde. Im Falle einer alleinigen Ausrichtung wäre es den Koreanern zwar wohl auch möglich gewesen, sich von ihrem Japan-Komplex zu befreien. Das Entstehen einer Partnerschaft aber wäre ohne die Zusammenarbeit mit dem Partner Japan nicht möglich. Bei einer alleinigen Ausrichtung durch Südkorea wäre durch den Willen, diesmal besser zu sein als Japan, die Konkurrenz sogar noch größer geworden und hätte leicht wieder in den engstirnigen Nationalismus münden können, vermutete Okonogi.193
Chi Tong-uk gab zu bedenken, dass durch ein solches Projekt die Beziehungen auch schlechter werden könnten, denn je mehr man zusammen arbeite, desto größer werde das Misstrauen.194Als Argument führte er an, dass die WM ein Geschäft sei, bei dem es um viel Geld gehe. Deshalb könne schnell das Gefühl entstehen, betrogen zu werden.195
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Weder Chi noch Okonogi gingen auf die Möglichkeit ein, dass das Verhältnis sich verschlechtern könnte, weil durch die gemeinsame Ausrichtung eine Konkurrenzsituation entstand. Okonogi bezeichnete die gemeinsame WM-Ausrichtung als einen Testfall für die japanisch-südkoreanischen Beziehungen: „Es ist ein Experiment. [...] Wenn dieses Experiment misslingt, bin ich von den Koreanern und den Japanern enttäuscht.“196
Ein konkretes Problem, ja die einzige ernsthafte Bedrohung für die WM, erkannten Okonogi und Chi in einem Zusammenbruch Nordkoreas. Eine Verschlechterung der Situation dort könnte zur Folge haben, dass die WM nur in Japan stattfinde. Halb im Scherz erklärte Chi Tong-uk, dass man sich in Südkorea früher den Zusammenbruch des nördlichen Bruders gewünscht habe. Seit aber die Entscheidung für die WM-Bewerbung gefallen sei, wünsche man sich in Seoul, dass die Situation in Nordkorea bis nach der WM stabil bleibe.197Der in Südkorea geführten Diskussion einer gemeinsamen Ausrichtung der WM mit Nordkorea maß Chi Tong-uk keine Bedeutung bei. Er sah sie als Propaganda der Regierung, die damit signalisieren wolle, dass sie sich um die Wiedervereinigung bemühe.198
Okonogi wies daraufhin, dass die südkoreanische Diskussion, ob nicht die WM mit Nordkorea gemeinsam ausgerichtet werden könne, in Japan Verunsicherung auslöse.199Chi hielt dem entgegen, dass in den japanischen Medien die Meinung vertreten werde, das Ganze sei nur ein Taktieren Südkoreas, das dadurch nicht die Hälfte, sondern zwei Drittel der Spiele an sich reißen wolle.200 Diese Art von Missverständnissen, die auf unterschiedlichen Interpretationen von Sachverhalten oder Äußerungen beruhen, hielt Okonogi für ein grundlegendes Problem in den japanisch-koreanischen Beziehungen. Häufig komme es zu Missverständnissen, weil man die Äußerungen des anderen nicht richtig einzuschätzen wisse. Das komme daher, dass man sich gegenseitig zu wenig kenne. Seiner Meinung nach waren es weniger technische Probleme, die eine Gefahr für den komplikationslosen Ablauf der gemeinsamen WM darstellten, sondern solche Fehlinterpretationen und Missverständnisse. „Man weiß nicht, was der andere denkt“, kritisierte Okonogi.201
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Angesichts der konkreten Planung der WM wurden alte Fragen der japanisch-koreanischen Beziehungen wieder aktuell. Da es üblich ist, dass bei der Eröffnung und beim Abschluss der WM das Staatsoberhaupt des gastgebenden Landes anwesend ist, stand die Frage im Raum, ob der japanische Kaiser als Repräsentant Japans nach Seoul reisen und an der Eröffnungsfeier teilnehmen sollte. Da die beiden Nachbarn einen Besuch des japanischen Kaisers in Südkorea bisher nicht aus eigenem Antrieb realisieren konnten, hätte die WM als von außen geschaffener Anlass diesem Zweck dienen können. In diesem Sinne ist Okonogis Argument zu verstehen, die WM mache einen Besuch nicht schwieriger, sondern erleichtere ihn.202 Chi Tong-uk widersprach dem. Wenn die Eröffnungsfeier als Anlass für einen Besuch genutzt werde, ohne dass zuvor eine angemessene Entschuldigung für Japans Kriegsverbrechen ausgesprochen worden sei, käme das dem Verhalten eines Diebes gleich, der einen Brand nutzt, um sich zu bereichern.203Auch Okonogi gestand ein, dass das die ungünstigste Lösung wäre.204 Schnell wurde deutlich, dass eine Teilnahme des Kaisers an der Eröffnungsfeier in Seoul ohne Einbettung in einen größeren Zusammenhang der Aufarbeitung der Vergangenheit nicht möglich war.
