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Germanisierung im besetzten Ostoberschlesien während des Zweiten Weltkriegs - Fakten und Erinnerung Jahrestagung des Instituts für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa (IVDE) in Kooperation mit dem Institut für Germanistische Philologie der Schlesischen Universität zu Katowice (Prof. Dr. hab. Jan Iluk), Freiburg im Breisgau, 8. - 9. Oktober 2014
Im September 1939 wurde das Gebiet Ostoberschlesiens, welches bis 1922 zum Deutschen Reich gehörte, in das "Großdeutsche Reich" eingegliedert. Gemäß der NSPropaganda sollten die annektierten Gebiete zum "Bollwerk des Deutschtums" ausgebaut werden. Dies beinhaltete zugleich die Liquidierung alles "Fremdvölkischen". Aus diesem Grund wurden im Herbst 1940 fast 18.000 Polen aus der Region Saybusch/ Zywiec in das Generalgouvernement vertrieben und gleichzeitig etwa 5.500 Galizienund Buchenlanddeutsche dort angesiedelt. Über den nach der deutschen Besetzung gebildeten Regierungsbezirk Kattowitz (1939-1945), der größtenteils aus der Wojewodschaft Schlesien bestand, gibt es kaum deutschsprachige historiografische Literatur im Gegensatz zu den Gauen Danzig-Westpreußen und Wartheland. Im Rahmen der Tagung sollte dieser Missstand angegangen und speziell auf die Germanisierung des Alltags in seinen unterschiedlichsten Erscheinungsformen hin untersucht werden. Konkret ging es um die Auswirkungen auf das alltägliche Leben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und nicht um die "große Geschichte". Neben der interethnischen und interkulturellen Perspektive war die Thematisierung des Spannungsverhältnisses von historischen Fakten gegenüber Erinnerungen ein weiteres Ziel der Tagung. Der interdisziplinäre Zugang der ReferentInnen zu ausgewählten Einzelthemen diente der Klärung dieses Fragenkomplexes.
Die Tagung wurde vom Institutsleiter Werner Mezger (Freiburg i.Br.) eröffnet. Er wies auf das Zustandekommen der international angelegten Tagung mit Referenten aus Polen und England hin und stellte den grenzüberschreitenden Dialog heraus, dem die Arbeit des Instituts verpflichtet ist. Anschließend hob der Organisator der Tagung Hans-Werner Retterath die Bedeutung der Volkskunde/Europäischen Ethnologie bei der Interpretation des Alltags hervor. Bereits durch die Wahl des...