Ferdinand Tönnies (1855 - 1936) war Soziologe, Nationalökonom und Philosoph. Am stärksten mit seinem Namen verbunden ist, dass er 1887 mit "Gemeinschaft und Gesellschaft" als erster deutscher Wissenschaftler ein Grundlagenwerk ausdrücklich zur Soziologie vorgelegt hat. Er wurde dadurch zum Begründer (bzw. mit den jüngeren und später als er soziologisch hervorgetretenen Autoren Georg Simmel und Max Weber zum Mitbegründer) der deutschen Soziologie. Erkenntnistheoretisch ein Vertreter der Einheit aller Wissenschaften ("Monist"), trug Tönnies bedeutend zur Theorie und Feldforschung bei. Am geläufigsten ist seine Einführung der zwei Begriffe „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“ geworden. In seinem Werk "Gemeinschaft und Gesellschaft" gibt er der damals neuen "Soziologie" die Aufgabe, zu erklären, warum Menschen einander bejahen. Seine publizistische Aktivität war darüber hinaus thematisch weit gespannt und großen Umfangs, sowohl in den Bereichen der Soziologie, der Statistik und der Forschung zu Hobbes, als auch – mit republikanischer Grundüberzeugung – zu aktuellen politischen Themen. Hervorzuheben sind seine Studien zum Voluntarismus (er prägte diesen Begriff), zur Typologie, seine Beiträge zur "Naturrechts"-Debatte, sodann zum sozialen Wandel (zur "Sozialen Frage", zur "Neuzeit"), zur öffentlichen Meinung, zu den Themen der Sitte, der Kriminalität und des Suizids, zur Methodologie der Statistik (Tönnies’ Korrelationskoeffizient), sowie seine Neubelebung der internationalen Hobbes-Diskussion.