Einer der wenigen, der bereits kurz nach der WM-Entscheidung der FIFA danach fragte, wie die WM zu einer nachhaltigen positiven Entwicklung der japanisch-südkoreanischen Beziehungen beitragen könnte, war der Philosophieprofessor Ogura Kizō. In der Sekai fragte er, was die wichtigste Botschaft sein solle, die Japan mit der WM senden werde, und antwortete selbst:
„Zum einen, denke ich, ist es eine der Vergangenheit gegenüber ehrliche, aus den Herzen der normalen Menschen kommende, respektvolle starke Reue und Entschuldigung. Ohne diese wird [die WM] trotz festlichen Schmucks nicht mehr sein, als ein auf Sand gebautes Schloss.“205 |
Oguras Ansatz ging über die Notwendigkeit, die Vergangenheit einzubeziehen, hinaus. Gegebenenfalls solle Japan zugunsten einer koreanisch-koreanischen WM-Ausrichtung auf einige Spiele verzichten, schlug er vor. Es solle den „innigsten Wunsch“ Südkoreas nach einer Wiedervereinigung respektieren und nicht den eigenen Interessen unterordnen. Um die Geschichte voranschreiten zu lassen, müsse man Humanität und Gerechtigkeit kennen.206 Er sah Japan in einer Position, die es erlaube bzw. sogar erfordere, zugunsten eines höheren ethischen Ziels wie der Völkerverständigung Verzicht zu leisten. Oguras Ansichten fanden im japanischen WM-Diskurs kein Echo. Stimmen wie seine, die die Forderung erhoben, die WM sollte in den Dienst der Völkerverständigung gestellt werden, blieben Ausnahmen.
Keine Ausnahme war hingegen Okonogis Ansicht, die WM sei ein Sport-Event, das durch seine besondere Atmosphäre dabei helfen werde, leichter über komplizierte Fragen der Geschichte hinwegzukommen. In Bezug auf einen Besuch des Kaisers zur Eröffnungsfeier sagte er:
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„[...] Wenn sich die Atmosphäre in beiden Ländern verbessert, ist es auch damit getan, wenn seine Majestät nicht so schwierige Dinge sagt. [...] Man muss nicht so kompliziert über die WM denken. Es ist ein Sport-Event. Sollte Japan ein Land sein, das mit seinem Nachbarland kein Event veranstalten kann?“207 |
Auch die koreanische STA reagierte auf die Vergabeentscheidung der FIFA mit einer ausführlichen Gesprächsrunde zu den koreanisch-japanischen Beziehungen. Die WC interessierte sich für die Reaktionen im Nachbarland und ließ in Gastartikeln zwei japanische Kollegen der Tageszeitung Mainichi Shinbun zu Wort kommen, auf deren Berichte hier zunächst eingegangen wird.
