Metternich: Seine Politik und sein Europaverständnis


Seminar Paper, 2006

19 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Metternich in seiner Zeit
1.1 Kindheit und Jugend
1.2 Diplomatische Lehrjahre
1.3 Gesandter in Dresden und Berlin
1.4 Außenminister und Kampf gegen Napoleon
1.5 Wiener Kongress und Karlsbader Beschlüsse
1.6 Auseinanderbrechen der Heiligen Allianz und Julirevolution
1.7 Der Abstieg, Exil und Rückkehr

2. Textinterpretation
2.1 Zusammenfassung
2.2 Bewertung

Literaturverzeichnis

Anhang:
Text: Die Ordnung Europas ist antirevolutionär

Einleitung

Heutzutage ist Europa eine große Gemeinschaft. Die Europäische Union wächst, bald wird nahezu ganz Europa sich in diesem Bündnis, bzw. in dieser Union zusammengefunden haben. Doch das friedliche Europa, wie wir es heute vorfinden ist noch jung, vor 200 Jahren wurde es durch Kriege bis auf die Grundfesten erschüttert. Zwei Männer prägten jene Epoche: Napoleon Bonaparte und Klemens Fürst von Metternich. Beide waren erbitterte Rivalen, beide hatten aber den gleichen Gedanken: Ein vereinigtes Europa. Jedoch unterschieden sich ihre Auffassungen über dieses vereinigte Europa grundlegend voneinander. Klemens Fürst von Metternich wollte ein Europa bestehend aus den altehrwürdigen Dynastien, ein Europa der alten Ordnung. Ob und wie er dieses Ziel erreicht hat, und ob man ihn anhand seiner Biografie als den „Ersten Europäer“ bezeichnen kann, werde ich versuchen darzulegen.

1. Metternich in seiner Zeit

1.1 Kindheit und Jugend

Klemens Wenzel Lothar Nepomuk von Metternich-Winneburg-Beilstein wurde am 15. Mai 1773 in Koblenz geboren. Sein Vater war der kaiserliche Diplomat Franz Georg Karl Graf von Metternich, seine Mutter war Maria Beatrix Aloisia, Gräfin von Kagenegg, Hofdame bei Maria Theresia. Beide Elternteile stammten aus rheinischem Uradel und waren reichsunmittelbar. Der kleine Klemens erhielt seine Erziehung durch den katholischen Geistlichen Abbè Bertrand und den protestantischen Lehrer Johann Friedrich Simon[1]. Seine Mutter hielt Klemens zum Französischsprechen- und schreiben an, während sein Vater darauf achtete, dass er die deutsche Sprache nicht vernachlässigte[2]. 1788 wurde Klemens zusammen mit seinem Bruder Josef auf die Universität Straßburg geschickt, ihr Hauslehrer Simon begleitete sie. Metternich nahm hier ein Studium der Staats- und Rechtswissenschaften, sowie der Geschichte auf. Seine diplomatische Laufbahn war vorprogrammiert, sein Bruder Josef sollte Domherr in Mainz werden. Die Brüder Metternich wohnten beim späteren König von Bayern Maximilian IV. Joseph von Pfalz-Zweibrücken, der ein Freund der Familie war. Kurioserweise nahm Klemens an der Universität Fechtunterricht beim gleichen Fechtmeister wie sein späterer großer Rivale Napoleon Bonaparte[3]. 1789 wird Klemens nicht nur Ehrenritter des Malteserordens[4], sondern erlebte auch die ersten Ausläufer der Französischen Revolution, die nach Deutschland übergriffen. Metternich empfand sofort tiefe Abscheu gegen die revolutionären Ideen, Zitat: „ Vor einer Masse stumpfer Zuschauer, die sich das Volk betiteln, umgeben, hatte ich eben der Plünderung des Stadthauses zu Straßburg beigewohnt, die von einem trunkenen Pöbel... verübt worden war “(Seward, S.19). 1790 wechselte er an die Universität Mainz, wo er sein Studium bis 1792 fortführt. 1790 wurde Klemens Zeuge der Kaiserkrönung Leopolds II. in Frankfurt. Hier bekleidete er auch sein erstes offizielles Amt als Zeremonienmeister des katholischen Teils des westfälischen Grafenkollegs an der Seite seines Vaters. In diese Zeit entstanden seine ersten Ideen zur Politik (z.B. zum „Gleichgewicht“ der Staaten in Europa, aufgeschnappt bei seinem Lehrer Nikolaus Vogt[5] ). 1792 wohnte der junge Metternich wieder einer Kaiserkrönung bei. Franz II., Sohn Leopolds II.., wurde nach dessen überraschendem Tode zum Kaiser gekrönt. Metternich wird nun langsam an das diplomatische Geschäft seines Vaters herangeführt, er besuchte ihn auf seinen Reisen durch Europa, nebenbei arbeitete er im Ministerium seines Vaters in Brüssel.

