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Storytelling with Numbers. Diagrams as Places of Counting and Narrating
Abstract: This paper examines storytelling with numbers in diagrams as a cultural technique that allows a daily use of large, complex, flexible amounts of data. On the basis of a flexible concept of storytelling it is argued that diagrams open narrative spaces. Two different types of diagrams are analysed in terms of the extent to which abstract knowledge can be produced, processed and used by objectification and by technical support in ever yday storytelling. Using the example of an informational graphic in a regional daily newspaper and the experimental numerical storytelling of an artist, the paper advocates a culture analytical study of diagrammatic (everyday) practices. Such an analysis makes current changes associated with the assignment of meaning to number-based knowledge in all areas of personal life in (digitised) societies easier to understand.
Keywords: narration, knowledge, numbers, data, quantifying
"Wir leben in einer durch und durch mathematisierten Gesellschaft. Wer das nicht weiß, kann sie nicht verstehen."
(Ortlieb 2004)
Der Umgang mit großen, komplexen und schnell beweglichen Datenmengen ist alltäglich geworden: Auf Bahnfahrten wird die Atmosphäre des gemeinsamen Reisens statt durch lautes Musik hören und Telefonieren zunehmend durch eine auf mobile Geräte gerichtete Aufmerksamkeit bestimmt, in denen auf kleinen Bildschirmen große Mengen an Informationen zur Verfügung stehen. Joggende oder Fahrradfahrende sind immer häufiger mit Geräten und entsprechenden Apps ausgestattet, die Routen und Fahrverhalten aufzeichnen und auswerten, so dass sie später im Internet geteilt werden können.1 Aufwendige Visualisierungen von Datenströmen machen das Kommunikationsverhalten von Stadtnutzer_innen sichtbar2, und in klassischen Printme- dien ergänzen ganzseitige, multimediale Informationsgrafiken3 lange Textbeiträge und einfache Torten- und Balkendiagramme (Finke/Manger/Fichtel 2012). Diese alltägliche Präsenz großer Datenmengen4 korrespondiert mit einer Allgegenwart von Diagrammen und einer sich verändernden Bedeutung zahlenbasierten Wissens in allen Bereichen des persönlichen Lebens.
Der folgende Beitrag geht diesen Veränderungen nach, indem er im ersten Teil das Verhältnis von Erzählen und Zahlen diskutiert und dabei das Diagramm als ein Wissensformat herausstellt, an dem dieser Zusammenhang besonders augenfällig wird. Im zweiten Teil wird anhand zweier sehr unterschiedlicher Beispiele dann detailliert herausgearbeitet, wie sich in Diagrammen Erzählen und Zahlen verschränken.
Erzählen und Zahlen
Erzählen ist eine Kulturtechnik, mit der Menschen Ordnung herstellen, Sinn generieren, kurz: die Welt wissen. Dieses Wissen wird in Sprachspielen5 erzeugt,...