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Während des Bewerbungswettkampfes hatte Japan großes Vertrauen in seine Bewerbung, da die für die WM nötige Infrastruktur bereits zu einem großen Teil vorhanden war. Darüber hinaus vertraute Japan auf den FIFA-Präsidenten, der das Land offen als ersten asiatischen Ausrichter einer WM favorisiert hatte. Als in letzter Minute die Entscheidung zu einer gemeinsamen Ausrichtung fiel, waren aufgrund der hohen Erwartungen die ersten Reaktionen in Japan negativ. Saitō Masaharu berichtete in der WC, der Vize-Präsident des Japanischen Fußballverbandes, Okano Shun’ichirō, habe gesagt, „Verwirrung“ sei nach dieser Entscheidung die ehrliche Verfassung der an der WM-Bewerbung Beteiligten. Die Verwirrung, so Saitō, war von dem deutlichen Gefühl geprägt, eine „Niederlage“ erlitten zu haben.208Besonders die designierten WM-Städte seien schockiert und verunsichert, berichtete sein Kollege Yamamoto Shunichi.209 Der Grund liege darin, dass jede Stadt 230 Millionen Yen210 an das japanische Bewerbungskomitee gezahlt und dafür die Zusage erhalten habe, dass mindestens drei WM-Spiele in ihrem Stadion stattfinden werden, erklärte er.211 Diese Kalkulationen beruhten auf der Annahme, dass Japan die WM alleine ausrichten würde und alle Spiele in Japan stattfinden sollten. Eine geteilte Ausrichtung bedeutete aber, dass nur die Hälfte der Spiele auf japanischem Boden stattfinden konnte. Die Enttäuschung über die Entscheidung sei so groß gewesen, dass die anlässlich der Vergabeentscheidung geplanten Feierlichkeiten reduziert oder ganz abgesagt wurden, berichtete Yamamoto. Man sei „nicht in der Stimmung“ gewesen.212
Saitō erwähnte, dass es im breiten Meinungsspektrum in Japan auch ablehnende Äußerungen wie diese gegeben habe: „Europa kann die Beziehungen zwischen Japan und Südkorea gar nicht verstehen. Auch vom Empfinden der Bevölkerung der beiden Länder her kann man eine gemeinsame Ausrichtung nicht machen.“ Auch extreme Meinungen habe es gegeben: „Was soll man mit einem Land schon machen, das Japan nur verleugnet (kor. hŏmdam 險談)?“213 Das sei aber nur ein Teil der Meinungen und die Stimmen, die Stimmen, die eine gemeinsame Ausrichtung in eine positive Richtung lenken wollten, seien viel stärker. Das Interesse richte sich darauf, wie die WM verlaufen werde, schrieb Saitō. Damit die gemeinsame WM ein Erfolg werde, müssten beide Seiten trotz aller Unterschiede zusammenarbeiten. Das werde nur gelingen, appellierte er, wenn beide Seiten die Großherzigkeit besäßen, Unterschiede, die sie am Partner wahrnehmen, als solche anzuerkennen.214
Während in der WC die FIFA-Entscheidung aus japanischer Sicht beleuchtet wurde, versuchte die STA, sich ihr aus verschiedenen koreanischen Perspektiven zu nähern. In Form einer Gesprächsrunde diskutierte Chŏng Chong-mun, der Leiter des Tonga Ilbo-Vereinigungsforschungsinstituts, mit Kim Kyŏng-wŏn, der bis kurz vor den Olympischen Spielen 1988 als Botschafter in den USA tätig gewesen war und jetzt die Leitung des Instituts für Soziologie innehatte. Die Runde wurde vervollständigt durch Ch’oe Chŏng-ho, Professor für Medienwissenschaften, der im südkoreanischen WM-Bewerbungskomitee aktiv gewesen war. Zu Beginn des Gesprächs versuchte Chŏng Chong-mun, einen Rahmen abzustecken, innerhalb dessen er die gemeinsame Ausrichtung der WM mit Japan diskutieren wollte. In seinen Augen war eine Olympiade oder eine WM nicht nur ein sportliches Ereignis, sondern „gleichzeitig ein Ort internationaler Politik“.215Ausgehend von dieser Prämisse wählte er die Schwerpunkte des Gesprächs: die WM 2002 und Südkoreas Verhältnis zu den USA, das Verhältnis zum WM-Partner Japan sowie den Umgang mit Nordkorea.