1792 startete ein preußisch-österreichisches Heer unter der Führung des Herzogs von Braunschweig von Koblenz aus gen Frankreich um dort die Revolution niederzuschlagen (1.Koalitionskrieg: Österreich und Preußen). Die Franzosen allerdings stoppten den Zug und schlugen zurück, sie besetzten im Oktober des gleichen Jahres Mainz und im November Brüssel, was zur Flucht der Metternichs nach Koblenz führte. 1793 kehrte das Heilige Römische Reich nach der Schlacht bei Neerwinden am 18. März wieder nach Brüssel zurück. Franz Georg von Metternich überredete den Kaiser den Titel Herzog von Brabant anzunehmen, was dieser auch tat (Frühjahr’94). Klemens verfasste nun erste Schriften gegen das revolutionäre Frankreich, z.B. „Über die Notwendigkeit einer allgemeinen Bewaffnung des Volkes an den Grenzen Frankreichs“. Laut Metternich sei das Ziel der Revolutionäre „ alle sozialen Bande zu brechen, alle Prinzipien zu zerstören und alles Eigentum zu enteignen[6].

1.2 Diplomatische Lehrjahre

1794 wurde Metternich mit seiner ersten eigenständigen diplomatischen Mission betraut. Seine Reise ging nach England, wo er den Generalschatzmeister der niederländischen Regierung, Graf Desandrouin begleitete, der wiederum über eine Anleihe verhandeln sollte. In England lernte Metternich, unter anderen hochgestellten Personen, auch den König Georg III. und Pitt den Jüngeren kennen. Außerdem besuchte er mehrmals das Parlament. Im September musste Metternich zurückkehren, weil sich die Dinge überschlagen haben. Frankreich war in die Niederlande eingefallen und verleibte sich das linke Rheinland, inklusive der Metternich-Besitzungen ein. Die Familie wurde daraufhin vertrieben und floh, fast mittellos, auf ihr Gut Königswart nach Böhmen. Im Oktober besuchte Metternich mit seinem Vater zum ersten mal das kaiserliche Wien. Die finanziellen Probleme der Familie nahmen ständig zu und dadurch sahen die Eltern sich gezwungen eine Hochzeit mit einer reichen Dame für Klemens zu arrangieren. Die Auserwählte war Eleonore Gräfin Kaunitz-Rietberg, Enkelin des ehemaligen österreichischen Außenministers Wenzel Anton Graf Kaunitz und das, was man im allgemeinen als eine „gute Partie“ bezeichnete. Am 27. September 1795 heirateten die beiden in der Nähe des später noch schicksalsträchtig werdenden Ortes Austerlitz. Durch diese Heirat gehörten die Geldprobleme der Metternichs der Vergangenheit an, außerdem gehörte man nun zum engen Kreis der 12 höchstgestellten Familien des Habsburgerreiches. Dies konnte jedoch nicht verhindern, dass Franz Georg seinen Posten als kaiserlicher Diplomat verlor, da man ihm am Hofe, forciert durch den österreichischen Außenminister Thugut, im allgemeinen die Schuld am Verlust der Niederlande und damit Belgiens ankreidete[7]. 1797 wurde Metternichs erstes Kind geboren, eine Tochter mit dem Namen Marie (6 weitere sollten folgen). Zu dieser Zeit besuchte Metternich Vorlesungen in Chemie, Geologie, Physik und vor allem Medizin: „ Der Mensch und sein Leben schienen mir ein Gegenstand wert, studiert zu werden[8]. Am 17. Oktober 1797 wurde der Vertrag von Campo Formio geschlossen, in dem das Kaiserreich die Lombardei, Belgien und das linke Rheinland verliert und an Frankreich abtreten musste. Von 1798/99 fand der Kongress von Rastatt statt. Dieser Friedenskongress sollte die Ausführungen des Vertrages von Campo Formio (siehe oben) zum Abschluss bringen. Klemens begleitete seinen Vater, der Reichsbevollmächtigter ist, als Berater nach Rastatt. Allerdings kam der Kongress zu keinem Ergebnis, da zum gleichen Zeitpunkt der 2.Koalitionskrieg (Koalition: Österreich, Großbritannien, Russland, Osmanisches Reich, Portugal, Neapel, Kirchenstaat) ausbrach. Metternich hatte hier zum ersten Mal persönlichen Kontakt zu französischen Gesandten. Seine Abneigung gegenüber diesen wuchs sehr stark: „ Wer einem der Bestgekleideten unter ihnen im Wald begegnet, würde vor Angst vergehen[9]. Frankreich hatte sich in seinen Augen zum Schlechtesten entwickelt: „ Mein Gott! Wie hat sich diese Nation verändert![10]. Metternich erkannte die Sinnlosigkeit des Kongresses: „ Es sieht ganz nach einer Finte aus.[11], und es schien ihm keine Überraschung zu sein, als der starke Mann Frankreichs, Napoleon Bonaparte, gar nicht zum Kongress anreiste.

