Bestimmte Formen politischer Devianz werden regelmäßig für „extremistisch“ erklärt. Was damit gemeint ist, scheint intuitiv einleuchtend und wird in der „Extremismustheorie“ auch wissenschaftlich bestimmt. Verschiedene Kritiken an dieser Konzeption zeigen jedoch, dass das Extremismusmodell erhebliche analytische Schwächen aufweist und zugleich politisch folgenreich ist. Es suggeriert u.a. klare Grenzen einer demokratischen „Mitte“ und ihrer problematischen Ränder, wobei diese Grenzziehungen inhaltlich schwach bestimmt und der politischen Auseinandersetzung entzogen sind. Trotz dieser Mängel ist die Rede vom politischen Extremismus allgegenwärtig und bestimmt wissenschaftliches wie auch staatliches und zivilgesellschaftliches Handeln. Der Sammelband verhandelt Geschichte, Praxis und Alternativen der politischen Semantik des „Extremismus“ aus einer interdisziplinären Perspektive: Worin liegen die Probleme und Schwächen des Extremismusmodells? Was macht es trotzdem so definitionsmächtig und attraktiv? Welche Wirkungen entfaltet das Denken in Extremismen? Welche alternativen Zugänge und Konzepte gibt es?