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Zunächst ging es darum, anhand eines Vergleiches mit den Olympischen Spielen 1988 in Seoul das internationale Umfeld der WM 2002 zu sondieren. Nachdem die USA und die UdSSR die Spiele 1980 in Moskau und 1984 in Los Angeles wechselseitig boykottiert hatten, hatte sich bis 1988 das internationale Umfeld so verbessert, dass Südkorea die Olympiade in einer „Atmosphäre der internationalen Versöhnung“216erfolgreich ausrichten konnte, fasste Chŏng Chong-mun zusammen. Nach dem Ende des Kalten Krieges sei die gegenwärtige Situation gut, man müsse aber die Entwicklung in den nächsten sechs Jahren abwarten und dürfe die Möglichkeit eines Zusammenbruchs Nordkoreas nicht außer Acht lassen, ergänzte Kim Kyŏng-wŏn.217
Chŏng führte aus, dass bedingt durch das veränderte internationale Umfeld auch die Rolle der USA im Jahr 2002 anders sei als 1988. Damals spielten die USA nicht nur eine zentrale Rolle bei Fragen der Sicherheit,218sondern sie erreichten mit der UdSSR ein internationales Einverständnis, dass die ganze Welt die Olympiade 1988 zu einem Erfolg machen wollte. 2002 gäbe es in der internationalen Politik keinen Grund, aus dem die USA Südkorea in der gleichen Weise unterstützen sollten. Südkorea sah sich deshalb mit einem Sicherheitsproblem konfrontiert, das seine Kapazitäten übersteigen könnte. Als Sicherheitsexperte war Chŏng der Meinung, dass
„wir die Sicherheitsprobleme, die sich daraus ergeben, dass sich Menschen aus allen Ländern der Welt auf einem Flecken versammeln, nicht alleine aus eigener Kraft bewältigen können, wie groß wir wirtschaftlich auch werden und wie wir uns auch entwickeln.“ Daher sei „bei Sicherheitsfragen die gemeinsame südkoreanisch-japanische Ausrichtung [...] nützlicher als eine alleinige Ausrichtung.“219 |
Dass Südkorea und Japan bei der WM 2002 aufeinander angewiesen seien, stehe in einem Spannungsverhältnis zu den gegenseitigen Beziehungen, die „keinesfalls einfacher“ seien als das südkoreanisch-amerikanische Verhältnis zur Zeit der Olympiade 1988, meinte Kim Kyŏng-wŏn.
„Wir sind in einer Situation, in der es jederzeit einen Grund geben kann, mit Japan eine emotionale Auseinandersetzung zu führen. Angenommen, irgendein japanischer Politiker leistet sich während des Turniers eine sogenannte verbale ,Entgleisung’220, dann kann man [jetzt schon] darüber nachdenken, wie sich unsere Bevölkerung verhält. Deshalb müssen wir als gastgebende Nation eine reife Weltanschauung und ein internationales Empfinden noch weiter entwickeln.“221 |
Kims Beitrag lenkte die Aufmerksamkeit nicht nur auf das schwierige Verhältnis zu Japan, sondern auch auf einen weiteren Punkt, der innerhalb des koreanischen WM-Diskurses einen wichtigen Platz einnahm. In Korea waren mit der Fußballweltmeisterschaft Erwartungen verbunden, die über eine erfolgreiche Ausrichtung des Turniers hinausgingen. Sich als eine Japan ebenbürtige Nation zu beweisen, war ein zentrales Anliegen, das von der ständigen Sorge, einem Vergleich nicht standhalten zu können, begleitet war. Aus diesem Grund wurde auch das Verhalten und Denken der Koreaner diskutiert. Aus Kim Kyŏng-wŏns Befürchtung, Korea könne auf die „verbale Entgleisung“ eines japanischen Politikers emotional reagieren, sprach die Kritik, dass Koreaner oft zu emotional reagieren. Diese Einstellung teilte auch Ch’oe Chŏng-ho. Viel zu lange, meinte der Medienwissenschaftler, habe man sich von „Mentalitäten“ (kor. chŏngsŏ 情緒) leiten lassen. Er machte deutlich, dass ein solches Verhalten mit den Ambitionen Südkoreas, auf der internationalen Bühne als anerkannter Partner Verantwortung zu übernehmen, nicht vereinbar sei. Die Vernunft, forderte er, müsse zum neuen Maßstab werden:
„In den letzten zehn Jahren haben wir oft das Wort „Mentalität“ benutzt. Indem man z.B. sagte „Das ist die TK-Mentalität“ oder „Das ist die Kwangju-Mentalität“, ganz so, als sei es eine Selbstverständlichkeit, dass die Politik von Mentalitäten bestimmt wird.222Aber stellt das nicht eigentlich ein Problem dar? Besonders wenn wir in Zukunft bei komplizierten auswärtigen Beziehungen mit vielen Ländern [..] verhandeln oder ein Festessen veranstalten müssen, ist es da nicht problematisch, wenn jedes Mal die ganze Sache durch die Mentalität der Teilnehmer einer Seite beeinflusst wird? Wir werden jetzt das Zeitalter der Mentalitäten beenden und das Zeitalter der Vernunft beginnen müssen.“223 |
Ch’oe verwies auf die wichtige Rolle, die die Medien dabei spielen. Sie sollten maßgeblich zu der Entwicklung einer reifen Weltanschauung und eines internationalen Empfindens beitragen. Als Beispiel führte er an, wie unterschiedlich die koreanische und die japanische Berichterstattung über die WM-Entscheidung gewesen seien. Während in Südkorea die Medien voll davon gewesen seien, sei es in Japan lediglich ein Thema unter anderen gewesen. Das sei, so Ch’oe, nicht nur auf die Niederlage Japans zurückzuführen, sondern auf die „Ausgewogenheit der öffentlichen Meinung“ in Japan.224Er erkannte in der ausgewogenen Berichterstattung der japanischen Medien eine Vorbildfunktion für Südkorea und forderte:
„Auch wir müssen in den Medien, in Zeitungen und Rundfunk ausgewogen sein. Deshalb denke ich, dass man [so] berichten muss, dass die allgemeine Bevölkerung die Welt immer mit einem ausgewogenen Empfinden betrachten und durchs Leben gehen kann.“225 |
Einen Schritt in die richtige Richtung erkannte Ch’oe, der selbst bei der WM-Bewerbung aktiv gewesen war, in der Taktik des koreanischen Bewerbungskomitees. Nicht Emotionen, sondern Vernunft und Kalkül hätten zum Erfolg geführt. Obwohl innerhalb der UEFA von verschiedenen Stellen immer wieder eine gemeinsame Ausrichtung vorgeschlagen worden sei, wäre es „natürlich [...] für uns nicht vorteilhaft gewesen, wenn wir von Anfang an die Absicht einer gemeinsamen Ausrichtung kundgetan hätten.“ Während das Komitee gegenüber der UEFA seine Neigung zu einer gemeinsamen Ausrichtung zum Ausdruck brachte, musste es Japan und dem FIFA-Präsidenten gegenüber zeigen, dass Korea Japan in der Abstimmung tatsächlich schlagen konnte. „Wir dachten, es sei nur so möglich, dass Japan oder Havelange ihr bisheriges Versprechen brechen und sich einer gemeinsamen Ausrichtung zuwenden würden.“226Die WM-Bewerbung war für Ch’oe Chŏng-ho deshalb „in gewisser Hinsicht ein ,Sieg der Vernunft’. Ist das nicht der Standpunkt“, fragte er, „den wir zukünftig aufrechterhalten müssen?“227Während Kim Kyŏng-wŏn es für möglich hielt, dass jederzeit eine emotionale Auseinandersetzung mit Japan geführt werden könnte, mahnte Chŏng Chong-mun, es sei „wichtig, dass wir angesichts der besonderen Beziehung zu Japan in den sechs bis zur WM verbleibenden Jahren dafür sorgen müssen, dass keine besonderen Probleme auftauchen.“228
