Frauen im Bildungsbürgertum des 19. Jh.


Hausarbeit, 2002

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Ausbildung und Rollenverteilung
1.1 Rollenverteilung
1.2 Begabung und Chancengleichheit
1.3 Bildung

2. Familienleben.
2.1 Liebe und Partnerschaft
2.2 Mutterliebe
2.3 Die Rolle der Frau in der Familie.

3. Arbeitsleben
3.1 Mädchenarbeit
3.2 Frauenarbeit.
3.3 Frauenberufe
3.4 Gewerkschaften

4. Emanzipation
4.1 Feminismus versus Emanzipation
4.2 Frauenpolitik und Frauenbewegung
4.3 Frauenrecht und Gleichberechtigung

5. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

0. Einleitung

„Freiburg 1907, die Studentin der Geschichtswissenschaft, Lina Kulenkampff, sitzt neben der Ehefrau des Professors für mittelalterliche Geschichte, Frau von Below: ,Stopfen Sie Ihre Strümpfe selbst?’ Studentin Kulenkampff: ,Ja.’ Frau von Below: ,Nähen Sie dann auch mit dem Fingerhut?’ Studentin Kulenkampff: ,Ja.’ Frau von Below: ,Ach, dann ist ja noch nicht alles weibliche verloren!’“ [1] Diese reale Gesprächsszene, aufgeschrieben von der Studentin Lina Kulenkampff, stammt aus der Zeit, in der die Frauenbewegung in Deutschland schon ein halbes Jahrhundert alt ist und bereits einige wesentliche Erfolge errungen hatte. Der Weg dahin aber war ein äußerst steiniger, ausgehend von einer männlich dominierten Welt, in der Frauen noch deutlich benachteiligt waren. Um zu verstehen, weshalb die Frauen des 19. Jahrhunderts so engagiert für ihre Emanzipation kämpften, muss man ihre Situation im 19. Jahrhundert näher betrachten.

Deshalb möchte ich in dieser Hausarbeit die Situation der bürgerlichen Frauen im 19. Jahrhundert genauer beleuchten und dabei auf die Bereiche Ausbildung, Familie, Arbeitsleben und Emanzipation eingehen. Es soll gezeigt werden, welchen Weg die Frauen dieser Zeit beschritten, welche Rolle sie in der Gesellschaft spielten und welche Steine ihnen in den Weg zur Gleichberechtigung gelegt wurden.

1. Ausbildung und Rollenverteilung

1.1 Rollenverteilung

Die Rolle von Mann und Frau war schon immer definiert, jedoch erst mit der Entstehung des Bürgertums kristallisierten sich Schwerpunkte in der Definition der Geschlechter heraus. Eine Definition, die zwischen ,schwachem’ und ,starkem’ Geschlecht unterschied.

Während der Frau ,weiche’ Eigenschaften wie Bescheidenheit, Liebe, Güte oder Fügsamkeit zugesprochen wurden, wurde der Mann eher durch ,harte’ Eigenschaften wie Vernunft, Gewalt, Kraft oder Kühnheit charakterisiert.

Mit der Entstehung der bürgerlichen Familie wurde die Frau nun in ihre Rolle als Hausfrau und Mutter gedrängt und hatte in der außerfamiliären Gesellschaft kein Leben mehr. Von da an erlernte sie keinen Beruf mehr und war nur noch innerhalb des familiären Kreises tätig. Schon die Schulausbildung bereitete die Mädchen auf ein Leben bestehend aus Hausarbeit und der Erziehung von Kindern vor. So verlagerte sich die Aufgabe der Frauen „in zunehmendem Maße auf eine eher unsichtbare Ebene, auf das leise und immer bereite ‚Dasein für die Familie’“.[2] Somit setzte sich seit Beginn der Industrialisierung eine Form der Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau durch: Er wurde zuständig für Außenwelt, Beruf und Öffentlichkeit, sie für Heim, Haushalt und Familie. Die Rollenzuweisungen des 19. Jahrhunderts begrenzten die Lebensmöglichkeiten und Rechte der Frauen massiv, denn während die aggressive Herrschaft der Männer unterstützt wurde, wurde den Frauen Sanftmut gepredigt. Und so ist es kein Wunder, dass das bürgerliche Frauenbild einen triebverzichtenden, selbstverleugnenden, liebenden weiblichen Geschlechts-Charakter als Norm propagierte.

1.2 Begabung und Chancengleichheit

Allgemein kann man sagen, dass die männlichen Interessen wettbewerbsorientierter, risikofreudiger und mannigfaltiger sind, die weiblichen Interessen dagegen sind handlungsbegrenzter, personenbezogener, kooperations- bereiter und weniger ehrgeizig.[3] Während Männer zu aggressiverem und dominanterem Verhalten neigen, ziehen Frauen verbale Auseinandersetzungen vor und zeigen größere Selbstkontrolle sowie soziale Anpassung.

