Language:
English
Pages:
1 Online-Ressource (48 Seiten)
DDC:
301
Keywords:
afrikanische Diaspora
;
Afro-Abstammung
;
Rassendemokratie
;
afrolateinamerikanische Identität
;
African Diaspora
;
Afro-descendance
;
Racial Democracy
;
Afro-Latin Identity
;
Soziologie und Anthropologie
Abstract:
Wissenschaftler*innen haben zwei unterschiedliche Kategorien der afrikanischen Diaspora
identifiziert. Um diese zu analysieren, bedarf es den Gebrauch verschiedener Parameter. Bei
der ersten handelt es sich um die Historische Diaspora aus Afrika stammender Menschen, die
aus dem transatlantischen Sklavenhandel und seinen ,Begleiterscheinungen' - wie die
Ausbeutung afrikanischer Männer, Frauen und Kinder, die aus Afrika als versklavte Population
und als Zwangsarbeiter nach Amerika verschleppt wurden - hervorging. Diese systematische
Diasporisierung erstreckte sich über einen Zeitraum vom 16. bis hin zum 19. Jahrhundert und
führte zu dem, was heute als afronachkommende Bevölkerung der heutigen Nationen
Lateinamerikas und der Karibik, einschließlich den USA bezeichnet wird. Die zweite Kategorie
ist das Ergebnis eines neueren Phänomens, das als Wirtschaftliche Diasporisierung von
Menschen afrikanischer Herkunft beschrieben wird, die auf der Suche nach besseren
Lebensbedingungen vereinzelt ins selbst gewählte Exil in den Globalen Norden gehen.. Ein
hauptsächlicher Unterschied zwischen beiden Kategorien ist der Fakt, dass Mitglieder*innen
der wirtschaftlichen Diaspora Gruppe eine offene und konstante Beziehung zu ihrer
afrikanischen Heimat aufrechterhalten. So pflegen sie weiterhin konkrete Verwandtschafts-,
ethnische und nationale Bindungen mit dem Land, dessen afrikanische Nationalität sie haben.
Sie nehmen am täglichen Leben der Nation, einschließlich durch soziale Medien, teil. Zudem
werden sie von den, auf dem Kontinent zurückgebliebenen Angehörigen, aufgrund ihrer
Fremdwährungsüberweisungen an Familie und Freunde in der Heimat, als reale oder
potenzielle Wohltäter*innen angesehen. Außerdem erfüllen sie weiterhin bürgerschaftliche
Verantwortung, wie die Teilnahme am Wahlprozess in ihren Heimatländern. Umgekehrt sind
Mitglieder*innen der historischen afrikanischen Diaspora in den Amerikas so einer engen
Beziehung zu Afrika beraubt. Grund dafür ist die historische Trennung von einem bestimmten
Ort in Afrika, welcher durch den systematischen Abbruch ihrer Verwandtschaftsbeziehungen
zu Afrika verursacht wurde. In der Tat ist es virtuell unmöglich ihre Wurzeln zu einer
bestimmten Abstammung, einem bestimmten Ort oder Nationalität im gegenwärtigen Afrika
zurückzuverfolgen. Daher ist das Wort „Afro“ in der Identität der Afrobrasilianer*innen,
Afrokolumbianer*innen oder Afro-Puerto Ricaner*innen, usw. nur zu einer symbolischen
Zugehörigkeit, denn ihre afrikanische Nationalität ist bestenfalls vorgestellt oder ausgelebt,
ohne dass die Möglichkeit besteht, den Pass eines afrikanischen Staates als Erbe ihrer direkten
Eltern oder Großeltern mitzuführen. Diese Antrittsvorlesung ist eine Einschätzung der Mühen
und des Prozesses der Konstruktion einer Afroidentität durch die Mitglieder*innen der
historischen afrikanischen Diaspora, welche heute die afronachkommende Bevölkerung der
dreiunddreißig Nationen umfassend der lateinamerikanischen und karibischen Regionen
ausmacht. Schlussendlich hinterfragt diese Vorlesung die long durée ihres Strebens nach vollen
und kompletten Staatsbürgerechten und -privilegien im modernen lateinamerikanischen und
karibischen Ländern, wie Brasilien, Kuba, Kolumbien, Trinidad und Tobago, die
Dominikanische Republik, Puerto-Rico, Mexiko, Venezuela, usw.
Abstract:
Researchers have identified two distinct categories of the African Diaspora which must be
analysed using different parameters. The first is the Historic Diaspora of African peoples
occasioned by the Trans-Atlantic Slavery and its correlates such as the exploitation of African
men, women and children sequestered from Africa as enslaved populations and indentured
labourers in the Americas. This systematic diasporisation of Africans lasted from the 16th to the 19th Centuries and resulted in what is today considered the Afro-descendant populations of modern day nations of Latin America and the Caribbean, including the USA. The second
category is the product of a more recent phenomenon which has been described as the
economic diasporisation of African peoples through a sporadic self exile towards the Global
North in quest of better living conditions. A major difference between the two categories is the
fact that members of the Economic Diaspora group maintain an open and constant access to
their African homeland. In fact, they continue to preserve concrete kinship, ethnic and national links with the country of their African nationality. They participate in the daily life of the nation including via the social media, and are looked upon as real or potential benefactors by the loved ones left behind on the continent thanks to their foreign currency remittances to
family and friends back home. Furthermore, they continue to fulfil civic responsibilities such as
participation in electoral processes in their home country. Conversely, members of the Historic
African Diaspora located in the Americas are deprived of such intimate relationship with Africa
because of the historic disconnection with any specific location in Africa occasioned by the
systematic rupture of their direct kinship ties with Africa. Indeed, it is virtually impossible to
trace their Roots in Africa to any specific lineage, location or nationality in contemporary
Africa. This is what makes the “afro” in the identity of Afro-Brazilians, Afro-Columbians or
Afro-Puerto-Ricans, etc. only a symbolic belonging because their citizenship of Africa is at
best imagined and lived out without the possibility of carrying the passport of any African state as an inheritance from their direct parents or grand-parents. This Inaugural Lecture is an
appraisal of the travails and the process of afro-identity contruction by the members of the
Historic African Diaspora who, today, make up the Afro-descendant populations of the thirtythree nations comprising the Latin American and Caribbean regions. Ultimately, the Lecture interrogates the long durée of their quest for full citizenship rights and privileges in modern Latin-American and Caribbean countries such as Brazil, Cuba, Colombia, Trinidad and Tobago, the Dominican Republic, Puerto-Rico, Mexico,Venezuela, etc.
Note:
Antrittsvorlesung am 19. Juli 2023 von Prof. Dr. Félix Ayoh' OMIDIRE, Gastprofessor für "African Diaspora Studies" am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin
URN:
urn:nbn:de:kobv:11-110-18452/28730-1
URL:
Volltext
(kostenfrei)
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