Andererseits sei es gerade die Emotionalität der Koreaner, die das Image im Ausland positiv beeinflusse, bemerkte die Gesprächsrunde. Kim Kyŏng-wŏn war der Meinung, das Südkorea der Welt seine Begeisterung für die WM gut vermitteln könne und dass dies auch die Entscheidung der FIFA beeinflusst habe.229Er bezog sich ausdrücklich auf das Image Südkoreas im Ausland, das sich sehr positiv auf die Bewerbung ausgewirkt habe. Die unglaubliche Begeisterung sei als Ausdruck des unbedingten Wunsches verstanden worden, auf keinen Fall gegen Japan, das 36 Jahre lang die Kolonialmacht war, verlieren zu wollen.230Auch Ch’oe bestätigte, dass Südkorea im Ausland einen guten Eindruck hinterlassen habe. Es sei im Laufe des Bewerbungsprozesses als ein Japan gleichberechtigtes Land und sogar als eine der beiden Großmächte in Asien angesehen worden.231
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Die positiven Einschätzungen im Ausland stimmten jedoch nicht mit der Selbstwahrnehmung der Südkoreaner überein. Ch’oe Chŏng-ho führte aus, dass das Minderwertigkeitsbewusstsein der Koreaner daher rühre, dass man die japanische Kolonialherrschaft nicht als die Herrschaft einer zivilisierten Nation über eine ebenso zivilisierte wahrgenommen habe, sondern als die Herrschaft einer unkultivierten Nation über eine zivilisierte. Er deutete an, dass die Koreaner nicht genügend Selbstachtung aufbrächten und deshalb gegenüber Japan an einem Minderwertigkeitsbewusstsein litten. Aber das Jahr der WM sei ein neues Jahrhundert, in dem die japanische Invasion über 100 Jahre zurückliege. Für die junge Generation sei das eine Erzählung aus der fernen Geschichte. Ch’oe war der Meinung, dass diese Generation unbelastet und in einem Bewusstsein von Gleichberechtigung mit den jungen Japanern auf den Sportplätzen zusammentreffen werde. Er machte deutlich, dass mit der WM 2002 die Zeit reif sei, dass auch die Koreaner sich von der Erfahrung der Kolonialisierung und vom Opferbewusstsein vollständig befreien müssten.232
Er forderte, dass es vor den Augen der WM-Zuschauer nicht um die Frage gehen dürfe, ob Japan oder Südkorea dem anderen voraus sei. Der Fokus müsse darauf liegen zu zeigen, wie verschieden beide seien.233Er hob hervor, dass die ausländische Presse bereits für Differenzierung sensibilisiert sei. Als Beispiele führte er Sonderausgaben einiger europäischer Zeitungen an, die anlässlich der Vergabeentscheidung der FIFA die beiden Gastgeber einander gegenübergestellt hatten:
„Dabei war besonders beeindruckend, dass sie die Charaktere der Bevölkerung der beiden Länder verglichen haben. Eine Zeitung schrieb, dass die Koreaner die ,Latinos des Fernen Ostens’ oder die ,Italiener des Fernen Ostens’ seien. Sie schrieb, wenn man in Japan gewesen sei und dann nach Südkorea komme, habe man das Gefühl, wieder ,Menschen zu treffen’, so offen, menschlich und natürlich seien Koreaner. In Japan hingegen sei alles übertrieben stilisiert und formalisiert und es sei eine Atmosphäre, in der man sich nicht entspannen und laut lachen könne. Deshalb gab es einige Europäer, die sagten, dass sie erst nach Südkorea kommen mussten, um sich entspannen und laut lachen zu können. Diese Eigenschaften und Stärken der Koreaner sollten wir noch ein bisschen selbstbewusster zeigen können“, |