1.3 Gesandter in Dresden und Berlin

Anfang 1799 brach, wie schon gesagt, der 2.Koalitionskrieg aus, welcher mit einer Niederlage Österreichs endete und den endgültigen Verlust des Linken Rheinlandes sowie der oberitalienischen Besitzungen bedeutete. Ludwig Cobenzl wurde inzwischen zum neuen österreichischen Außenminister ernannt, was in Metternich den Gedanken seines Aufstiegs in der diplomatischen Hierarchie beflügelte. Und tatsächlich wurde Metternich ab 1801 österreichischer Gesandter in Dresden. Persönlich sah er seine Aufgabe darin, den Einfluss Preußens zu begrenzen, welches seiner Meinung nach danach trachtete, die Vormacht im Reich zu werden und damit Österreich abzulösen[12]. Dresden bot außerdem einen vorzüglichen Posten um viele Informationen, die aus Polen und Russland hier zusammenliefen, aufzunehmen. Franz Georg von Metternich wurde in Wien vom Kaiser inzwischen aufgrund seiner Verdienste zum erblichen Fürsten des Kaiserreiches ernannt, was einen erheblichen Aufstieg im Ansehen und Macht nach sich zog. Im November 1803 wechselte Klemens von Metternich nach Berlin an den preußischen Hof. Seine Aufgabe hier war es die Beziehungen Preußens zu Frankreich, welche nach den Koalitionskriegen notgedrungen eng waren, zu lockern, um Preußen in ein Bündnis mit Österreich gegen Napoleon zu bewegen, was letztendlich aber scheiterte.

Am 25. Februar 1803 wurde in Regensburg der Reichsdeputationshauptschluss verabschiedet; die deutschen Fürsten welche durch die Einverleibung des linken Rheinufers durch Frankreich viele linksrheinische Territorien verloren hatten, wurden nun durch geistliche Gebiete entschädigt. Das heißt, dass, u.a. die drei Kurerzbistümer Mainz, Köln und Trier, sowie die geistlichen Territorien weitgehend in weltliche umgewandelt wurden („Säkularisation“). Die Folgen für das Reich waren immens: die alte Reichsstruktur war zerstört, die weltlichen Reichsstände wurden gestärkt und entwickelten sich endgültig zu autonomen Territorialstaaten[13]. Der Reichsdeputationshauptschluss lief im Großen und Ganzen nach den Plänen Englands, Russlands und natürlich Frankreich ab. Das Deutsche Reich, bzw. Kaiser Franz II. stimmte nur wiederwillig zu. Nun entstanden auch neue große Staaten, wie Baden, Württemberg und vor allem Bayern, welches sich erheblich vergrößerte[14]. Dadurch und aus Konsequenz über die Annahme des Kaisertitels (Kaiser der Franzosen) durch Napoleon ernannte sich Franz II. zum Kaiser von Österreich. Das alte Reich war damit dem Untergang geweiht. 1805 bricht dann der 3.Koalitionskrieg aus (Koalition: Österreich, Großbritannien, Russland, Schweden). Die Folge war die katastrophale Niederlage bei Austerlitz (Dreikaiserschlacht). Österreich wurde der Friede von Pressburg auferlegt. Gleichzeitig jedoch wurde die französische Flotte in der Seeschlacht bei Trafalgar zerstört, somit war wenigstens Englands Seehoheit garantiert. Als Ergebnis aus dem Frieden von Pressburg verlor Österreich Venedig und Dalmatien an Frankreich, sowie Tirol an Bayern, welches sich auf die Seite Napoleons schlug.