Schon immer orientierten sich Begabtenförderung und Anerkennung intellektueller Leistungen sehr stark an den vorherrschenden Rollenvorstellungen der Gesellschaft über die Aufgaben von Mann und Frau. Zu jener Zeit hielt man geistige Bildung für unvereinbar mit der Rolle und den Aufgaben einer Frau. Überhaupt wurden Mädchen kaum auf das Berufsleben vorbereitet und schon gar nicht auf einen beruflichen Aufstieg. Dies ‚verdankten’ sie erziehungs- und ausbildungsbedingten Barrieren, die damals generell eine andere Erziehung und schlechtere Ausbildung für Mädchen vorsahen. Den meisten Frauen blieb also nichts anderes übrig als sich mit dieser Rollennorm abzufinden und sich letzten Endes damit zu identifizieren. So mussten sie gezwungenermaßen auf geistige Eigenständigkeit und kreative Freiheit verzichten. Erschwerend kam noch hinzu, dass das Bildungsangebot für Frauen noch lange Zeit stark eingeschränkt war. Erfolge für eine bessere Bildung der Frau wurden erst in jahrzehntelangem Kampf durch die spätere Frauenbewegung erzielt.

Es gab jedoch auch im 19. Jahrhundert einige wenige Frauen, die ihre herausragende Begabung in Leistung umsetzen konnten. Sie stammten meist aus wohlhabenden und gebildeten Familien und wurden bei ihrem Ausbruch aus dem weiblichen Normensystem von ihren Angehörigen unterstützt. Diese Frauen zeichneten sich durch geistige Unabhängigkeit, Selbstbewusstsein und hohe Leistungsmotivation aus. Allerdings mussten sie viele Erschwernisse in Kauf nehmen und sogar böse Anfeindungen ertragen. Jedoch verblassten die eigentlich gleichrangigen wissenschaftlichen und künstlerischen Produkte einer Frau im Schatten der Männer.

Zur Chancengleichheit im 19. Jahrhundert lässt sich sagen, dass das Verlangen nach bürgerlicher Gleichheit nicht selten in Spannung geriet zur Forderung nach optimaler Förderung des Einzelnen. Einige namhafte Persönlichkeiten beschäftigten sich damals mit der ungerechten Benachteiligung der Frau. Sie forderten eine bessere Ausbildung für Frauen, da beide Geschlechter Anspruch auf öffentliche Unterweisung hätten. Doch der Großteil der herrschenden Bevölkerung war der Meinung, dass auch die Bildung der Frau lediglich der Mütterlichkeit dienen solle. Dennoch zeichnete sich allmählich immer mehr das Bild der Frau als Bürgerin und eigenständige Person ab.

1.3 Bildung

Mit Maria Theresias Schulreform von 1774, die den ersten umfassenden staatlichen Regelungs- und Gestaltungsversuch des Volksschulwesens in die Wege leitete, wurde auch die Unterrichtspflicht für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren eingeführt. Gleichzeitig forderte sie „die Erziehung der Jugend beyderley Geschlechts als die wichtigste Grundlage der Glückseligkeit der Nationen“. Die Schulreform sah also eine Teilnahme von Jungen und Mädchen am Unterricht vor. Idealerweise sollte er in getrennten Klassen oder Schulen stattfinden, doch dieses Vorhaben konnte nicht umgesetzt werden. Für alle Schultypen, die von Jugendlichen über zwölf Jahren besucht wurden und für alle höherrangigen Schulen, war die Geschlechtertrennung allerdings verpflichtend. Während aber die Belange des Knabenschulwesens immer stärker vom entstehenden modernen Staat gefördert wurden, gab es kaum Bestrebungen, ein differenziertes, dem Knabenschulwesen gleichrangiges Bildungssystem für Mädchen aufzubauen. Mädchen erfuhren stets eine nachrangige Behandlung, wurden auf später vertröstet, was dann jedoch am fehlenden Engagement, unklaren Konzepten und mangelnden Geldern scheiterte. So überließ man einen Teil der Mädchenbildung weiterhin dem Privatunterricht bzw. dem Lernen durch Nachahmung daheim.

[...]


[1] Nave-Herz, Frauenbewegung, S. 10

[2] vgl. Lissner/Süssmuth/Walter, Frauenlexikon, S. 379

[3] vgl. Lissner/Süssmuth/Walter, Frauenlexikon, S. 101

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Frauen im Bildungsbürgertum des 19. Jh.
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Die Kulturgeschichte des Bildungsbürgertums im 19. Jh.
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V15525
ISBN (eBook)
9783638206082
Dateigröße
463 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauen, Bildungsbürgertum, Kulturgeschichte, Bildungsbürgertums
Arbeit zitieren
Maja Roseck (Autor:in), 2002, Frauen im Bildungsbürgertum des 19. Jh., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15525

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