forderte Ch’oe Chŏng-ho.234Kim Kyŏng-wŏn hob die Konkurrenz mit Japan stärker hervor. Bei der Vorbereitung der gemeinsamen WM gab es Bereiche wie Sicherheit, Informationsaustausch, Visa-Vergabe usw., in denen die beiden Länder eng zusammenarbeiten mussten. Die dort praktizierte Zusammenarbeit müsse zur Gewohnheit werden, forderte er, denn sie sei für die internationale Politik Nordostasiens von großer Bedeutung. Neben der Kooperation betonte er auch die Konkurrenz mit Japan. Für ihn ergab sie sich als Konsequenz aus dem weltweiten Publikum, um dessen Gunst die beiden WM-Gastgeber konkurrierten. Kim betonte die Chance, die sich für Koreas Entwicklung bot und forderte die Bereitschaft, nach Veränderungen zu streben: „Falls es unter den Eigenschaften unseres Volkes etwas gibt, das verbessert werden müsste, vielleicht die Art zu denken oder das Benehmen, [wäre es gut,] wenn man das bei dieser Gelegenheit angehen und effektiv korrigieren würde.“235
Die Frage, Nordkorea in die WM-Ausrichtung einzubeziehen, stieß auf wenig Interesse. Ch’oe Chŏng-ho verwies wiederholt darauf, dass dieser Vorschlag nicht realisiert werden könne. Da Nordkorea sich nicht um die Ausrichtung beworben habe, könne es kein WM-Partner werden. Werde Nordkorea als Staat anerkannt, würde die WM von drei Ländern ausgerichtet werden. Das gelte es zu bedenken.236Darüber hinaus rief er in Erinnerung, dass Nordkorea nichts getan habe, um Südkoreas Intention, die WM als ein Motiv für eine Versöhnung oder sogar Wiedervereinigung zu nutzen, zu unterstützen, sondern das Gegenteil sei der Fall gewesen. Wenige Tage vor der Vergabeentscheidung habe Nordkorea dem Generalsekretär der FIFA ein Schreiben zukommen lassen, in dem Südkorea diffamiert wurde.237Kim Kyŏng-wŏn kommentierte lediglich, dass man zuerst daran denken müsse, wie die innere und äußere Sicherheit aufrecht erhalten werden können. Nordkorea müsse an einer militärischen Provokation gehindert werden. Ferner müsse man ein Szenario entwerfen, wie mit einem unerwarteten Zusammenbruch des nördlichen Bruders umzugehen sei.238
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Die Themen, die im Verlauf dieses Gesprächs angesprochen wurden, gaben bereits einen Eindruck davon, wie der südkoreanische WM-Diskurs in den sechs Jahren der Vorbereitung verlaufen würde. Nordkorea war kein wichtiges Thema, die Auseinandersetzung mit Japan als Vorbild und Konkurrent nahm hingegen großen Raum ein. Selbstbewusstsein und Selbstreflexion standen im koreanischen Diskurs ebenfalls im Vordergrund und die Perspektive japanischer Beobachter wurde mit Interesse verfolgt.
158 Zu den folgenden Ausführungen vgl. Butler (2002), S. 44 f.
159 Vgl. Butler (2002), S. 45 f.
160 Vgl. Sugden und Tomlinson (1998), S. 119 und Butler (2002), S. 46.
161 Vgl. Sugden und Tomlinson (1998), S. 118.
162 Vgl. Sugden und Tomlinson (1998), S. 113, 117.
163 Vgl. Butler (2002), S. 50.
164 Vgl. ebd.
165 Butler (2002), S. 50.
166 STA 1996/5, S. 318ff., auf diesen Artikel bezieht sich die folgende Darstellung.
167 Vgl. Yi Che-gwŏn, STA 1996/5, S. 319.
168 Vgl. Yi Che-gwŏn, STA 1996/5, S. 320.
169 Vgl. Yi Che-gwŏn, STA 1996/5, S. 320; Butler hingegen schreibt, das Inspektionsteam der FIFA habe im November 1995 berichtet, es gebe keine großen Unterschiede, obwohl das nicht den Tatsachen entsprochen habe. Es habe empfohlen, eine gemeinsame Ausrichtung in Betracht zu ziehen (vgl. Butler (2002), S. 49).