Metternich ahnte das Ziel Napoleons: „[Napoleon] ziele als geistiger Erbe des Reichs Karl des Großen “ auf eine „ universale Monarchie[15]. Er verzweifelte an der misslichen Lage des Reiches und schlug eine Art „Eisernen Vorhang“ vor, welcher sich von der Weser bis zur Adria ziehen und eine Koalition Preußens, Russlands und Österreichs gegen das Kaiserreich Napoleons einschließen sollte[16].

1806 wurde der Rheinbund geschlossen, indem 16 Staaten aus dem Reich austraten und sich unter dem Protektorat Napoleons zusammenschlossen (unter anderem die Königreiche von Frankreichs Gnaden Bayern und Württemberg). Daraufhin legte Franz II. am 6. August 1806 die römisch-deutsche Kaiserkrone nieder und erklärte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation für aufgelöst. Er selbst war nun nur noch Kaiser von Österreich. Österreich bemühte sich daraufhin um ein einigermaßen freundschaftliches Verhältnis zum französischen Kaiser um wenigstens den status quo aufrechtzuerhalten und schickte nun Metternich als Botschafter nach Paris. Am 10.August begegnete dieser persönlich Napoleon.

Am 14. Oktober besiegte Napoleon ein preußisch/sächsisches Heer in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt. Vorrausgegangen war ein preußisches Ultimatum an Frankreich, welches sich über den Rhein hinweg aus Deutschland zurückziehen sollte. Napoleon marschierte nun in Berlin ein und war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Am 8.Juli 1807 schloss der Kaiser der Franzosen in Tilsit einen Vertrag mit dem Zar von Russland, dieser beinhaltete den gemeinsamen Krieg gegen England, Preußen verlor beträchtliche Territorien.

[...]


[1] Bibl, Viktor: Metternich - Der Dämon Europas, Leipzig und Wien 1936, S.46.

[2] Seward, Desmond: Metternich, Der erste Europäer - Eine Biographie, dt. Ausgabe,

Zürich 1993, S.19.

[3] ebda.

[4] Srbik, Heinrich von: Metternich – Der Staatsmann und der Mensch, Band 1,

München 1925, S.67.

[5] Bibl: Metternich, S.48.

[6] Seward, S.28f.

[7] Srbik, Metternich, S.80.

[8] Seward, S.39.

[9] ebd..

[10] Bibl, S.53.

[11] Seward, S.41.

[12] Seward, S.47.

[13] Berglar, Peter: Metternich, Kutscher Europas – Arzt der Revolution, Göttingen 1973, S.16.

[14] Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1800-1866 – Bürgerwelt und starker Staat, München 1993 (1983), S.12f.

[15] Seward, S.51.

[16] ebd. S.53.

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Details

Title
Metternich: Seine Politik und sein Europaverständnis
College
http://www.uni-jena.de/  (Institut für Volkskunde/Kulturgeschichte)
Course
Europäische Kultur und europäische Identität
Grade
2,0
Author
Year
2006
Pages
19
Catalog Number
V84370
ISBN (eBook)
9783638002691
ISBN (Book)
9783638912730
File size
490 KB
Language
German
Keywords
Metternich, Seine, Politik, Europaverständnis, Europäische, Kultur, Identität
Quote paper
Christian Pötsch (Author), 2006, Metternich: Seine Politik und sein Europaverständnis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84370

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