170 Vgl. Yi Che-gwŏn, STA 1996/5, S. 324.
171 Vgl. ebd.
172 Vgl. Yi Che-gwŏn, STA 1996/5, S. 322.
173 Vgl. Yi Che-gwŏn, STA 1996/5, S. 324.
174 Yi Che-gwŏn, STA 1996/5, S. 323.
175 Vgl. ebd.
176 Ebd.
177 Yi Che-gwŏn, STA 1996/5, S. 324.
178 Yi Che-gwŏn, STA 1996/5, S. 323.
179 Yi Che-gwŏn, STA 1996/5, S. 318.
180 Vgl. Butler (2002), S. 49 und Sugden und Tomlinson (1998), S. 114.
181 Vgl. Butler (2002), S. 52.
182 Vgl. Butler (2002), S. 49 f.
183 Vgl. Butler (2002), S. 50.
184 Vgl. Sugden und Tomlinson (1998), S. 112 ff.
185 Vgl. Butler (2002), S. 51.
186 Zu den folgenden Ausführungen vgl. Butler (2002), S. 47 ff.
187 Okonogi, CK 1996/8, S. 92.
188 Okonogi, CK 1996/8, S. 96.
189 Okonogi, CK 1996/8, S. 96 f.
190 Vgl. Okonogi, CK 1996/8, S. 97.
191 Vgl. Chi Tong-uk, CK 1996/8, S. 97.
192 Vgl. ebd.
193 Vgl. Okonogi, CK 1996/8, S. 97.
194 Vgl. Chi Tong-uk, CK 1996/8, S. 97.
195 Vgl. Chi Tong-uk, CK 1996/8, S. 92.
196 Okonogi, CK 1996/8, S. 97.
197 Vgl. Chi Tong-uk, CK 1996/8, S. 95.
198 Vgl. ebd.
199 Vgl. Okonogi, CK 1996/8, S. 95.
200 Vgl. Chi Tong-uk, CK 1996/8, S. 95.
201 Okonogi, CK 1996/8, S. 95.
202 Vgl. Okonogi, CK 1996/8, S. 93 f.
203 Vgl. Chi Tong-uk, CK 1996/8, S. 94.
204 Vgl. Okonogi, CK 1996/8, S. 94.
205 Ogura, Sekai 1996/8, S. 97.
206 Vgl. ebd.
207 Okonogi, Aera 1996/6/17, S. 19.
208 Vgl. Saitō, WC 1996/7, S. 155.
209 Vgl. Yamamoto, WC 1996/7, S. 159.
210 Butler nennt die Zahl „um 235 Millionen Yen“ (vgl. Butler (2002), S. 51).
211 Vgl. Yamamoto, WC 1996/7, S. 161.
212 Vgl. Yamamoto, WC 1996/7, S. 160.
213 Saitō, WC 1996/7, S. 158.
214 Vgl. Saitō, WC 1996/7, S. 158 f.
215 Vgl. Chŏng Chong-mun, STA 1996/7, S. 98.
216 Vgl. Chŏng Chong-mun, STA 1996/7, S. 99.
217 Vgl. Kim Kyŏng-wŏn, STA 1996/7, S. 99.
218 Vgl. Chŏng Chong-mun, STA 1996/7, S. 100.
219 Chŏng Chong-mun, STA 1996/7, S. 102.
220 Gemeint sind Äußerungen konservativer japanischer Politiker, die den Krieg oder die Kolonialherrschaft beschönigen.
221 Kim Kyŏng-wŏn, STA 1996/7, S. 101.
222 „TK-chŏngsŏ“, die „T’aegu-Mentalität“, bezeichnet die Mentalität der Menschen in der Region um die Stadt T’aegu (früher auch in der Umschrift Taeku, daher die Abkürzung „TK“). Aus der Region T’aegu kamen mehrere Präsidenten, weshalb dort Machtbewusstsein und ein gewisses Überlegenheitsgefühl ausgeprägt sein sollen. Die Region um die Stadt Kwangju gilt als der benachteiligte Gegenspieler. Die „Kwangju-Mentalität“ („Kwangju-chŏngsŏ“) zeichnet sich durch ein Gefühl des ewigen Zu-kurz-Kommens aus. Ein prägendes Ereignis war ferner die militärische Niederschlagung der Demokratie-Bewegung 1980 in Kwangju, die ein nationales Trauma verursachte.
223 Ch’oe Chŏng-ho, STA 1996/7, S. 103.
224 Vgl. Ch‘oe Chŏng-ho, STA 1996/7, S. 101 f.
225 Ch‘oe Chŏng-ho, STA 1996/7, S. 102.
226 Ch‘oe Chŏng-ho, STA 1996/7, S. 103.
227 Ebd.
228 Chŏng Chong-mun, STA 1996/7, S. 102.
229 Vgl. Kim Kyŏng-wŏn, STA 1996/7, S. 104.
230 Vgl. Kim Kyŏng-wŏn, STA 1996/7, S. 106.
231 Vgl. Ch‘oe Chŏng-ho, STA 1996/7, S. 106.
232 Vgl. Ch‘oe Chŏng-ho, STA 1996/7, S. 106 f.
233 Vgl. Ch‘oe Chŏng-ho, STA 1996/7, S. 107.
234 Ebd.
235 Kim Kyŏng-wŏn, STA 1996/7, S. 105.
236 Vgl. Ch‘oe Chŏng-ho, STA 1996/7, S. 107 f.
237 Vgl. ebd.
238 Vgl. Kim Kyŏng-wŏn, STA 1996/7, S. 108.
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